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Hunderte Arbeiter:innen in Hagen bangen um ihre Zukunft: Thyssenkrupp schließt Federnwerk

Für die 300 Beschäftigten des Thyssenkrupp-Federnwerks in Hagen-Hohenlimburg bricht eine Ära zusammen: Der Konzern bestätigte am Mittwoch die Schließung bis 2027. Bereits 2024 kündigte Thyssenkrupp Steel an, bis zum Jahr 2030 über 11.000 Jobs streichen zu wollen.

Für die rund 300 Mitarbeiter:innen des Thyssenkrupp-Federnwerks in Hagen-Hohenlimburg ist der Schock groß: Der Konzern bestätigte am Mittwoch, einen Tag vor dem Kampftag der Arbeiter:innenklasse, die schrittweise Schließung des Standorts Hagen-Hohenlimburg bis zum Jahr 2027.

Als Gründe für das Aus nennt das Unternehmen die angespannte Lage in der Automobilbranche, steigende Energiekosten und den Preisdruck durch internationale Konkurrenz, insbesondere aus China. Für die Belegschaft bedeutet dies das Ende einer Ära: Viele haben jahrelang in der Federproduktion gearbeitet und sehen sich nun mit Jobverlusten konfrontiert. „Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, aber sie ist unumgänglich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Mario Gropp, Geschäftsführer des Bereichs Federn und Stabilisatoren.

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Sozialplan und Verhandlungen: Zwischen vorsichtigem Optimismus und Konzernkritik

Thyssenkrupp, Betriebsrat und IG Metall wollen nun zeitnah über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich verhandeln. „Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und arbeiten laufende Aufträge wie vereinbart ab“, betont Gropp. Jens Mütze von der IG Metall zeigt sich trotz der Hiobsbotschaft zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass wir das fair hinbekommen“. Ein Sozialplan bleibt dennoch ein schwacher Trost für viele, die in einer ohnehin schwierigen Branche nach neuen Perspektiven suchen müssen.

Im Dezember 2024, als der drastische Stellenabbau bei Thyssenkrupp angekündigt wurde, hieß es noch von IG Metall-Chefin Christiane Brenner im ZDF: „Die IG Metall wird keine Werksschließungen bei Thyssen akzeptieren.“ Sie warf dem Management „fehlende Demut“ vor und kritisierte, dass eine Krisenbewältigung nicht einseitig zu Lasten der Beschäftigten gehen dürfe. Nun ist die Werksschließung da.

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Schließung des Werks Hagen-Hohenlimburg ist nur der Anfang

Die Schließung des Federnwerks ist nur Teil eines größeren Dramas: Bereits im vergangenen Jahr kündigte die Stahltochter Thyssenkrupp Steel an, bis 2030 insgesamt 11.000 von 27.000 Jobs abzubauen oder auszulagern – ein Kahlschlag, der den Industriestandort Nordrhein-Westfalen schwer trifft. Das Unternehmen macht die Politik verantwortlich und schiebt „ungünstige Standortbedingungen“ vor. Doch für die Belegschaften in Hagen und anderen betroffenen Werken ist das wenig tröstlich: „Die Politik redet von Transformation, aber wer hilft uns jetzt?“, fragt eine anonym bleibende Mitarbeiter:in.

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Zwei Jahre im Schatten der Schließung – was bleibt?

Zwar soll der Produktionsbetrieb in Hagen-Hohenlimburg noch bis 2027 weiterlaufen, doch es bleiben voraussichtlich nur 30 bis 40 Stellen – in der Verwaltung und Logistik – erhalten. Für viele endet damit eine jahrzehntelange Berufsperspektive. Die IG Metall fordert faire Abfindungen, Umschulungen und den Erhalt von Know-how. Doch die Uhr tickt: Auch Zulieferer wie ZF Friedrichshafen, VW und Bosch streichen tausende Arbeitsstellen.

Für die Beschäftigten in Hagen bleibt die Lage prekär. Sie stehen nicht nur vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze, sondern auch vor der Frage, ob ihre jahrzehntelange Arbeit wertgeschätzt wird: „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, bringt es ein Mitarbeiter auf den Punkt. Die Gewerkschaft verspricht Widerstand – doch ob dies reicht, bleibt abzuwarten.

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