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Kaum bezahlbar: Führerschein in Deutschland

Die Kosten für eine Fahrscheinprüfung steigen erneut massiv an. Individuelle Mobilität wird zunehmend zu einem Luxusgut – insbesondere für junge Leute. Gleichzeitig scheint kein Geld für den öffentlichen Nahverkehr übrig zu bleiben.

Das Absolvieren der Führerscheinprüfung rückt für viele Jugendliche in immer weitere Ferne. Denn in den vergangenen Jahren sind die Kosten für einen Führerschein massiv gestiegen. Im Jahr 2021 mussten Fahrschüler:innen 9,6 Prozent mehr Geld zahlen als im Vorjahr, 2022 dann nochmal 10,8 Prozent und 2023 weitere 7,6 Prozent mehr. Laut der neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts erhöhten sich die Preise für Fahrschule und Führerscheingebühren im Jahr 2024 nun erneut um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Damit sind die Preise für Fahrschulen und Führerscheine im Vergleich zu anderen Preisen und der im jeweiligen Jahr gegebenen Inflationsrate überdurchschnittlich stark angestiegen. So erhöhten sich die Verbraucherpreise im Jahr 2024 insgesamt nicht einmal um die Hälfte (2,2 Prozent) so stark wie die der Führerscheine.

Ein Grund für diesen unproportionalen Kostenanstieg im Führerscheingeschäft könnte die Tatsache sein, dass Fahrschulen die Preise für ihre Leistungen wie Theorieunterricht und Fahrstunden selbst festlegen können – ohne gesetzliche Vorgaben.

Doch nicht nur das. Sollte man den mittlerweile bis zu über 4.000 Euro teuren Führerschein erfolgreich absolvieren, hören die Kosten noch lange nicht auf. Möchte man nämlich sein Auto versichern, muss man nochmal Geld obendrauf legen. Denn die Preise für eine Autoversicherung sind ebenfalls gestiegen: Für Neuwagen und Wohnmobile um 2,9 Prozent, für Gebrauchtwagen um 1,3 Prozent und für Kraftfahrzeuge wie Traktoren um satte 30,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023.

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Mobilität nun Luxusgut?

Es scheint also, als würde Mobilität zunehmend zu einem Luxusgut werden. Denn während man mittlerweile einen mittelhohen vierstelligen Betrag bezahlen muss, nur um in den Genuss des Autofahrens zu kommen, kosten in manchen Bezirken einfache ÖPNV-Tickets fast vier Euro, und das einst noch 49-Euro-Ticket liegt nun bei 58 Euro.

Dabei ist gerade für Jugendliche insbesondere im ländlichen Raum die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, äußerst wichtig. Einmal, um die für junge Heranwachsende so wichtigen sozialen Kontakte zu halten und am sozialen Leben mit Gleichaltrigen teilnehmen zu können. Andererseits auch, um sich zu selbständigen Mitgliedern der Gesellschaft zu entwickeln – zum Beispiel indem sie sich unabhängiger von den Eltern bewegen können oder durch den absolvierten Führerschein Jobangebote außerhalb ihres schlecht an den ÖPNV angebundenen Wohnort wahrnehmen zu können.

Doch auf den ÖPNV in Deutschland ist auch ohne hohe Preise kein Verlass: Verspätungen, Ausfall, Personalmangel und ein sanierungsbedürftiges Schienennetz sind seit Jahren bittere Realität aller Zug- und Busreisenden. Zeitgleich wurden trotz der hohen Nachfrage und notwendigen Investitionen in den öffentlichen Verkehr dem Verkehrsministerium im letzten Haushalt circa fünf Milliarden Euro gekürzt.

Bei manchen mag das 500 Milliarden schwere Sondervermögen für „Infrastruktur“ vielleicht Hoffnung aufleben lassen, dass endlich der öffentliche Verkehr das Geld bekommt, was er so dringend braucht. Jedoch hat die Bundesregierung schnell klargestellt, wofür das Geld eigentlich da sein soll: nämlich zuvorderst für die Kriegsvorbereitungen des deutschen Staats.

Hunderte Milliarden fürs Kapital?

Zukunft der Jugend bedroht

Doch es ist nicht nur die zunehmend unbezahlbare Mobilität, die Jugendlichen das Leben schwer macht: Inflation, Preissteigerungen und die Sparkurse der Bundesregierung nehmen der Jugend immer mehr die Perspektive auf eine lebenswerte Zukunft. Immer öfter müssen Jugendclubs schließen, werden die Gelder des Bildungsministeriums gekürzt und müssen schulische Angebote und Klassenfahrten ausfallen, weil nicht genug Geld da sei.

Zeitgleich werden hunderte Milliarden in die Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr gesteckt. Dafür schaffen es die Parteien sogar innerhalb kürzester Zeit, alle zusammenzurücken und das Grundgesetz von einer zur anderen Woche zu ändern – an Geld scheint es somit nicht zu mangeln.

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