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Proteste nach Mord an trans Frau in Kolumbien

Anfang April wurde in Kolumbien eine trans Frau brutal ermordet. Die Tat wurde gefilmt und seither gibt es zahlreiche Proteste im Land. Gewalt gegen LGBTI+ Personen ist in Kolumbien keine Ausnahme, sondern traurige Normalität.

Am 4. April wurde in Kolumbien die trans Frau Sara „La Millerey“ ermordet. In Bello, einer Vorstadt von Medellín, wurde sie überfallen, vergewaltigt und schließlich mit gebrochenen Armen und Beinen in einen Fluss geworfen. Erst nach etwa zwei Stunden wurde sie von Rettungskräften aus dem Fluss geborgen, doch sie verstarb wenig später im Krankenhaus an ihren Verletzungen.

Seither kommt es im Land zu verstärkten Protesten gegen LGBTI+ feindliche Gewalt. Die Beerdigung der Ermordeten am 8. April wurde neben Angehörigen und Freunden von zahlreichen politischen Organisationen und Aktivist:innen besucht. Auch in der Hauptstadt des Landes Bogotá kam es zu Protesten. Neben der Brutalität des Mordes ist dabei sicherlich ausschlaggebend, dass die Tat gefilmt und in sozialen Medien verbreitet wurde.

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Präsident bezeichnet die Tat als faschistisch

Der aktuelle Präsident von Kolumbien, Gustavo Petro, der eine sozialdemokratische Politik verfolgt, bezeichnete die Tat öffentlich als Faschismus. Er verteidigte diese Äußerung auch auf Kritik hin: „Faschismus ist die gewaltsame Beseitigung der Unterschiede zwischen den Menschen: politische, religiöse, ethnische und solche im Bereich der sexuellen und geschlechtlichen Freiheit. Was in Bello passiert ist, nennt man Faschismus, weil es in Kolumbien Nazis gibt.“

Offene Rechtfertigungen des brutalen Mordes von Politiker:innen aus der rechten Opposition sind wenige zu finden. Sie werfen dem Präsidenten hauptsächlich vor, den Mord politisch zu instrumentalisieren und betonen, dass es sich um Bandengewalt handele.

Trotz der öffentlichen Verurteilungen von Seiten der Politik sind die Täter bisher nicht gefasst worden, obwohl eine Belohnung von etwa 11.000 US-Dollar auf sie ausgesetzt wurde.

Traurige Normalität

Der Mord an Sara „La Millerey“ ist dabei keine Ausnahme, vielmehr ein besonders krasser und öffentlicher Ausdruck der verbreiteten Gewalt in Kolumbien gegen Personen aus der LGBTI+ Community. Die Menschenrechtsbeobachtungsstelle der NGO Caribe Afirmativo zählt allein in diesem Jahr 25 ermordete Menschen aus dem LGBTI+ Spektrum in Kolumbien, 15 davon waren trans Personen.

Auch revolutionäre und kommunistische Organisationen schließen sich den Protesten gegen die um sich greifende transfeindliche Gewalt an und setzen sie in Zusammenhang zu reaktionärer Politik und patriarchaler Gewalt allgemein. So schreibt die Organisation Unión Obrera Comunista MLM in ihrem Zentralorgan: „Diese rückschrittlichen Ideologien entstehen nicht aus dem Nichts. Sie werden genährt von den Diskussionen in den Medien, in denen trans Personen lächerlich gemacht oder kriminalisiert werden, von den Kanzeln der religiösen Prediger, die sie dämonisieren, von politischen Parteien, die mit Hass Wahlkampf treiben und von einer zutiefst patriarchalen Kultur, in der noch immer einige Leben mehr wert sind als andere.“

Der Kampf gegen transfeindliche Gewalt geht weiter!

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