Georg Elser und Dietrich Bonhoeffer wurden vor genau 80 Jahren in zwei verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Beide haben Widerstand gegen den Hitlerfaschismus geleistet und dabei ihr Leben gelassen. Heute gilt es, der Antifaschisten zu gedenken, indem wir aus ihrem Widerstand lernen und ihn weiterführen. – Ein Kommentar von Thomas Mercy.
Heute vor 80 Jahren, am 9. April 1945, wurden die Widerstandskämpfer Georg Elser und Dietrich Bonhoeffer von den Nationalsozialisten ermordet. Doch wer waren diese Personen und wie sollten wir ihrer heute gedenken?
Georg Elser war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Mitglied des Roten Frontkämpferbunds, dem paramilitärischen Arm der KPD. Er war von Anfang an Gegner des Nationalsozialismus und leistete immer wieder kleinere Akte des Widerstandes – etwa die Verweigerung des Hitlergrußes. Höhepunkt seines Widerstandes war ein versuchter Anschlag auf Hitler, Göring und Goebbels. 1939 zog Elser von Königsbronn nach München, um diesen Anschlag vorzubereiten und zu verüben. Der Anschlag fand zwar am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller tatsächlich statt, aufgrund einer zeitlichen Fehlkalkulation verfehlte die Bombe jedoch ihre Ziele.
Als Begründung für den Anschlag führte er die Lebensbedingungen der Arbeiter:innen an, die sich seit der Machtübernahme Hitlers massiv verschlechtert hatten. Ebenso war er ein großer Gegner des Kriegs und versuchte, ihn durch sein Attentat zu verhindern. Nach dem Anschlag wurde er jahrelang gefangen gehalten, bis er dann am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet wurde.
100 Jahre „Roter Frontkämpferbund”: Revolutionärer Kampf um die Straße
Dietrich Bonhoeffer war auch Widerstandskämpfer, hatte jedoch einen etwas anderen Hintergrund. Er war lutherischer Theologe und Privatdozent der evangelischen Theologie in Berlin. Anders als die meisten Protestanten äußerte er sich mehrfach kritisch gegenüber dem Nationalsozialismus, besonders gegen die Verfolgung der Jüd:innen.
1940 schloss er sich einer Widerstandsvereinigung an, die ebenfalls den Plan hatte, Hitler durch einen Anschlag umzubringen. Nachdem das Attentat scheiterte, wurden er und seine Mitstreiter:innen eingesperrt, bis er dann am gleichen Tag wie Georg Elser im KZ Flossenbürg ermordet wurde.
Gedenken heißt Kämpfen!
Die Lebensläufe von Bonhoeffer und Elser unterstreichen einmal mehr, dass antifaschistischer Widerstand zu Zeiten des Nationalsozialismus ideologisch breit aufgestellt war und die verschiedensten Menschen zusammenbrachte: seien es die mutigen Sinti:zze, Rom:nja und Jüd:innen inner- und außerhalb der Vernichtungslager, Gläubige, ehrliche Demokrat:innen mit sozialdemokratischem Hintergrund oder die zahlreichen Kommunist:innen – sie alle haben zu einem großen Teil ihr Leben für die Befreiung vom Faschismus gelassen!
Der beiden Widerständigen wird heute in verschiedenen Formen gedacht: Es gibt Denkmäler und einen Preis, der nach Elser benannt ist. Doch echtes Gedenken heißt vor allem, aus den Kämpfen der ermordeten Antifaschisten zu lernen und diese fortzuführen.
Auch wenn die aktuellen Umstände in Deutschland keineswegs denen des faschistischen Terrorregimes der NSDAP entsprechen, rückt die politische Lage im Land – aber auch weltweit – riesige Schritte nach rechts. Mit der AfD sitzt eine faschistische Partei im Bundestag, die in Teilen eine ideologische Kontinuität zum Nationalsozialismus besitzt und diesen immer wieder relativiert. Auch auf der Straße nimmt die Präsenz faschistischer Kräfte stetig zu, was vor allem durch die verstärkten Angriffe auf migrantische und linke Personen sowie der Organisierung bundesweiter Demonstrationen sichtbar wird.
Es ist heute unsere Aufgabe, den aufkommenden Faschismus mit allen ehrlichen antifaschistischen Kräften zu bekämpfen und zu verhindern. Doch wie schaffen wir das eigentlich?
Reißen wir die Wurzel des Faschismus aus!
Beide Widerstandskämpfer hatten sich dazu entschlossen, ein Attentat auf Hitler zu versuchen – ein mutiges Unterfangen! Besonders mit Blick auf die heutige Zeit gilt aber: Der Faschismus ist kein Phänomen, das auf einzelne „böse Diktatoren“ zurückzuführen ist und das auch nicht durch die Ermordung einzelner Personen aufgehalten werden könnte.
Der Faschismus ist eine Erscheinung, die sich aus den Widersprüchen der kapitalistischen Produktionsweise ergibt und versucht, sie in Krisen des Kapitalismus, die oftmals mit Kriegen einhergehen, mit härtester Gewalt und Repressionen aufrechtzuerhalten. Der Widerstandskämpfer zu gedenken und ihren Kampf weiterzuführen heißt also, dem Faschismus die materielle Basis zu entziehen und ihn dadurch endlich auf den Friedhof der Geschichte zu verbannen.
Das ist nur möglich im Sozialismus, in dem die zyklischen Krisen und Kriege des Kapitalismus der Vergangenheit angehören. Dass konsequenter Antifaschismus genau darauf hinausläuft, ist ebenso keine neue Erkenntnis. Wir fangen nicht von vorn an, sondern lernen aus vergangenen Kämpfen. Seien es der jahrzehntelange Aufbauprozess der KPD oder der Schwur von Buchenwald: Zerschlagen wir den Kapitalismus, die Wurzel des Faschismus!