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Kaschmir: Indien zerstört Häuser nach Anschlag in Pahalgam

Letzte Woche ereignete sich ein Anschlag auf mindestens 26 Zivilist:innen im indischen Teil von Kaschmir. Die Region ist von Seiten Indiens und Pakistans seit Jahrzehnten umstritten. Der Anschlag wird derweil pakistanischen Terrorist:innen zugeordnet. Indien will deshalb den Wasserfluss nach Pakistan abstellen und zerstört Wohnhäuser.

Kaschmir war nicht zuletzt eine attraktives Ziel vieler Tourist:innen. Nun überschattet der Anschlag vom 22. April die Region: 26 Tourist:innen aus über fünfzehn Bundesstaaten Indiens und auch aus dem Ausland wurden Opfer eines tödlichen Angriffs, so Polizeibeamt:innen im indischen Teil Kaschmirs. Auch das Erholungsgebiet Pahalgam war von Anschlägen betroffen.

Eine regionale Zeitung rechnet die Tat der Gruppe The Resistance Front zu, eine Splittergruppe der verbotenen religiösen Organisation Lashkar-e-Taiba (LeT). Sie wird eher der pakistanischen Regierung nahestehend eingeordnet und mutmaßlich durch deren Geheimdienste unterstützt. Weiter wurde die LeT in den Jahren 2006 und 2008 für eine Serie von Anschlägen in Mumbai, der bedeutendsten indischen Wirtschaftsmetropole, verantwortlich gemacht.

In Kaschmir nichts Neues

Doch Kaschmir als Unruhegebiet ist nichts Neues: Seine Ausdehnung verläuft direkt an den Grenzen zwischen Pakistan und Indien und bietet durch seine Lage beispielsweise Infiltrationsrouten in das jeweils andere Land. Aufgrund mehrerer Kriege und Verhandlungen konnte eine Aufteilung des Gebiets erzielt werden, dessen ursprüngliche Teilung noch aus den Unabhängigkeitsbestrebungen der beiden Länder im Jahr 1947 stammt.

Indien kontrolliert den südlichen und östlichen Teil, wie Jammu, das Kaschmir-Tal oder auch Ladakh, während Pakistan über den nordwestlichen Teil verfügt, darunter das teilautonome Asad Kaschmir – auch China besitzt ein Teilgebiet im Osten. Insgesamt ist das Gebiet mehrheitlich muslimisch bewohnt. Viele fordern den Anschluss an Pakistan oder die Unabhängigkeit Kaschmirs. Die beiden Konkurrenten beanspruchen jeweils die gesamte Region für sich.

Die Kontrolllinie, die Kaschmir umfasst, ist über 740 Kilometer lang. An ihr stehen viele tausend Soldat:innen, die trotz eines formalen Waffenstillstandes immer wieder auf die gegnerische Seite schießen. Der 27. April markiert die dritte Nacht an Schüssen in Folge. Die UN fordert weiter Zurückhaltung.

„Kein Tropfen mehr“

Der indische Präsident Narendra Modi begegnet der pakistanischen Regierung nun mit Sanktionen: Der Indus-Wasser-Vertrag (IWT) regelte bislang die Wasserwirtschaft über die Landesgrenzen hinweg und überdauerte zwei Kriege zwischen beiden Staaten. Nun will die Modi-Regierung infolge des Anschlags in Kaschmir den Vertrag außer Kraft setzen.

Die pakistanische Regierung weist den Vorwurf von Unterstützung des Terrorismus von sich. Weiter heißt es aus Islamabad, dass das Vorhaben, den Wasserfluss nach Pakistan zu unterbrechen, eine Kriegshandlung bedeute.
Das Indus-Becken dient als existenzielle Grundlage für mehr als 80 Prozent der pakistanischen Landwirtschaft und entspricht etwa einem Drittel der Wasserversorgung. Der indische Wasser-Minister C.R. Paatil schrieb dazu auf X: „Wir werden sicherstellen, dass nicht ein einziger Tropfen Wasser des Indus Pakistan erreicht.“

Derzeit zwingen beide Staaten Menschen zur Ausreise: Inder:innen, darunter auch Diplomat:innen, wurden von Pakistan genötigt, zurück nach Indien zu gehen – außerdem wurden die Grenzen dicht gemacht und der Handel ausgesetzt. Andersherum sieht es ähnlich aus.

Indien scheint unterdessen auch militärische Schläge gegen Pakistan vorzubereiten. Am Sonntag hatte das Militär bereits Häuser in der Grenzregion gesprengt.

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