34 Prozent gegen China, 20 Prozent gegen die EU und 10 Prozent gegen den Rest der Welt: Das ist der am Mittwochabend von US-Präsident Trump angekündigte Zoll-Hammer. Während die Börsenkurse weltweit einbrechen, stellt sich die Frage, was die US-Regierung mit den Strafzöllen erreichen will.
Obwohl Trump seine Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses extra nach Börsenschluss verkündet hat, ließ die Reaktion des weltweiten Finanzmarkts nicht lange auf sich warten. Am US-Future-Markt, wo auf die künftige Entwicklung von Wertpapieren spekuliert werden kann, verloren die S&P-500-Futures drei Prozent. Der besonders Tech-lastige Nasdaq-Index fiel um fast vier Prozent.
Der DAX ist am Donnerstagmorgen um 2,4 Prozent tiefer und unter die Marke von 22.000 Punkten gerutscht. Zu den größten Verlierern zählen Adidas (-9,46 Prozent) und Puma (-4,63 Prozent), zu deren wichtigsten Absatzmärkten auch die USA zählen. Die sich weiterhin in der Krise befindende deutsche Autoindustrie traf es ebenfalls, wenn auch weniger hart.
Die Kurse von Volkswagen (-2,5 Prozent), BMW (-1,2 Prozent) und Mercedes (-1,9 Prozent) fielen nur leicht. Sie ereilte der große Schock schon in der vergangenen Woche, als die USA 25-prozentige Einfuhrzölle auf ihre Produkte einführte. Trotzdem werden auch die jetzt eingeführten Zölle der Autoindustrie wohl schaden. Es ist damit zu rechnen, dass die Entlassungs- und Schließungswellen weiter zunehmen.
Auch an den Börsen Asiens sind die Kurse deutlich gefallen: Der Nikkei-Index in Tokio gab beispielsweise um 4,6 Prozent nach und liegt damit so tief wie seit dem 7. August nicht mehr, seit Trump ankündigte, Zölle Höhe von 24 Prozent auf alle japanischen Produkte zu verhängen. Betroffen sind vor allem Automobil- und Chiphersteller.
Profitiert haben von den Zoll-Ankündigungen hingegen der Goldpreis und der Wert des Euro. Gold gilt als sicherer Hafen für Anleger:innen, wenn es an der Börse, wie jetzt, eher düstere Aussichten gibt. Am Donnerstagmorgen befand sich der Goldkurs mit einem Wert von 3.167 US-Dollar auf einem neuen Höhepunkt. Der Euro legte derweil um 0,7 Prozent gegenüber dem Dollar zu, auf fast 1,10 Dollar.
Was bringen die Zölle dem US-Kapital?
Die eigenen Monopole stärken, Handelsketten entflechten, unabhängiger werden – das ist die Stoßrichtung von Trumps „Liberation Day“ – ein Kurs, den Trump schon im Wahlkampf angekündigt und auch schon längst umgesetzt hat. Zu nennen sind hier beispielsweise die schon länger bestehenden Zölle gegen die Nachbarländer Kanada und Mexiko. Bereits seit Anfang März werden alle Importe aus den beiden Ländern mit 25 Prozent verzollt.
Langfristig werden sich die USA, wenn sie den eingeschlagenen Kurs weiter verfolgen, vom globalen Handel isolieren, so aber gleichzeitig die heimischen Monopole stärken, die nicht exportorientiert sind – eben genau jene Kapitalfraktion, die von der republikanischen Partei in der Regierung und Parlamenten vertreten wird.
Für die USA selber werden die Zölle und die bereits angekündigten, sowie die noch zu erwartenden Gegenzölle aber vorerst vor allem eines bedeuten: steigende Preise. Denn auch wenn die Zölle die Unternehmen stärken, die vor allem auf den US-Innenhandel fokussiert sind, werden auch deren Produktionskosten steigen.
Damit einhergehen wird die weitere Verarmung der US-amerikanischen Arbeiter:innenklasse. Und auch die Arbeiter:innen vieler anderer Länder, die in exportorientierten Unternehmen beschäftigt sind, werden den Handelskrieg am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Die EU wird weiter damit zu ringen haben, auf eigenen Beinen zu stehen und im Kampf zwischen dem US-amerikanischen und chinesischem Imperialismus nicht aufgerieben zu werden. Mit dem EU-weiten Aktionsplan für die Stahl- und Metallindustrie und den neuen Aufrüstungspaketen werden bereits heute schnelle Schritte in diese Richtung gegangen.
Radikaler Staatsumbau
Nichts zuletzt stehen die weltweiten Zölle im Kontext eines umfassenden Umbaus und der immer schnelleren Radikalisierung des US-amerikanischen Staats: Die Auflösung des Bildungsministeriums, die Streichung medizinischer Hilfsprogramme, das brutale Vorgehen gegen Migrant:innen und politische Gegner:innen, die zunehmend faschistische Rhetorik und jetzt die Zölle – all das sind Vorbereitungen auf kommende militärische Konflikte, die heute noch größtenteils an der Börse ausgetragen werden.
Strafzölle und Staatsumbau: Trump trifft Vorbereitungen für harten US-Kurs