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Freihandelsabkommen zwischen EU und Indien noch dieses Jahr?

Nach der Verabschiedung des Freihandelsabkommen mit den MERCOSUR-Staaten sollen weitere Abkommen folgen. Dazu reiste EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen kürzlich nach Indien. Der Druck durch die zunehmenden Handelskonflikte ist groß.

Im Dezember 2024 wurde mit dem MERCOSUR-Abkommen eine Einigung zwischen der EU auf der einen Seite und Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay auf der anderen Seite erzielt. Es wurde einer der größten Freihandelsräume geschaffen, der 700 Millionen Menschen umfasst. Dieser Vertrag liegt nun zur Überprüfung und Unterzeichnung den jeweiligen Parteien vor.

Die Mercosur-EU-Freihandelszone rückt näher

Nun steht eine weitere Verhandlung an: Mit der Verhandlung eines Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien, könnte nun ein weiterer weitestgehend zollfreier Freihandelsraum geschaffen werden, der knapp 1,9 Milliarden und ein Bruttoprodukt von 24 Billionen US-Dollar umfasst.

Um in den Verhandlungen Schritte nach vorne zu kommen, stattete die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) dem indischen Premierminister Narendra Modi am Freitag in Neu-Delhi einen Besuch ab. Bei ihrem dritten Gastspiel wurde sie von einer großen Delegation von EU-Kommissar:innen begleitet. Ihr erklärtes Ziel: Ein Verhandlungsergebnis noch in diesem Jahr.

Alte Bekannte

Während die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen nicht neu sind – zwischen 2007 und 2013 gab es sie bereits – arbeiten die beiden Seiten nun seit drei Jahren an einer neuen Lösung. Der gegenseitige Handel umfasst mittlerweile 120 Milliarden Euro jährlich. Die EU ist somit Indiens wichtigster Handelspartner.

Neben der engen Handelsbeziehung, die schon bald auf ein höheres Niveau gehoben werden könnte, sind auch beide Parteien auf der Suche nach strategischen Partnern. Die Zuspitzung der Handelskonflikte – vor dem Hintergrund der aggressiven Zollpolitik der USA und der starken chinesischen Konkurrenz – macht für beide Parteien weitere Partnerschaften nötig, um keine einseitigen Abhängigkeiten zu verschärfen.

Bisher bezieht Indien 50-60 Prozent seiner jährlichen Waffenkäufe aus Russland und verfügt auch mit China über enge Handelsbeziehungen – trotz den anhaltenden Spannungen, zum Beispiel im Konflikt um die Kaschmirregion. Technologisch ist Indien noch dabei aufzuholen und muss bis jetzt einen großen Teil seiner Konsumgüter aus China importieren.

Gleichzeitig steht die EU, allen voran Deutschland, unter Druck, neue Märkte zu erschließen und Fachkräfte und günstige Produktionsstandorte zu finden. 6.000 europäische Unternehmen produzieren bereits in Indien.

Worum es geht

Trotz der engen Handelsbeziehungen gibt es noch Schranken, die Deutschland betreffen: Indien erhebt eine Luxussteuer auf Spirituosen, Wein und Autos – wichtige Exportgüter Deutschlands. Auch Maschinen werden mit Zöllen belegt. Diese Steuern und Zölle sollen weitestgehend abgebaut werden.

Indien seinerseits erhofft sich einen besseren Zugang zum europäischen Markt für seine günstigen Medikamente und Chemieprodukte. Neben den Verhandlungen darüber ist auch der Schutz geistigen Eigentums, also der Umgang mit patentierter Technologie, ein weiterer Streitpunkt. Gleichzeitig ist der Erfolgsruck groß.

Die Beziehungen zwischen EU und Indien werden nicht nur beim Handel vertieft. Auch in sicherheitspolitischen Fragen und der Verteidigungspolitik möchte man verstärkt zusammenarbeiten. Das betrifft auch den Ausbau von sicheren Handelswegen, die maritime und die Cyber-Sicherheit. Auch wird der gemeinsame Bau von U-Booten in einem Joint-Venture mit TKMS vorbereitet.

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