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Große Schritte Richtung Krieg – zu Land, zu Wasser und in der Luft

Den neuen Aufrüstungsplänen für die Bundeswehr scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. In naher Zukunft sollen jegliche Lücken gefüllt und die Bundeswehr laut Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur stärksten konventionellen Armee Europas werden. Genaue Pläne betreffen besonders neue unbemannte Waffensysteme und das Problem der Personalbeschaffung.

Der Ukraine-Krieg macht deutlich: Die Luftwaffe, besonders der Einsatz von Drohnen, kann ausschlaggebend für die Kriegsführung und die Verteidigung eines Landes sein. Insbesondere dann, wenn den Truppen maßgeblich Personal fehlt. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland zurzeit einen großen Fokus auf einen stärkeren Schutz vor Bedrohung aus der Luft setzen will. Dazu zählt jedoch nicht nur Raketen- und Flugabwehr, sondern auch der Aufbau der Fähigkeit von zielgerichtete Präzisionsschlägen, die tief im feindlichen Gebiet liegen sollen. Dafür sollen neue Waffensysteme her mit Reichweiten von über 500 Kilometern.

Der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will bekanntermaßen bis 2029 Deutschland „kriegstüchtig“ werden lassen. Denn ab diesem Zeitpunkt halten NATO-Expert:innen einen russischen Angriff für möglich. Demnach sollen schon jetzt konkrete Vorbereitungen getroffen werden. Die deutschen Truppen sollen vor allem stärker auf die Bündnisverteidigung ausgerichtet werden zum Beispiel in Bezug auf logistische Durchhaltefähigkeit. Außerdem soll mehr Munition beschaffen und bevorratet werden, besonders Kampfdrohnen.

Zeitenwende und Kriegstüchtigkeit: Als nächstes Atomwaffen für die BRD?

Die neue Regierung unter der Kanzlerschaft von Merz scheint der Militarisierung keine Grenzen zu setzen. Dabei will Merz die Bundeswehr sogar zur stärksten Armee Europas machen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Deutschland auf die Erhöhung der nationalen Verteidigungsausgaben nach dem Fünf-Prozent-Ziel. Fünf Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung würden 215 Milliarden Euro im Jahr entsprechen. Diese Milliarden Euro sollen investiert werden in neue Kriegstechnologien um die derzeitigen Lücken zu füllen.

Dabei besteht von deutscher Seite aus ein besonders großes Interesse an der israelischen Waffenmaschinerie, wie beispielsweise das israelische Raketenabwehrsystem Arrow 4. Diese Technologie wird zur Zeit von den USA und Israel weiterentwickelt. Durch verbesserte Sensoren, eine erhöhte Reichweite und optimierte Zielverfolgung soll Arrow 4 verbessert zur Abwehr von Angriffen über weite Distanzen und in großer Höhe eingesetzt werden können.

Schneller Einsatz – ohne Zögern

Der deutsche Staat will keine Zeit verlieren, wenn es um den Einsatz neuer Kriegstechnologien geht. Diese sollen vor ihrem Einsatz keinen langwierigen Prüfungen mehr unterzogen, sondern direkt im Kampf erprobt werden. Dies betrifft unter anderen neu angeschaffte „Loitering Munition“, sogenannte Kamikazedrohnen. Umfangreiche „Erprobungen“ sollen noch 2025 beginnen.

Doch nicht nur die Luftwaffe soll ausgebaut werden, die Wassertiefen sollen ebenso wenig unberührt bleiben. Bisher war der Einsatz von U-Boten bevorzugt, doch aufgrund von hohen Beschaffungs- und Personalkosten sollen diese jetzt um neue Unterwasserdrohnen ergänzt werden. Auch diese werden von der israelischen Firma Elta Systems hergestellt. Hier wird wieder einmal deutlich, dass unbemannte Waffen im Fokus der modernen Kriegsführung liegen. Damit soll die rasante Aufrüstung nicht abhängig gemacht werden von den derzeitigen Personalproblemen der Bundeswehr. Selbst bei der Rettung von verwundeten Soldat: innen sollen Drohnen eingesetzt werden, wie z.B. die neue fliegende Krankentrage „Grille“.

Der Bundeswehr fehlt es an Soldat: innen

Auch wenn die Bundeswehr immer mehr neue unbemannte Waffen heranzieht, ist das Personalproblem nicht einfach so gelöst. Dabei stellt auch die NATO hohe Forderungen an die Bundeswehr. Bisher verfehlt die deutsche Armee mit rund 183.000 Soldaten ihr bisheriges Ziel von 203.000 bis 2031 deutlich. Laut internen Berichten brechen bis zu 30 Prozent der neu eingestellten Soldat: innen ihren Dienst innerhalb der ersten sechs Monate ab. Dies hat zur Folge, dass jährlich 4000 bis 5000 Soldat: innen ausscheiden.

Dies entspricht ungefähr der Anzahl von Soldat:innen, die für die neue Brigade in Litauen gebraucht werden. Die Bundeswehr muss zurzeit demnach gerade noch große Anstrengung in das Einbinden der einmal gewonnen Soldat:innen stecken, bevor sie neue Massen rekrutieren können, ob freiwillig oder bald eventuell doch mit Zwang. Das Personal-System der Bundeswehr scheint demnach mehr auf die Pflege des Bestands als auf die Rekrutierung ausgerichtet sein. Dabei erreicht die Bundeswehr immer wieder die Kritik, dass die Bekämpfung dieses Problems zu unkreativ und ideenlos scheint – im Gegenteil zu der Anschaffung und Entwicklung neuer Waffensysteme.

Bundeswehr im Aufwind: Kriegstüchtigkeit zeigt erste Wirkung

Es wird deutlich, dass die deutsche Armee zurzeit noch an vielen Problemen und Lücken zu arbeiten hat. Auf der einen Seite wird strategisch ein großer Fokus auf den zukünftigen Einsatz der Luftwaffe gesetzt sowie unbemannte Waffensysteme und Munitionen. Auf der anderen Seite scheinen die Verbesserungen der Personalprobleme nur stockend voranzugehen. Die Diskussionen der Bundesregierung rund um die Einführung einer vermeintlich „freiwilligen Wehrpflicht“ werden uns demnach noch öfter begegnen.

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