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JVA Tegel: Andreas Krebs beendet Hungerstreik für bessere medizinische Versorgung

Seit 2023 kämpft Andreas Krebs in der JVA Tegel für seine grundlegenden Rechte. Postzensur, mangelhafte medizinische Versorgung und andere Schikanen bestimmten seinen Alltag. Ein mehrwöchiger Hungerstreik scheint die Anstaltsleitung nun zu Zugeständnissen gezwungen zu haben.

Andreas Krebs sitzt seit 2023 in der JVA Tegel im Gefängnis. Als „Schikane“ bezeichnet er die Haftbedingungen vor Ort und kämpft mit allen Mitteln dagegen an. So auch im vergangenen Monat, als er am 14. Mai zum wiederholten Male in den Hungerstreik trat. Doch dies war nicht sein erster Hungerstreik.

Erst im Januar und Februar versuchte er mit diesem Mittel gegen Postzensur, fehlende medizinische Betreuung, Schikane durch Beamt:innen und das schlechte und streng rationierte Essen zu protestieren. Erst durch seine Proteste und seine Veröffentlichungen im Internet bekamen die Zustände in der JVA Tegel wieder eine größere Öffentlichkeit. Das gefiel der Anstaltsleitung jedoch nicht, weshalb er vermutlich umso mehr von Repressionen und Schikanen getroffen wurde.

Gefangener der JVA Tegel im Hungerstreik

Zuletzt kämpfte er vor allem für eine bessere medizinische Versorgung. Im November letzten Jahres war er in seiner Zelle ohnmächtig geworden. Den Verdacht einen Schlaganfall erlitten zu haben, bestritt die Arztgeschäftsstelle der Anstalt beharrlich. Daher blieb die medizinische Versorgung auch mehr als dürftig.

Krebs war 2023 vor allem aufgrund seiner gesundheitlichen Situation von Italien nach Deutschland verlegt worden. In Italien war er wegen Mordes zu 24 Jahren Haft verurteilt worden, weil er seinen Chef im Streit getötet hat. Krebs selbst spricht von „vermeintlichem Mord“, da es sich laut seiner Meinung nur um Totschlag handeln würde. Anfangs war er im Hausarrest, floh jedoch wegen Anfeindungen an seinem Wohnort. 2017 wurde er in Deutschland festgenommen, nach Italien ausgeliefert und verurteilt. Aufgrund seiner gesundheitlichen Lage durfte er 2023 in ein deutsches Gefängnis wechseln.

Erfolgreicher Hungerstreik – Anstaltsleitung gibt bei

Neben der medizinischen Versorgung kritisierte er vor allem die nicht oder erst verspätet zugestellte Post. Selbst die Kommunikation mit seiner Anwältin kam erst Tage bis Wochen später an – oder wurde ihm teils gar nicht ausgehändigt. Krebs suchte nach eigenen Angaben immer wieder das Gespräch mit Verantwortlichen, stieß jedoch nur auf taube Ohren und leere Versprechungen.

Seine Forderungen zu Beginn des Hungerstreiks beinhalteten ein direktes Gespräch mit dem Anstaltsleiter, ein Ende der Postzensur und die Anerkennung des Vorfalls im November sowie eine entsprechende medizinische Behandlung. Nach 32 Tagen hat er den Hungerstreik nun beendet – scheinbar mit Erfolg. Denn die Anstaltsleitung war scheinbar zu Zugeständnissen bereit.

Da sich seine gesundheitliche Lage kurz nach Beginn des Hungerstreiks stark verschlechterte, bestätigte das medizinische Personal bei einer Untersuchung doch den erlittenen Schlaganfall. Dies erzeugte Druck bei der Anstaltsleitung, die sich auf ein persönliches Gespräch einließ.

Die Leitung stellte die vollständige Erfüllung seiner Forderungen in Aussicht. Dazu sollen nun eine bessere medizinische Versorgung, die Unterstützung bei der Verlegung in eine andere Anstalt sowie keine Zensur seiner Post garantiert werden. Inwiefern die Anstaltsleitung sich an diese Forderungen hält, bleibt abzuwarten.

Anja Sommerfeld aus dem Bundesvorstand der Roten Hilfe fordert die Anstaltsleitung der JVA Tegel auf, die „ihm gegenüber gemachten Zusagen unverzüglich zu erfüllen“. Dass es jedoch eines mehrwöchigen Hungerstreiks bedürfe, sei bezeichnend für die Zustände. Außerdem erklärte sie: „Als Rote Hilfe wissen wir, dass die Machtdemonstrationen und Schikanen, mit denen er sich immer wieder konfrontiert sah, mit Solidarität beantwortet werden müssen. Die Rote Hilfe wird auch zukünftig Andreas und andere Gefangene in ihren kämpferischen Bemühungen, sich ihren politischen Willen nicht brechen zu lassen, nach Kräften unterstützen.“

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