Laut dem Statistische Bundesamt steigt die Zahl der Unternehmen, die insolvent gehen, immer weiter an. Das Jahr 2024 überschattet die vergangenen Jahre.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte am Freitag in einer Pressemitteilung mit, dass es nach vorläufigen Angaben, einen großen Anstieg der Anmeldung von Insolvenzen in Deutschland zu beobachten gebe. Beispielsweise sei im Februar 2025, im Vergleich zum Vorjahresmonat die Zahl der angemeldeten Insolvenzen um 12,1 % anstiegen.
Die Anmeldung einer Insolvenz taucht erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in der Statistik auf. In konkreten Zahlen bedeutet diese Entwicklung, dass im Jahr 2024 insgesamt 21.812 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet haben. Damit waren es 2024 ein Anstieg von insgesamt 22,4 % Insolvenzmeldungen im Vergleich zu 2023.
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Der Trend setzt sich fort
Diese Entwicklung ist keine statistische Ausnahme, sondern folgt einem längeren Trend: Im Jahr 2023 stieg die Zahl der gemeldeten Insolvenzen ebenfalls um 22,1% im Vergleich zum Vorjahr. Der Erklärungsansatz des Statistischen Bundesamts für diese beiden Jahre (2022/2023) ist neben der „schwierigen wirtschaftlichen Lage“ auch ein Nachholeffekt der Corona-Krise.
Von März 2020 bis Mai 2021 wurden einige Unternehmen durch die Corona-Hilfe der Regierung unterstützt und die Insolvenzantragspflicht wurde teils oder komplett ausgesetzt. Die Corona-Hilfen mussten allerdings in Teilen zurückbezahlt werden, was für manche Unternehmen eine wirtschaftliche Herausforderung darstellen dürfte, weswegen viele dann im Nachhinein insolvent gehen.
Die Zahl der Insolvenzen war zuletzt in den Jahren der Wirtschaftskrise 2009 (32.687 Insolvenzen) und 2015 (23.101 Insolvenzen) auf einem höheren Stand als 2024. Daraus wird ersichtlich, wie eng diese Zahlen mit der Konjunktur der Wirtschaft verknüpft sind.
Nach Zahlen des Amtsgerichts betragen die Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 bei insgesamt rund 58,1 Milliarden Euro. Dies ist ein enormer Zuwachs: Ein Jahr zuvor lag dieser Betrag noch bei 26,6 Milliarden Euro. Diesen Anstieg kann laut dem Statistischen Bundesamt darauf zurückgeführt werden, dass sich die Anzahl der „Großinsolvenzen“ (Insolvenzen ab 25 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben – mit einem Plus von 127,5%.
Es ist also zu beobachten, dass nicht nur kleine Unternehmen zwischen den großen Monopolen zerrieben werden, sondern dass auch größere Firmen nicht von den Folgen der wirtschaftlichen Krise sicher sind.
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Welche Branchen sind betroffen?
Das Statistische Bundesamt weist ebenfalls darauf hin, welche Branchen im Jahr 2024 besonders häufig von Insolvenzen betroffen sind. Die meisten Insolvenzen wurden demnach im Bereich des Verkehrs und im Lager-Gewerbe verzeichnet. Darauf folgte das Baugewerbe. Danach kamen Dienstleistungen wie beispielsweise Zeitarbeitsfirmen. Privatinsolvenzen sind ebenfalls angestiegen, so wurden 2024 um die 6,5% mehr Privatinsolvenzen angemeldet als im Jahre 2023.
Unter anderem steckt das Baugewerbe tief in der Krise. Die Firmenpleiten verstärken die Monopolstellungen der großen Konzerne. Bei Immobilien gibt es eine hohe Nachfrage, aber ein geringes Angebot. Firmen wie Vonovia können sich fette Extraprofite durch hohe Mieten einstreichen.
Gleichzeitig führt die Wohnungspolitik der Bundesregierung nicht dazu, dass die benötigten bezahlbaren Wohnungen gebaut würden. Privatpersonen sind währenddessen kaum noch in der Lage, sich ein Eigenheim bauen zu lassen. Das alles drückt sich letztlich in den hohen Insolvenz-Zahlen aus.
Auch die Automobilbranche spürt die Folgen der Krise extrem. Die Auto-Riesen VW, BMW und Daimler sind stark angeschlagen, da sie mit der internationalen Konkurrenz kaum noch mithalten können. Zahllose Zulieferungsfirmen sind vom Schicksal der großen Konzerne abhängig und bekommen die Krise noch deutlich härter zu spüren.
Doch das alles steht in keinem Vergleich zu den Arbeiter:innen. Denn wenn sich die Konzernbosse verzocken, erhalten sie meistens trotzdem eine fette Abfindung. Der ehemalige Vorstandschef von VW beispielsweise kassiert weiterhin jährlich über 11 Millionen Euro Bonuszahlungen – und das inmitten der Krise!
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