Der lange schwelende Konflikt zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan scheint aktuell zu eskalieren. Die von beiden Staaten besetzte Region Kaschmir wird aktuell von gegenseitigen Angriffen erschüttert. Ein erneuter Krieg zwischen den beiden autoritär regierten Staaten scheint möglich.
Am 22. April erfolgte ein mutmaßlicher Terroranschlag im indisch besetzten Teil Kaschmirs, für den Indien die Schuld Pakistan zuschreibt. Bei dem Angriff wurden vermutlich 29 indische Staatsbürger:innen ermordet. Als „Vergeltungsschlag“ hat Indien nun Gebiete im pakistanisch besetzten Teil Kaschmirs, sowie im pakistanischen Kernland (Region Punjab) mit Raketen beschossen. Man geht aktuell von 26 Ermordeten aus. Ebenfalls meldet die pakistanische Regierung, mehrere indische Kampfjets abgeschossen zu haben. Eine weitere Eskalation scheint sich anzubahnen.
Kaschmir: Indien zerstört Häuser nach Anschlag in Pahalgam
Wie konnte es so weit kommen?
Die beiden Staaten sind 1947 aus der ehemaligen britischen Kolonie „Britisch-Indien“ hervorgegangen. Aufgeteilt wurde das Land zwischen den Religionen des Islam (Pakistan) und des Hinduismus (Indien). Es war ein Prozess, der zu Vertreibung, Entwurzelung und zur Tötung von hunderttausenden Menschen auf beiden Seiten geführt hat und sich als zentrale Konfliktlinie zwischen beiden Staaten fortschreibt.
Zwischen 1947 und 1971 führten die beiden Staaten bereits drei Mal offen Krieg miteinander. Die Region Kaschmir, die von beiden besetzt ist, ist ein weiteres heißes Eisen, das seit Jahrzehnten von Guerilla-Gruppen und Besatzungstruppen umkämpft wird. Besonders der indisch besetzte Teil gilt als eine der am stärksten unterdrückten und überwachten Regionen der Welt.
Indien – Repression, Auslöschung und Kriegsverbrechen
Beide Staaten sind für ihre autoritäre Staatsführung und für die Anwendung von Gewalt, selbst gegen die eigene Bevölkerung bekannt. Indien führt schon seit Jahrzehnten blutige Unterdrückungs- und teilweise Auslöschungsfeldzüge (oft als „Anti-Terror-Operationen“ bezeichnet) gegen nationale Minderheiten (wie in Kaschmir oder in Manipur) und gegen die indigene Bevölkerung Zentralindiens. Besonders letztere eskalieren aktuell in der sogenannten „Operation Kagaar“, bei der die indische Polizei, Paramilitärs und Armee vehement in die von kommunistischen und indigenen Guerillas kontrollierten Gebiete Zentralindiens eindringen. Dem indischen Staat werden dabei massive Kriegsverbrechen wie wahlloses Morden, Folter und Massenvergewaltigung zur Last gelegt.
Eine neue Phase des Volkskriegs in Indien: Massaker oder Waffenstillstand
Die faschistische BJP (die regierende Partei Indiens), die auch den Premierminister Narendra Modi stellt, profiliert sich hauptsächlich durch einen aggressiven Hindu-Nationalismus („Hindutva“), der vor allem die Muslime (deren vermeintlicher Vertreter Pakistan sein soll) zu Todfeinden Indiens erklärt und ihre Unterwerfung oder Auslöschung anstrebt. Dies allein schon bedroht die rund 200 Millionen muslimischen Einwohner:innen Indiens.
Südasien – eine umkämpfte Region
Doch auch Pakistan ist alles andere als ein freiheitlicher oder demokratischer Staat. Die Geschichte des Landes ist von Militärdiktatur und der Unterdrückung von nationalen Minderheiten geprägt. So kam es erst vor kurzem zu einem blutigen Konflikt zwischen der pakistanischen Armee und der Balochistan Liberation Army (BLA), die für die nationale Befreiung von Belutschistan kämpft. Auch zwischen der Taliban in Afghanistan und ihrer pakistanischen Schwesterorganisation auf der einen und dem pakistanischen Staat auf der anderen Seite gab es dieses Jahr bereits kriegerische Eskalationen.
Kurz gesagt, es gibt eine Vielzahl von kriegerischen Konflikten und möglichen Bruchstellen in der gesamten Region, die nun in einem Krieg kulminieren könnten.
Die internationalen Großmächte wie die EU, Russland, China und die USA zeigen sich besorgt und sprechen von Vermittlungen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.