Zeitung für Solidarität und Widerstand

Handelskrieg: China zieht nach, USA knickt bei Technik ein

Trumps „Liberation Day“ hinterlässt tiefe Spuren in der weltweiten Wirtschaft. Die Zölle für technische Geräte aus China setzte Trump nun aus, um explodierende Kosten zu vermeiden. Vize-Präsident Vance könnte derweil persönlich von landwirtschaftlichen Pleitewellen profitieren.

Mit Zöllen in Höhe von 34 Prozent gegen China begann Trump Anfang April den „Liberation Day“. Auch gegen die EU und die restlichen Länder, mit denen die USA Handel betreibt, kamen höhere Zölle hinzu. Ziel der US-Regierung war es, die nationale Wirtschaft zu fördern.

„Liberation Day“ – Trumps nächster Schritt im Handelskrieg

In den folgenden Tagen kam es zu einem Schlagabtausch – vor allem zwischen den USA und China. Während Trump die Zölle gegen die EU aussetzte, erhöhte er die Zölle gegen China immer weiter. Die Zollkommission des chinesischen Staatsrats kündigte in Reaktion darauf ihrerseits Zölle von 125 Prozent auf aus den USA importierte Waren an. Damit zieht China fast gleich mit den Strafzöllen, welche die USA zuvor auf chinesische Importe erteilt hatte. Laut der US-Regierung waren dabei Zölle von 20 Prozent jedoch noch nicht eingerechnet, was die Strafzölle gegen China auf 145 Prozent anheben würde.

Der Ton zwischen den Staatsführern wird dabei immer schärfer. Für die meisten anderen Staaten sind die Zölle allerdings für voraussichtlich 90 Tage erst einmal pausiert. Die Zölle betreffen auch enge Handelspartner:innen der USA, was zu vielen Unsicherheiten und Schwankungen an der Börse führte. Der DAX sackte zwischenzeitlich um 10 Prozent ab.

Kalkuliertes Risiko

Die Entscheidung, diese Zölle zu pausieren, geschah wohl auf Druck von Trumps Beraterteam. Ausschlaggebend waren dabei die Entwicklungen im Rentenmarkt, also dem Verkauf von Staatsschulden als Anleihen. Bisher galten diese Staatsanleihen als sichere Investition, da der US-Dollar als Leitwährung so stabil ist. Dadurch konnten die USA den weltweiten Finanzmarkt dominieren. Gleichzeitig macht es aber US-Produkte im Ausland teurer, wodurch wiederum die US-Industrie geschwächt wird.

Das Kunststück: US-Zollkrieg für eine neue alte Weltordnung

Trumps Regierung versucht, mit den Strafzöllen die eigene US-Industrie anzukurbeln – was aber ein riskantes Unterfangen ist: Die Sicherheit des US-Dollars wankt jetzt, weswegen weniger Investor:innen Staatsanleihen kaufen wollen und die US-Regierung im Gegenzug höhere Zinsen an die Käufer zahlen muss, um die Nachfrage weiter hoch zu halten. An diesen Zinssatz sind viele weitere Zinssätze gebunden, was zu einer Kettenreaktion führt.

Die 180-Grad-Wendung in der Zollpolitik geschah dann ziemlich plötzlich: Trump kündigte die Aussetzung der Zölle – wie so oft – per Post auf Social Media an, als der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer gerade im Kongress saß und noch dabei war, die harten Zölle zu verteidigen.

Vize-Präsident investiert in Ackerland-Handel

2019 gründete der jetzige Vize-Präsident und Senator J.D. Vance die Firma Narya Capital – mit Unterstützung von Thiel, dem ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt und dem Risikokapitalgeber Marc Andreessen. Im Jahr 2021 stieg Narya dann mit 12 Millionen US-Dollar in das Unternehmen AcreTrader ein. Die Plattform soll es Investor:innen erleichtern, Ackerland in den USA zu kaufen.

In den vergangenen Monaten hatten Landwirt:innen bereits unter den Kürzungen bei USAID gelitten, da viele von ihnen für durch USAID finanzierte Exporte produziert hatten. Die nun angesetzten Strafzölle haben ebenfalls gravierende Auswirkungen, u.a. auf den Verkauf von Soja-Bohnen. Denn China stellt in diesem Bereich den größten ausländischen Markt für US-amerikanische Bäuer:innen dar.

Das aktuelle Beben in der Wirtschaft durch explodierende Preise für importierte Waren könnte besonders für Landwirt:innen zum Problem werden. In Trumps erster Amtszeit hatte der Wirtschaftskrieg bereits zu starken Erschütterungen und Einschnitten in der kalifornischen Nuss-Industrie geführt. Aktuell leiden besonders kleine Unternehmen unter den explodierenden Kosten und der unsicheren Zukunft.

Eine Pleitewelle vor allem unter kleineren Landwirt:innen könnte zu einem steigenden Verkauf ihrer Ländereien an größere landwirtschaftliche Unternehmen oder Großbesitzer:innen von Landflächen führen. Die Politik der US-Regierung könnte außerdem dem Vize-Präsident Vance damit die Taschen füllen: „Senator Vance ist nicht in die operative oder strategische Leitung von AcreTader involviert“, erklärte das Unternehmen selbst.

China stärkt vorerst EU-Beziehungen

Es bleibt ungewiss, welche der beiden Seiten – USA oder China – im Handelskrieg zuerst nachgeben wird. China exportiert ebenfalls viel in die USA, weswegen die chinesische Wirtschaft bei langfristigen hohen Zöllen gleichermaßen leiden würde. China versucht deshalb alternative Handelsbeziehungen zu stärken.

So traf sich der chinesische Präsident Xi Jinping mit dem spanischen Präsidenten Pedro Sánchez, der die gemeinsamen Interessen von EU und China im Hinblick auf die aktuelle Situation betonte. Außerdem wird nach einem Treffen von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und Chinas Handelsminister Wang Wentao ein Mindestpreis für chinesische Autos in der EU in Erwägung gezogen.

Reaktion auf Trumps Sonderzölle: Steuersenkungen für deutsche Unternehmen

In den USA wurde derweil die Angst vor explodierenden Preisen auf dem Technik-Markt groß. So sah sich Trump offenbar gezwungen, die Zölle auf technische Geräte wie Smartphones und Computer auszusetzen. Dazu zählen auch einzelne Bauteile wie Festplatten und Speicherchips, die erst in den USA final verbaut werden. Dies geschah wohl auf Druck von US-Unternehmen in diesem Bereich, die eine große wirtschaftliche Katastrophe andeuteten, sollte Trump diese Politik fortsetzen.

Perspektive Online
Perspektive Onlinehttp://www.perspektive-online.net
Hier berichtet die Perspektive-Redaktion aktuell und unabhängig

Mehr lesen

Perspektive Online
direkt auf dein Handy!