Hamdan Ballal, Co-Regisseur des preisgekrönten Dokumentarfilms „No Other Land“ wurde am Montagabend von Siedler:innen brutal angegriffen. Anschließend wurde er von der IDF festgenommen. Es handelt sich um einen gezielten Angriff und Einschüchterungsversuch.
Am Montagabend griff eine Gruppe israelischer Siedler:innen Hamdan Ballal in seinem Heimatdorf Susja im Westjordanland an. Die Gruppe war mit Schlagstöcken, Messern und mindestens einem Sturmgewehr bewaffnet – mehrere Angreifer:innen waren vermummt. Beim Übergriff wurde Ballal durch einen Stein am Kopf getroffen, außer ihm wurden auch drei weitere Palästinenser:innen verletzt.
Anschließend wurde er von israelischen Soldat:innen festgenommen und in einer Polizeistation in der israelischen Siedlung Kiryat Abi festgehalten. Laut Co-Regisseur Yuval Abraham haben IDF-Soldat:innen ihn dafür aus einem für ihn gerufenen Krankenwagen gerissen. Die IDF streitet dies ab und lässt darüber hinaus mitteilen, man habe lediglich drei Palästinenser:innen festgenommen, die verdächtigt werden, Steine auf israelische Siedler:innen geworfen zu haben. Seit Dienstag ist Ballal wieder auf freiem Fuß.
In Kiryat Abi war Ballal auf der Polizeistation unter folterähnlichen Bedingungen inhaftiert. Er selbst gibt an, 24 Stunden lang mit verbundenen Augen unter einem viel zu kalten Klimagerät festgehalten worden zu sein. Lea Tsemel, die Anwältin Ballas, erklärt außerdem, man habe ihm nur minimale Pflege für seine Verletzungen angeboten und ihr den Zugang zu ihrem Mandanten verwehrt. Yuval Abraham fügte auf X hinzu, dass auch er die ganze Nacht gefesselt gewesen und von Soldat:innen geschlagen worden sei. Beim Verlassen der Polizeistation war sein Gesicht geschwollen, und er hatte Blut auf seiner Kleidung.
Klar gezielter Angriff
Ballal ist keine unbekannte Person: er war einer der Regisseure für den Dokumentarfilm „No Other Land“. Der Film zeigt die Vertreibung der Bevölkerung palästinensischer Dörfer im Westjordanland wegen der Errichtung eines IDF-Truppenübungsplatzes und dokumentierte auch die Angriffe von israelischen Siedler:innen auf Palästinenser:innen. Der Film gewann unter anderem 2025 den Oscar für den besten Dokumentarfilm und wurde auch auf der Berlinale 2024 ausgezeichnet.
Die Preisverleihungen erzeugten unter deutschen Politiker:innen und Medien eine Kontroverse, da die Filmemacher:innen sich palästina-solidarisch äußerten. Sie forderten, Deutschlands Unterstützung des Genozids in Gaza zu beenden und sprachen sich gegen die Apartheid in Israel aus. Deutsche Medien und Politiker:innen brandmarkten sie deswegen als antisemitisch.
Insbesondere der Oscar-Gewinn machte die Regisseure weltweit bekannt und sorgte dafür, dass die palästinensischen Regisseure immer mehr ins Fadenkreuz zionistischer Angriffe gerieten. Sowohl Lamia Ballal, Hamdans Ehefrau, als auch Basel Adra, ein weiterer Co-Regisseur, geben an, dass die Angriffe israelischer Siedler:innen und Truppen seit der Preisverleihung massiv zugenommen hätten.
Die Botschaft ist klar: Die Angriffe stehen für einen klaren Einschüchterungsversuch gegenüber allen, die über die zionistischen Verbrechen gegenüber den Palästinenser:innen berichten wollen. Der israelische Staat billigt diese Abschreckung nicht nur, sondern beteiligt sich aktiv.
Palästina-Repressionen in den USA
Auch in den USA schreiten Repressionen und Angstmacherei immer weiter voran. Zuletzt wurden vor allem ausländische palästina-solidarische Student:innen von harten Repressionen getroffen: beispielsweise wurde der Aktivist Mamouhd Khalil festgenommen und sitzt nun – trotz gültigem Visum – in Abschiebehaft.
Ähnlich traf es nun auch eine türkische Doktorandin in Boston. Sie wurde von zivil gekleideten Beamten des Heimatschutzministeriums festgenommen. Auch sie hat ein Aufenthaltsrecht, was für die Trump-Regierung aber scheinbar keine Rolle spielt. In den Fokus geraten war sie als Co-Autorin eines Artikels in einer Studierendenzeitung, in der sie die Bostoner Tufts-Universität dazu aufforderte, den Völkermord an den Palästinenser:innen als Genozid anzuerkennen und nicht weiter in Unternehmen zu investieren, die in Verbindung mit Israel stehen. Ihr Anwalt hat laut eigener Aussage derzeit keinen Kontakt zur festgenommenen Studentin.
Auch Badar Khan Suri, ein indischer Postdoktorand, der an der Georgetown-Universität in Washington DC lernt und auch unterrichtet, wurde vom Heimatschutzministerium festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, Verbindungen zur Hamas zu haben und Antisemitismus zu verbreiten. Auch er hat ein gültiges Visum.