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US-Amerikanische Strafzölle treten in Kraft

Am Dienstag treten die von der US-Regierung angekündigten Sonderzölle in Kraft. Produkte aus Kanada und Mexiko werden nun mit 25 Prozent verzollt, auf Importe aus China gelten 20 Prozent. Kanada und China kündigen Gegenmaßnahmen an.

Nun treten also die von US-Präsident Trump angekündigten Sonderzölle in Kraft. Diese hatte er bereits seit Beginn seiner Amtszeit im November 2024 angedroht. Importe aus Kanada und Mexiko werden ab jetzt mit 25 Prozent verzollt, und auf Einfuhren aus China gilt ein zusätzlicher Zoll von 20 Prozent. Die Strafzölle gegen China hatte Trump Ende letzten Monats nochmals erhöht, ursprünglich waren nur 10 Prozent angekündigt.

Außerdem kündigt Trump an, dass ab dem 2. April voraussichtlich neue Zölle auf landwirtschaftliche Produkte gelten sollen. Genauere Informationen hierzu gibt es seitens der US-Regierung bisher nicht.

Amerikanischer Handelskrieg

Es droht ein nordamerikanischer Handelskrieg, der zu einer zunehmenden Unsicherheit bei Konsument:innen und Produzent:innen führt. Kanadas Außenministerin Melanie Joy bezeichnete die Importzölle als „existenzielle Bedrohung“ und kündigte Gegenmaßnahmen an: Kanada will Gegenzölle nach dem Prinzip „Dollar für Dollar“ einführen. Zunächst sollen diese im Umfang von 30 Milliarden US-Dollar erhoben werden. Sollten die USA ihre Importzölle allerdings nicht zurücknehmen, habe man weitere Gegenzölle in Höhe von 155 Milliarden US-Dollar vorbereitet. Auch kündigte Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau an, mit Provinzen und Territorien über weitere Maßnahmen im Gespräch zu sein. Das könnte eine Einschränkung oder einen Stopp der Öl-Exporte an die USA bedeuten – dies wäre ein herber Schlag für die Vereinigten Staaten.

Hier drücken sich besonders Trumps imperialistische und geostrategische Gedanken sowie die Demonstration vermeintlicher Unabhängigkeit der USA vom Ausland aus. Dies zeigt sich beispielsweise an dem Vorschlag von  Donald Trump an den kanadischen Premierminister Trudeau: Er hatte Kanada vorgeschlagen, den Vereinigten Staaten als 51. Bundesstaat beizutreten. Dann müsse das Land keine Zölle mehr zahlen und hätte z.B. einen besseren militärischen Schutz. Trump möchte mit den höheren Zöllen zur politischen Unterwerfung drängen.

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Auch China droht mit Gegenmaßnahmen und will vor allem US-amerikanische Agrarprodukte stärker verzollen. So kündigte das chinesische Handelsministerium an, 15 Prozent auf die Einfuhr von Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle sowie 10 Prozent auf Importe von anderen Agrarprodukte zu erheben. Diese Reaktion fällt laut Experten aber noch recht verhalten aus und deutet eine gewisse Gesprächsbereitschaft von chinesischer Seite an: „Die Vergeltungsmaßnahmen hätten sehr viel stärker ausfallen können“, meint Lynn Song, China-Chefvolkswirt der ING, gegenüber dem Handelsblatt.

Marktreaktionen

Die Kapitalmarktbilanz der USA ist bedenklich und sorgt für eine zunehmende Verunsicherung bei Investor:innen. Trumps Sonderzölle hatten bereits am Montag einen erheblichen Effekt auf asiatische und US-amerikanische Absatzmärkte. Der S&P 500-Index sank um 1,75 Prozent, auch der Dow Jones Industrial-Index und der Nasdaq fielen deutlich.

Zudem ist die deutsche Autoindustrie betroffen, da Produkte von deutschen Autofirmen wie Volkswagen, BMW und Audi unter anderem in Mexiko produzieren. Die deutsche Autoindustrie steckt bereits aufgrund von Stellenabbau, Lohnkürzungen und Werkschließungen in einer Krise.

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Worum geht es Trump?

Als Grund für die Sonderzölle gibt Trump die Migrationsströme aus Mexiko, das Schmuggeln von Drogen wie Fentanyl aus Mexiko und China und die hohen Subventionen an, die Kanada und Mexiko von den USA erhalten haben.

Einige Expert:innen spekulieren hingegen, dass es Trump bei den Sonderzöllen gegen Mexiko und Kanada in Wirklichkeit um den Wirtschaftskrieg mit China gehe. Patrick Mchenry – Republikaner und ehemaliges Mitglied des Finanzausschusses im House of Representatives – vermutet bei CNN beispielsweise, dass Trump die nordamerikanischen Staaten auf diese Weise unter Druck setzen will, ebenfalls Strafzölle auf chinesische Produkte zu erheben. Das könnte er als Vorbedingung für die Aufhebung der eigenen Strafzölle meinen. Schon in der Vergangenheit hatte Trump Strafzölle als Verhandlungstaktik benutzt.

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