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Hamburg: Toter in Gewahrsam – Polizei verschwieg Faustschlag

Im Fall eines Mitte April in Polizeigewahrsam verstorbenen Mannes aus Hamburg verschwieg die Polizei bis jetzt ein wesentliches Detail. Nun ist bekannt geworden: Vor seinem Tod wurde dem Mann offenbar von einem Polizisten ein Faustschlag gegen den Kopf versetzt.

Im April starb ein psychisch kranker Mann an bislang laut Polizei ungeklärten Ursachen in Polizeigewahrsam in Hamburg. Zuvor war sie ausgerückt und hatte den 36-jährigen in seiner Wohnung im Stadtteil Billstedt festgenommen, nachdem er dort randaliert und mit einer Metallstange gedroht haben soll.

Beim Eintreffen der Polizei habe er geäußert, sich aus dem sechsten Stock seines Wohnhauses stürzen zu wollen, so der Bericht der Polizei. Gegen seine Festnahme habe er außerdem „erheblichen Widerstand“ geleistet.

Der Mann stand laut Polizeiangaben unter Einfluss von Betäubungsmitteln und kollabierte auf dem Weg zur Wache. Der von der Polizei herbeigerufene Krankenwagen brachte den Mann schließlich in ein Krankenhaus, wo er aber nicht mehr gerettet werden konnte.

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Durch eine Anfrage der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, dem Landesparlament des Landes Hamburg, musste die Polizei nun offenlegen, dass in diesem Zusammenhang derzeit von der Staatsanwaltschaft gegen einen Polizisten wegen Verdachts auf Körperverletzung ermittelt werde. Der Polizist hatte dem bereits festgenommenen 36-jährigen völlig grundlos einen Faustschlag gegen den Kopf verpasst.

Ein Zusammenhang zwischen Schlag und Tod des Mannes kann nicht ausgeschlossen werden, derzeit werden weitere pathologische Untersuchungen durchgeführt.

Tödliche Polizeigewalt nimmt zu

Dass sich gegen die Hamburger Polizei nun der Verdacht formt, eine weitere Gewalttat mit tödlichen Folgen verübt zu haben, ist angesichts der allgemein ansteigenden Anzahl von Polizeigewalt nachvollziehbar. Vor allem der Fall von Lorenz, ermordet durch vier hinterrücks abgegebene Schüsse der Oldenburger Polizei, rief vor wenigen Wochen vielen das Ausmaß der Gewalt ins Bewusstsein.

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Doch dieser Fall steht nicht allein: 2025 wurden bereits jetzt schon so viele Menschen von der deutschen Polizei getötet, wie sonst durchschnittlich in einem ganzen Jahr. 2024 wurden außerdem so viele Menschen speziell durch Polizeischüsse ermordet, wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Immer wieder versucht die Polizei, das eigene Vorgehen in diesen Fällen zu verschleiern und hält bewusst Informationen zurück. Besonders bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang die seit 20 Jahren anhaltende Leugnung eines Mords an Oury Jallo durch die Dessauer Polizei. Trotz einer mittlerweile erdrückender Beweislage und eindeutigen Hinweisen auf die Machenschaften derjenigen Beamten, die in den Mord und dessen Vertuschung involviert waren, gibt es bis heute keine Konsequenzen.

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