Ohne die Arbeit im Gesundheits- und Pflegebereich würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Während die notorisch niedrigen Löhne zwar in den letzten Jahren aufgebessert wurden, sind andere Baustellen geblieben.
Lange zählten Berufe im Pflege- und Gesundheitsbereich zu den am schlechtesten bezahlten. Seit 2014 hat sich jedoch das Einkommen von Pflegekräften stetig erhöht: Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist das Bruttoeinkommen in den letzten zehn Jahren um 1.219 Euro beziehungsweise 43,1 Prozent angestiegen. Im April 2024 verdienten demnach Vollzeitbeschäftigte im Mittel 4.048 Euro brutto. Im April 2014 lag dieser Wert noch bei 2.829 Euro.
Damit haben Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich im Vergleich zu anderen Arbeitszweigen ein überdurchschnittlich großes Verdienstplus verzeichnen können. Im Vergleich: Der Bruttomonatsverdienst in Transport-, Logistik- und Verkehrsberufen hat sich in den letzten zehn Jahren gerade einmal um 739 Euro nach oben bewegt. Ähnliches gilt auch für die Metall- und Elektroberufe.
Besonders Fachkräfte profitieren dabei von den Lohnsteigerungen. Während der Lohn von Fachkräften über Wirtschaftsbranchen hinweg um 884 Euro gestiegen ist, sind es bei Gesundheits- und Krankenpfleger:innen 1.260 Euro mehr.
Doch obwohl die gestiegenen Löhne zu begrüßen sind, müssen die Anhebungen mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden. Denn Inflation und gestiegene Lebenskosten werden einen beachtlichen Teil des „dazugewonnenen“ Geldes wieder auffressen. Und auch die unzähligen anderen Krisen und Baustellen im Pflegebereich bleiben noch immer bestehen.
Stress, Überlastung, Personalmangel
Höhere Löhne allein werden den Beruf also nicht automatisch attraktiver machen. Denn die niedrige Bezahlung war nicht der einzige Mangel, der von Pflegekräften jahrelang kritisiert wurde. Seit Jahren wird sich über die enorm hohe Arbeitsbelastung, mangelnde Zeit für eine angemessene Pflege der Patient:innen und ein großes Fachkräftedefizit beklagt. Veränderungen dahingehend gab es aber nur wenige.
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamts werden bis 2049 insgesamt zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Trotzdem werden komplizierte und bürokratische Anerkennungsverfahren von ausländischen Abschlüssen, die den Mangel an geschultem Personal zum Teil beheben könnten, nicht entwirrt. Nicht selten werden migrantische Fachkräfte trotz ihrer vollwertigen Ausbildung in schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse gedrängt.
Die Probleme beginnen in der Ausbildung
Wo die Arbeit an einer Stelle nicht geleistet werden kann, muss sie an anderer doppelt gemacht werden. So werden Auszubildende im Pflegebereich aufgrund des Personalmangels viel schneller und auch unvorbereiteter an Aufgaben herangeführt, die eigentlich eine längere Schulung benötigen würden. Bereits in der Ausbildung wird man also darauf vorbereitet, mehr an Arbeit zu leisten als eigentlich möglich ist.
Die schlechten Arbeitsbedingungen machen sich auch in den Krankheitstagen im Pflegebereich bemerkbar. Diese erreichten im Jahr 2023 einen Höchststand mit durchschnittlich 29,8 Krankheitstagen pro Jahr.