Mitte Mai stürzte auf einer Hochbrücken-Baustelle im baden-württembergischen Horb eine Gondel ab. Drei Arbeiter starben. Einmal mehr wird deutlich, dass unzureichender Arbeitsschutz lebensgefährlich ist.
An der Baustelle der Neckartalbrücke bei Horb starben am vergangenen Dienstag bei einem Arbeitsunfall drei Arbeiter. Weil sich das Stahlseil, an dem die Transportgondel befestigt war, in quergespannten Drahtseilen verhing und riss, stürzten die beiden Polen und der Deutsche mit der Gondel in die Tiefe.
Während sich Politiker:innen und Bauherr:innen entsetzt zeigen und von einem „Unglück“ sprechen, werden in Kolleg:innenkreisen auch Stimmen laut, die den Unfall auf die schlechten Arbeitsbedingungen auf Baustellen in Verbindung bringen. Ein Kranfahrer hatte in einem Video in den Sozialen Medien den Absturz der Gondel als Folge von sinkenden Arbeitsschutzmaßnahmen und größer werdendem Druck auf die einzelnen Arbeiter:innen dargestellt.
Arbeitsunfälle gehören zum Geschäft
Der Tod der Arbeiter in Horb ist kein Einzelfall. In den Jahren 2024 und 2023 zählte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung insgesamt 732 tödliche Arbeitsunfälle. Nur selten werden die Fälle über die Betriebe hinaus bekannt. 2022 sorgte aber beispielsweise der Tod Refat Süleymans bei Thyssen-Krupp in Duisburg für größere Proteste. Aufmerksamkeit gab es auch für die überdurchschnittlich schlechten Arbeitsbedingungen bei Tesla in Grünheide – dort gab und gibt es eine alarmierend hohe Anzahl von Arbeitsunfällen, Arbeiter:innen klagen außerdem über permanente Überlastung.
Besonders Baustellen gelten als die gefährlichsten Arbeitsplätze in Deutschland. Dort liegen die Unfallzahlen laut Angaben der gesetzlichen Unfallversicherungen konstant verhältnismäßig höher als in anderen Bereichen wie dem Verkehrs- und Logistiksektor oder der Holz- und Metallindustrie. Besonders bekannt sind beispielsweise die Todesfälle auf der Baustelle des Überseequartiers in Hamburg. Beim Bau des Prestigeprojekts in der Hafencity mussten fünf albanische Arbeiter ihr Leben lassen.
Im Baugewerbe beauftragen Konzerne immer wieder Sub- und Subsubunternehmen, um höhere Profite zu erzielen. Diese wiederum drücken die Kosten nicht selten durch Schwarzarbeit, fehlenden Versicherungsschutz für die oft ungelernten Arbeiter:innen und Einsparungen beim Arbeitsschutz.
Dass immer wieder migrantische Arbeiter auf deutschen Baustellen den Tod finden, ist dabei kein Zufall. Sie werden in besonderem Maße von den Subunternehmen ausgebeutet und müssen sich den schlechten Bedingungen fügen, um überhaupt in Deutschland arbeiten zu können.