Nach zahlreichen tödlichen Arbeitsunfällen und Schwarzarbeitsskandalen eröffnet das Prestigeprojekt „Überseequartier“ der Unibail Rodamco Westfield in der Hafencity. Für die Eröffnung am Dienstag sind Proteste angekündigt.
Rund 2,4 Milliarden Euro soll der Bau des Überseequartiers das Immobilienunternehmen Unibail Rodamco Westfield gekostet haben. Nach zahlreichen Unfällen, einer Verzögerung der Fertigstellung und der geplatzten Eröffnung vor einem Jahr kostete das Projekt 1,5 Milliarden Euro mehr als ursprünglich geplant.
Zehntausende Quadratmeter Wohn-, Hotel- und Einzelhandelsfläche wurden fertig gestellt und den Mieter:innen übergeben. Das oberste Ziel des Projektmanagements ist damit aufgegangen. Die Kosten für die Fertigstellung sind jedoch nicht nur mit den explodierten Baukosten zu beziffern.
Arbeitsunfälle und kein Ende in Sicht
Dass auf der größten Baustelle Nordeuropas nicht alles mit rechten Dingen zugehen konnte, verwundert wenig angesichts der Zustände, die Arbeiter:innen auf den vielen Baustellen in Deutschland vorfinden. Ob bei kleineren Projekten oder Großprojekten wie dem Überseequartier – Schwarzarbeit ohne Versicherungsschutz – organisiert über Subsubsubunternehmen – ist an der Tagesordnung. Nicht selten kommt es zu Konflikten über nicht gezahlte Löhne oder fehlende Sicherheitsmaßnahmen.
Dass auch im Fall des Überseequartiers Profit vor Mensch ging, zeigen Berichte die im Spiegel veröffentlicht wurden. Darin wird auf eine Reihe von Arbeitsunfällen aufmerksam gemacht, die nur durch Glück nicht zu Todesopfern geführt haben. Darunter sind schwere Stromschläge, die Arbeiter:innen bekommen haben, sowie Unfälle durch Kräne und herabfallende Bauteile.
Besonders fatal ist, dass die mangelnden Sicherheitsmaßnahmen bei Begehungen durch Gutachter der Stadt nur unzureichend kritisiert wurden. Und auch trotz gelegentlicher Nachbesserungen wurde schlimmeres nicht verhindert.
Salzsäure und Amputationen bei Tesla-Grünheide: fast täglich ein schwerer Arbeitsunfall
Am 30. Oktober 2023 starben 5 albanische Bauarbeiter durch den Einsturz ihres Arbeitsgerüsts in einem Fahrstuhlschacht auf Höhe des 8. Stockwerks. Sie stürzten daraufhin in die Tiefe. Ob eine unsachgemäße Befestigung des Gerüsts oder die Überschreitung der zulässigen Last für den Einsturz des Gerüsts verantwortlich war, ist eineinhalb Jahre später immer noch unklar. Weder wurde ein Gutachten diesbezüglich fertig gestellt noch Anklage in dem Verfahren erhoben.
Protestaktion der Bauarbeiter
Parallel zur feierlichen Eröffnungszeremonie mit Oberbürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat die Gewerkschaft IG BAU eine Versammlung angemeldet. Unter dem Motto „Ihre Shopping-Mall – Unser Grab“ sollen mehr als 100 Bauarbeiter auf die lebensbedrohlichen Umstände auf der Baustelle aufmerksam machen.