Ein israelischer Luftangriff auf ein Medienzelt in Chan Junis hat zwei Journalisten getötet. Ein Bericht bezeichnet den Krieg in Gaza als den für Journalist:innen tödlichsten, der je aufgezeichnet wurde.
Laut übereinstimmenden Medienberichten traf am Montagmorgen ein israelischer Angriff ein Medienzelt in Chan Junis. Das Zelt befand sich in der Nähe des Nasser-Krankenhauses.
Bei dem Angriff sollen laut Al-Jazeera insgesamt neun Menschen verletzt worden sein, sechs davon Journalist:innen. Zwei von ihnen, Helmi al-Faqawi und Yousef al-Khazindar, sollen bei dem Angriff getötet worden sein. Ein dritter, Ahmad Mansour, erlag später seinen Verletzungen. Insgesamt sollen 13 Menschen in Gaza durch israelische Angriffe ums Leben gekommen sein. Erst einen Tag zuvor war die palästinensische Journalistin Islam Meqdad zusammen mit ihrem Mann und ihrem Kind getötet worden.
Immer wieder werden Pressemitarbeiter:innen getötet
Ein Sprecher der israelischen Armee rechtfertigte den Angriff am Montag damit, dass dieser sich gegen einen Kämpfer der Hamas gerichtet habe. Israelische Militärvertreter hatten bereits in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit die Tötung von Journalist:innen mit der Anschuldigung gerechtfertigt, diese seien verdeckte Agenten der Hamas. Exemplarisch ist der Fall von Hossam Shabat, der vor zwei Wochen durch einen israelischen Angriff auf sein Auto starb.
Dabei ist die Liquidation von Pressemitarbeiter:innen im Gazastreifen durch die IDF keine Seltenheit. Immer wieder gibt es Berichte über Journalist:innen, die durch Bombenangriffe der israelischen Armee ums Leben kamen.
Ende vergangenen Jahres tötete die IDF beispielsweise drei Journalist:innen innerhalb von nur 24 Stunden: Am 15. Dezember starb Mohammed Balousha bei einem Luftangriff, noch am selben Tag wurde Mohammed Jabr al-Qrinawi zusammen mit seiner Familie im Bureij-Flüchtlingscamp ermordet. Am darauf folgenden Tag wurde Ahmed al-Louh im Nuseirat-Camp durch einen Bombenangriff getroffen. Beim Angriff starben ebenfalls fünf Mitarbeiter der Feuerwehr der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Auch schon vor dem Ausbruch des Gaza-Kriegs kam es zur Tötung von Journalist:innen durch Israel. So erschoss die IDF die Journalistin Shireen Abu Akleh im Mai 2022 in der Stadt Jenin im Westjordanland. Sie war vor Ort, um über Angriffe der Armee auf die besetzten Gebiete zu berichten. Als sie erschossen wurde, trug sie eine Weste, durch die sie klar als Pressereporterin gekennzeichnet war, sie war umgeben von anderen Journalist:innen.
„Dies ist erst der Anfang“ – über 400 Tote in Gaza nach israelischen Angriffen
Tödlichster Krieg für Journalist:innen
Ein Bericht des Cost of War Project, das zum Watson Institute for International and Public Affairs gehört, geht sogar soweit, vom tödlichsten Krieg für Journalist:innen aller Zeiten zu sprechen. Von Kriegsbeginn bis Anfang April seien bereits 232 Journalist:innen getötet worden – mehr als in den beiden Weltkriegen, dem Vietnamkrieg, den Jugoslawienkriegen und der NATO-Besatzung von Afghanistan zusammen. Wie viele davon gezielt umgebracht wurden, ist unklar. Reporter ohne Grenzen berichtet, dass mindestens 43 Journalist:innen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet wurden.