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Stromausfall legt Spanien und Portugal lahm

Am Montag kam es auf der iberischen Halbinsel zu einem Totalausfall des spanischen und portugiesischen Stromnetzes. Beide Länder lagen für mehrere Stunden lahm. Die Ursachen des Stromausfalls sind derzeit noch unklar.

Gegen 12:33 Uhr, kurz bevor der spanische Mittagsruhe, auch Siesta genannt, fiel am Montag erst stellenweise, dann großflächig in Spanien und in seinem Nachbarland Portugal der Strom aus. Die gesamte Halbinsel und auch einige Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes tappten im Dunkeln.

Doch nicht nur das: Kein Internet, keine Telefonverbindungen, U-Bahnen blieben in den Tunneln stehen, Fahrstühle blieben stecken, Ampeln gingen aus, Supermarktkassen und Geldautomaten schalteten ab und Flughäfen funktionierten nur noch dank ihrer Notstromversorgung. Der Stromausfall hat von einer zur anderen Minute zwei ganze Länder und große Teile der Infrastruktur lahmgelegt.

Die Stromversorgung der beiden Länder konnte nach einigen Stunden zum Großteil wiederhergestellt werden. Gegen 4 Uhr am Dienstagmorgen waren laut der Red Eléctrica de España (REE) bereits wieder 87 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt. In Portugal konnten bereits gegen Mitternacht 95 Prozent des Stromnetzwerks den insgesamt 6,5 Millionen Kund:innen wieder bereitgestellt werden.

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Cyberangriff, Überlastung, Naturphänomen?

Den Echtzeitdaten des spanischen Energiekonzerns REE zufolge geriet das Netz kurz gegen Mittag in ein schweres Ungleichgewicht, als von einem zum anderen Moment über zehntausend Megawatt wegbrachen. In solchen Fällen soll eigentlich der europäische Stromverbund, also ein gemeinsames Netz, in das alle EU-Länder ihre produzierte Energie speisen, solche Ausfälle kompensieren. Da Spaniens und Portugals Anbindung an das Verbundnetz aber nicht sonderlich gut ausgebaut ist, griff diese Sicherheitsvorkehrung nicht.

Über die genauen Ursachen des Stromausfalls sind sich Expert:innen und die Staatschefs der beiden Länder noch nicht sicher. Laut der Zeitung El País untersuche Spaniens Nationales Institut für Cybersicherheit, ob es sich bei dem Stromausfall um einen potentiellen Hackerangriff handeln könnte. Der portugiesische EU-Ratspräsident António Costa sähe aber aktuell keine Hinweise auf eine solche Cyberattacke.

Der wichtigste Stromversorger Portugals, die REN (Red Electrica Nacional), vermutet „extreme Temperaturschwankungen im Landesinneren Spaniens“ hinter dem Totalausfall. So soll ein, als „induzierte atmosphärische Vibration“ bekanntes Phänomen zu ungewöhnlichen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen geführt und die Störungen im spanischen Stromnetz verursacht haben.
Spaniens und Portugals Stromnetzwerke werden zwar von nationalen Betreibern betrieben. Jedoch sind sie als synchronisiertes Netz miteinander verbunden, wodurch sich die Störung in Spanien auch automatisch auf die Stromversorgung Portugals ausgewirkt haben könnte.

Der österreichische Krisenvorsorge-Experte Herbert Saurugg geht hingegen davon aus, dass Instabilitäten im Stromnetzwerk dazu geführt haben, dass Teile des Systems nicht mehr im Gleichgewicht waren. Das System sei daraufhin vorsichtshalber automatisch heruntergefahren und habe dadurch den Stromausfall verursacht.
Was jedoch wirklich zu dem Strom-Desaster geführt hat, wird man wohl erst in der kommenden Zeit herausfinden können.

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