Eine 14er-WG in der Leipziger Demmeringstraße hat medial hohe Wellen geschlagen: Ein Grundriss wie ein Gefängnis, winzige Zimmer, keine funktionierende Heizung, Schimmel und Gestank, von der Decke hängende Kabel und eine Toilette in der Küche. Das Ganze gibt‘s für 37 Euro pro Quadratmeter – fast das Vierfache des Leipziger Mietspiegels. Perspektive hat mit einem Bewohner dieser WG gesprochen.
Wir haben schon viel über eure Wohnverhältnisse aus den Medien erfahren. Kannst du uns nochmal kurz erzählen, wie lange du schon hier wohnst und wie die Situation war, als du hergezogen bist?
Alex P.*: Ich wohne jetzt seit Ende Januar 2025 hier. Als ich die Wohnung damals besichtigte, stand ich ganz schön unter Druck, schnell eine Wohnung zu finden. Der Zustand hier war gar nicht gut: Es lag überall Müll herum, Kabel hingen von der Decke, winzige Zimmer mit sehr dünnen Wänden und eine enge Küche mit spärlich abgetrennter Toilette. Mir wurde damals gesagt, dass der ganze Müll beseitigt wird und die Reparaturen in den nächsten Wochen durchgeführt werden. Man habe bisher, wegen der Weihnachtszeit, die Aufträge nicht vergeben können.
Du sagtest, dass du unter Druck standest, schnell eine Wohnung zu finden. Wie kam es denn dazu, dass du in diese Wohnung gezogen bist?
Alex: Als ich zum Studieren nach Leipzig kam, hatte ich noch keine Wohnung und lebte deshalb zunächst für 10 Tage in einem Hotel. Aufgrund des sehr angespannten Wohnungsmarktes habe ich erstmal keine Wohnung finden können. Das wurde natürlich schnell viel zu teuer für mich und ich musste innerhalb von ein bis zwei Tagen doch eine Wohnung finden, sonst wär ich obdachlos geworden. Diese Wohnung war die einzig mögliche Option. Die war zwar weder günstig noch nah an der Universität, aber mir blieb damals keine andere Wahl.
Das heißt, das ganze Ausmaß der Mängel war dir da noch gar nicht bewusst?
Alex: Nein, das fand ich alles nach und nach heraus, als ich hier schon wohnte: Keine einzige Heizung funktioniert, es gibt nur einen Schlüssel für alle Zimmer, die Wohnungstür ist gar nicht abschließbar. Es kann also jeder zu jeder Zeit rein und raus. Es funktioniert nur eine Toilette, ein Waschbecken und eine Dusche für die 12 Personen, die gerade hier wohnen. Wir haben keine Mülltonnen, sondern müssen unseren Müll in den Hof stellen, was zu wirklich unangenehmen Gerüchen führt. Die dünnen Wände sind zusätzlich auch locker, man könnte die mit etwas Kraft einfach rausbrechen. Nicht zuletzt fast überall Schimmel an den Wänden. Erst letztens fand ich heraus, dass sich der Sicherungskasten für uns nicht öffnen lässt.
Was hat der Eigentümer oder die Hausverwaltung bisher unternommen, um die Situation zu verbessern?
Alex: Bevor das alles öffentlich wurde, gar nichts. Ich habe meinen Vermittler und die Hausverwaltung mehrfach angerufen und um die Behebung zumindest der schlimmsten Dinge gebeten, doch ich wurde immer wieder vertröstet. Zum Beispiel wurde gesagt, dass hier vorher ein älterer Mann wohnte, der noch kommen würde, um alles sauber zu machen, was natürlich nicht geschah. Wir bekommen außerdem nicht den Kontakt vom Besitzer des Hauses und können nur mit dem Vermittler oder der Hausverwaltung reden.
Und nachdem es öffentlich wurde?
Alex: Der Müll wurde letztens schon abgeholt und jetzt stehen zwei kleine Mülleimer im Hof für 12 Personen. Einzelne Zimmertüren sind nun abschließbar, es wurden neue Deckenleuchten installiert und an einigen Stellen der Schimmel entfernt. Das war es aber auch schon. Weder die Heizungen noch die zweite Toilette funktionieren. Außerdem wurden alle Arbeiten ohne Terminabsprache durchgeführt. Da kamen einfach Leute in die Wohnung und entfernten den Schimmel von den Wänden. Das jemand hier gewesen sein musste, bemerkte ich erst, als ich sah, dass an einigen Stellen der Schimmel weg war.
Warum wohnst du eigentlich immer noch hier, obwohl keine Verbesserung in Sicht ist?
Alex: Nach einer Woche wollte ich bereits ausziehen und den Mietvertrag kündigen. Ich hab‘ also meinen Vermittler kontaktiert und gesagt, dass ich ausziehen möchte. Dieser meinte, dass ich einen Vertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr unterschrieben hätte und deshalb nicht kündigen kann.
Was muss sich im Haus noch verändern, damit du dich wohler fühlst?
Alex: Ich will einfach nur noch raus hier. Es gibt ja nicht viel rauszuholen bei diesen kleinen Zimmern. Selbst wenn alles renoviert und ordentlich sein würde, möchte ich hier nicht länger wohnen. So geht es allen hier im Haus.
*Der Name des Interviewten wurde für diesen Artikel anonymisiert.