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Tarifeinigung – deswegen müssen 8.000 Stellen bei der Post weg

Nach den Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Deutschen Post will letztere nun 8.000 Arbeitsplätze bis zum Jahresende streichen. Begründet wird dies mit einer effizienteren Arbeitsweise.

Zwei Tage nach der Tarifeinigung mit ver.di verkündete die Deutsche Post, dass sie bis zum Jahresende 2025 rund 8.000 Stellen abbauen will. Die Begründung dafür, dass vier Prozent der Beschäftigten wegfallen? Man möchte sich schlanker und effizienter aufstellen. Nikola Hagleiter, Mitglied des DHL-Vorstands, kündigte bereits direkt nach der Einigung mit Bezug auf den Tarifabschluss und die wirtschaftliche Lage an, man müsse „Kostensenkungsmaßnahmen konsequent erweitern und beschleunigen“.

Hier noch einmal das Ergebnis der Tarifverhandlungen: Das Gehalt soll 2025 um zwei Prozent steigen und im zweiten Jahr der Laufzeit um drei Prozent. Hinzu kommt ein zusätzlicher Urlaubstag.

Der Stellenabbau sei Teil der Umstrukturierung des Logistikkonzerns. Schon im September 2024 hatte Tobias Meyer, Vorstandsvorsitzender der DHL Group, eine neue Strategie angekündigt, mit der er vorhat, bis 2030 den Umsatz im Vergleich zu 2023 um 50 Prozent zu erhöhen.

Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post

Stellenabbau um Geld zu sparen

Er betont ebenso, dass die Tarifeinigung den Druck auf den Konzern erhöhe, denn 2024 stieg der Umsatz des Unternehmens zwar auf 84,2 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis sank aber um 7,2 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro: „Dieser Tarifvertrag belastet uns bis Ende 2026 mit rund 360 Millionen Euro“. Das inzwischen auf 95 Cent für einen Standardbrief angestiegene Porto decke diese Kosten nicht ab, insbesondere wegen der immer weiter fallenden Sendungszahlen. Sich vom Briefgeschäft trennen oder es von der Paketzustellung abspalten möchte man aber nicht.

Die Kosten für die problematische Stellung der Deutschen Post sollen nun also neben den Verbraucher:innen die Arbeiter:innen tragen, immerhin werden fast 4 Prozent aller Stellen gestrichen. Die Kapitaleigner:innen hingegen dürfen sich über die Nachrichten freuen, die der Aktienkurs andeutet: Um 11 Prozent ist die Aktie der Deutschen Post AG in Reaktion auf die Ankündigung gestiegen, sie liegt aktuell bei etwa 43 Euro.

Ver.di kritisiert die Stellenstreichungen

Zu dem angekündigten Stellenabbau äußert sich ver.di kritisch: „Die Aussage des Postvorstands, der Tarifabschluss sei ein Treiber für den Stellenabbau, weisen wir entschieden zurück.“, so der ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. Eine verfehlte Regulierungspolitik und fehlende Portoerhöhungen seien der Grund für den Stellenabbau.

Durch den schrumpfenden Briefmarkt und den Stellenabbau der Deutschen Post gehen weitere sozialversicherungspflichtige und tarifvertraglich geregelte Stellen verloren und prekäre Arbeitsbedingungen werden gefördert.

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