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Reaktion auf Trumps Sonderzölle: Steuersenkungen für deutsche Unternehmen

Weltweit brechen die Aktienkurse aufgrund von Trumps Sonderzöllen ein. Nun fordert Friedrich Merz ein Umdenken bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD: Als Reaktion sollen Steuersenkungen deutsche Unternehmen wettbewerbsfähiger machen – auf Kosten des Sozialstaats.

Nachdem US-Präsident Trump letzten Mittwoch massive Zölle auf fast alle Importe ankündigte, beben nun weltweit die Märkte. Bereits zum Ende der vergangenen Woche waren die ersten Einbrüche zu erkennen: so stürzten die amerikanischen S&P 500 und der Nasdaq um jeweils sechs Prozent ab. Über das Wochenende hat sich die Lage nun nochmals verschärft – besonders international betrachtet.

Zu den betroffenen Börsen gehören beispielsweise der japanische Nikkei-index (-8%) und der deutsche DAX (-10%). Dementsprechend rückt die Reaktion auf die Zölle in den Mittelpunkt der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD.

„Liberation Day“ – Trumps nächster Schritt im Handelskrieg

Steuersenkungen für deutsche Unternehmen

CDU-Chef und wahrscheinlich künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz verlangt nach dem Absturz der Aktienkurse weitgreifendes Handeln zugunsten der deutschen Monopole. Merz fordert Steuersenkungen, einen spürbaren Rückbau der Bürokratie, sowie eine Senkung der Energiepreise. Finanzieren möchte er das scheinbar durch „eine Stabilisierung der Kosten für die sozialen Sicherungssysteme“. Damit dürften weitere Einschnitte im deutschen Sozialstaat gemeint sein.

Er betont, dass diese Maßnahmen notwendig seien, um Deutschland so schnell wie möglich international wettbewerbsfähig zu machen. So nutzt Merz die Gunst der Stunde, um die CDU-Forderungen von unternehmer:innenfreundlicher und arbeiter:innenfeindlicher Politik umzusetzen.

Bei den Koalitionsgesprächen forderte die SPD zuletzt eine Senkung der Steuern für kleine und mittlere Einkommen. Zur Gegenfinanzierung forderte sie eine höhere Besteuerung von Spitzenverdienern. Dies lehnte die Union ab.

US-Amerikanische Strafzölle treten in Kraft

Konsequenzen für die Europäische Union

Auch die Europäische Union ist nun im Zugzwang: So hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeboten. Die EU möchte also verhandeln. Auch wenn sich die Minister:innen vorerst auf den Weg der Verhandlungen verständigt haben, gibt es noch Uneinigkeit über mögliche nächste Schritte, beispielsweise im Umgang mit amerikanischen Digitalkonzernen.

Das Risiko von einem globalen Handelskrieg würde das europäische Wirtschaftswachstum stark belasten und zu einer globalen politischen Unsicherheit beitragen. Der EU-Handelskommissar Maros Sefcovic rechnet mit immensen Veränderungen im Welthandel. Es ist möglich, dass die deutsche Wirtschaft in ein drittes Rezessionsjahr aufgrund der US-Zollpolitik stürzen wird. Die bisherige Wachstumsprognose von 0,3 Prozent für 2025 könnte sich als zu optimistisch darstellen.

US-Handelskrieg mit China

China reagierte auf Trumps Ankündigungen mit einem Gegenzoll auf US-Waren in gleicher Höhe. Trump ist mit dieser Maßnahme überhaupt nicht zufrieden und droht der Volksrepublik mit weiteren Zöllen in Höhe von 50 Prozent, sollten die Gegenzölle nicht zurückgenommen werden.

Außerdem fordert Trump die amerikanische Notenbank nochmals dazu auf, Zinsen zu senken, um die Effekte der Strafzölle abzufedern. Fed-Chef Jerome Powell lehnt dies vorerst ab und verweist darauf, dass es zu früh sei, um eine solche Entscheidung zu treffen. Bereits in Trumps erster Amtszeit kollidierte der Präsident immer wieder mit Powell.

Taiwan als wichtiger Verbündeter der USA und vor allem Feind des chinesischen Staats reagiert erst einmal nicht mit Gegenzöllen. Lediglich US-Importe sollen erhöht werden. So will man den USA zeigen, „welchen Beitrag Taiwan zur wirtschaftlichen Entwicklung der USA leistet“. Taiwans Präsident Lai Ching-Te geht von beidseitigen Nullzöllen in naher Zukunft aus. Damit positioniert sich Taiwan auch im eskalierten Handelskrieg klar auf der Seite der USA.

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