In über 100 Orten in Deutschland fanden auch in diesem Jahr Ostermärsche statt. Die Organisator:innen ziehen ein positives Fazit. Aber auch die Richtungskämpfe in der Friedensbewegung haben sich wieder gezeigt.
Zwischen dem 17. und 21. April fanden in ganz Deutschland die traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung statt. Das bundesweite Netzwerk Friedenskooperative mobilisierte in diesem Jahr unter dem Motto „Kriege stoppen – Frieden und Abrüstung jetzt!“. Hauptaktionstag war der Sonnabend mit Aktionen in etwa 70 Städten.
Die Ostermärsche blicken auf eine lange Tradition zurück. Der erste fand am 15. April 1960 statt, als Friedensbewegte aus mehreren norddeutschen Städten einen mehrtägigen Sternmarsch zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne organisierten, wo damals Atomwaffen erprobt werden sollten. Bis heute gehen am Osterwochenende in ganz Deutschland Menschen aus der Friedensbewegung auf die Straße, um gegen Krieg und Aufrüstung zu demonstrieren.
Organisator:innen ziehen positives Fazit
Das Netzwerk Friedenskooperative, das für die verschiedenen Aktionen nach eigener Angabe „als Informationsbüro fungiert“, zog am Ostermontag ein positives Fazit. In diesem Jahr hätten sich wieder etwas mehr Menschen als im Vorjahr an den über 100 Veranstaltungen in ganz Deutschland beteiligt.
„Verbindende Elemente“ seien in diesem Jahr „die Ablehnung der Aufrüstung, die Forderung nach mehr Einsatz für Frieden in der Ukraine und Nahost sowie das Nein zur 2026 geplanten Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland“ gewesen.
„Die Friedensbewegung wird sich auch weiterhin allen Vorhaben, die Gesellschaft ‚kriegstüchtig‘ zu machen, entschlossen entgegenstellen“, so Kristian Golla von der Friedenskooperative.
Ostermärsche: Auf die Straße gegen Krieg und Militär! – Aber wie?
In welche Richtung geht die Friedensbewegung?
Da die jeweiligen Aktionen in lokaler Eigenregie organisiert werden, sind die Schwerpunktsetzungen und die organisierenden Gruppen und Einzelpersonen in verschiedenen Städten durchaus unterschiedlich: Neben Friedensaktivist:innen versuchen in den letzten Jahren so zunehmend rechte Akteure die Ostermärsche und die Ablehnung von Aufrüstung und Krieg für sich zu kapern.
Andere wiederum bemühen sich, die Ostermärsche in den aktuellen Aufrüstungskurs der Bundesregierung einzubinden. Dazu zählt nicht zuletzt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der in diesem Jahr unter dem Motto „Frieden sichern, Verteidigungsfähigkeit erhöhen, Militarisierung stoppen!“ zu den Aktionen aufgerufen hat. Ein offensichtlicher Widerspruch gegenüber der Tradition und den Beweggründen für die Ostermärsche. Im Aufruf heißt es, man begrüße „es ausdrücklich, dass die nun geschaffenen neuen Möglichkeiten für schuldenfinanzierte Verteidigungsausgaben erweitert wurden und nicht mehr nur für eine bessere militärische Ausstattung der Bundeswehr zur Verfügung stehen.“
Einen konsequenten Arbeiter:innenstandpunkt für Frieden und gegen die Kriege der Reichen nahmen allerdings auch einige Organisationen ein, die sich an den Aktionen beteiligten. So nahm etwa die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO) unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln, Regensburg und Stuttgart an den Ostermärschen teil: „Klassenkampf von unten bauen“ oder „Die Reichen wollen Krieg – die Jugend eine Zukunft“ war auf ihren Transparenten zu lesen.