Die Huthi senden nicht nur Raketen gen Israel, sondern auch auf Handelsschiffe im Roten Meer. Die USA flogen zahlreiche Luftangriffe auf den Jemen, um die Huthi zu stoppen. Erfolglos. Nun haben sich beide Parteien auf eine Waffenruhe geeinigt.
Am 7. Mai verständigten sich die USA und die Huthi-Regierung des Jemen übereinstimmenden Medienberichten nach auf eine Feuerpause. Vermittelt wurde dieses Abkommen durch den Oman. Der US-Präsident Trump kündigte an, den Jemen künftig nicht mehr per Luftangriffen zu attackieren. Im Gegenzug versicherte Mohammed Abdel-Salam, ein Sprecher der Huthi, dass künftig keine US-amerikanischen Handelsschiffe im Roten Meer und der Meerenge von Bab al-Mandeb vor der Südwestküste des Jemen durch die Truppen der Huthi angegriffen würden. Alle Schiffe ohne Verbindung zu Israel genießen seit spätestens Donnerstag, dem 8. Mai, wieder freie Durchfahrt.
Allerdings geben die großen Schifffahrtsgesellschaften noch immer Warnungen für den Golf von Aden und das Rote Meer heraus. Die Lage sei nach wie vor zu unsicher. Denn militärische Aktionen, die sich gegen den Staat Israel richten, werden die Huthi weiterhin durchführen. Diese Operationen sind nicht Teil des Waffenstillstandsabkommens mit den USA.
Militäroperation gegen Huthis: USA will „vollständige Auslöschung“
Gegenseitiger Besch(l)uss
Als Gegenreaktion auf Israels Bombardierung des Gazastreifens haben die Huthi-Truppen seit November 2023 immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden angegriffen. Ihr Ziel war dabei, nach eigenen Angaben, die Hamas bei ihrem Kampf gegen Israel zu unterstützen. Anfang 2024 begannen die USA, Luftangriffe auf Huthi-Stützpunkte im Jemen zu fliegen. Allein seit dem 15. März dieses Jahres waren es rund 1.000 Angriffe der USA auf die Huthi im Jemen.
Diese greifen ihrerseits weiterhin den israelischen Staat an. Zuletzt schlug eine Rakete am 5. Mai 2025 in der Nähe eines Flughafens in Tel Aviv ein. In den beiden Tagen zuvor hatten die Huthis drei weitere Raketen auf das israelische Gebiet gefeuert. Diese wurden allerdings durch das Luftabwehrsystem vor dem Einschlagen unschädlich gemacht. Erst gestern kam es zu erneuten Raketenangriffen auf Israel. Harte israelische Gegenmaßnahmen sind zu erwarten. Die Angriffe der Huthi wenden sich gegen Israels Genozid an den Palästinenser:innen im Gazastreifen.
Israel: Angriffe aufs Hilfsgüter und Ausweitung des Krieges
Die Folgen der Kämpfe für die Bevölkerung
Die Huthi kontrollieren große Teile des Jemen, vor allem den Norden und Westen. Faktisch stellen sie durch ihre breite Präsenz die eigentliche jemenitische Regierung. Nachdem der siebenjährige Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran 2015 im Jemen ausgebrochen war, sind etwa 150.000 Zivilist:innen und Kämpfer getötet und rund 4,8 Millionen Menschen vertrieben worden.
Die jahrelangen Kriege, die auf dem Boden des Jemen ausgefochten wurden, haben die dortige Bevölkerung in eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit gebracht. Dieses Jahr sind laut einem Bericht der UN geschätzte 19,5 Millionen Jemenit:innen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind 1,3 Millionen mehr als noch im vorherigen Jahr.
Das fundamentalistische Weltbild der Huthi
Die Angriffe auf den israelischen Staat begründen die Huthi damit, dass sie sich gegen den Genozid, den die israelische Regierung an den Palästinenser:innen verübt, stellen. Doch das allein macht sie noch lange nicht zu einer fortschrittlichen Kraft. Währenddessen ist klar, dass der Iran die Huthi im Jemen aufgebaut hat. Die US-Truppen fingen im vergangenen Jahrzehnt mindestens 20 iranische Schiffe ab, die mit militärischen Waffen bestückt waren und offensichtlich an die Huthi geliefert werden sollten. So steckt hinter dem Kampf der Huthi gegen Israel zwar auch Palästinasolidarität, in erster Linie jedoch Regionalpolitik.
Um den Charakter der Huthi zu bestimmen, lohnt ein Blick auf ihre Flagge. Dort steht in arabischer Sprache geschrieben: „Gott ist der Größte, Tod für Amerika, Tod für Israel, Fluch den Juden, Sieg für den Islam“. Der religiöse Fundamentalismus wird auch deutlich, wenn man sich den Namen anschaut, den sie für sich verwenden: „Ansar Allah“ (Gotteshelfer, Gottesunterstützer). In ihrem Einflussgebiet setzen die Huthi eine streng islamisch-religiöse Ordnung durch.
Die USA und die Waffenruhe
Dass die USA sich trotz ihrer globalen militärischen Überlegenheit auf die Feuerpause einließen, ist auf den ersten Blick erstaunlich. In Donald Trumps Worten schwingt zwar eine gewisse Bewunderung für die Aufopferungsgabe der Huthi – von „großem Mut“ und „Hingabe“ ist da die Rede. Vor allem aber dürfte die USA ein Interesse daran gehabt haben, dass „sie es von nun an unterlassen, Schiffe zu beschießen“, wie Trump ebenfalls einräumte. Dies hatte den Welthandel empfindlich beeinträchtigt. Im veröffentlichten Signal-Chat der Trump-Regierungsvertreter war davon die Rede, die Huthi töten zu müssen, um die Europäer zu schützen.
Militärexpert:innen hatten schon vorher analysiert, dass die USA die Huthi nicht ohne Weiteres ausschalten könnten. Gründe dafür sind die Unterstützung durch den Iran sowie der Land- bzw. Heimvorteil der Huthi. Die USA wären natürlich in der Lage, die Huthis in einem Bodenkampf zu bezwingen. Doch sich in diesen Zeiten in einen Krieg in Westasien zu verwickeln, steht nicht auf der Liste von Donald Trump. Und da es derzeit keinen Willen gibt, Kapazitäten dorthin zu verorten, haben die USA sich eben entschieden, den Weg einer Waffenruhe zu gehen – und das sogar, ohne den Schutz Israels auszuhandeln.