Das Geschäft von Rheinmetall boomt. Während in der Ukraine, Palästina und Kurdistan Krieg herrscht, fährt der Rüstungskonzern im ersten Quartal 2025 Rekordumsätze ein – wie auch schon während des Hitler-Faschismus. – Ein Kommentar von Alexandra Baer.
Der Konzernumsatz des Rüstungskonzerns Rheinmetall stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 46 Prozent auf 2,305 Mrd. Euro (2024: 1,581 Mrd. Euro). Treiber ist das Militärgeschäft, das mit einem Umsatzplus von 73 Prozent auf 1,795 Mrd. Euro zulegte. Ein großer Teil davon ist die Lieferung von Artilleriemunition für die Ukraine, mit der im ersten Quartal ein neuer Rekordumsatz von 599 Mio. Euro (66 Prozent mehr als im Vorjahresquartal) eingefahren wurde.
„Kunden kaufen heute ganze Fabriken bei uns“
Der Auftragsbestand erreichte mit 63 Mrd. Euro ein neues Rekordniveau (Vorjahr: 40 Mrd. Euro). Hinzu kommen Großprojekte wie Munitionslieferungen für NATO-Staaten, Flugabwehrsysteme für Europa und Kooperationen in den USA, Großbritannien und der Ukraine.
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, kommentiert die Entwicklung wie folgt: „Rheinmetall wird gebraucht – Kunden kaufen heute ganze Fabriken bei uns. Europa muss sich für eine neue Ära wappnen, in der wir uns mit aller Kraft der Bedrohung unserer freiheitlichen Werte entgegenstellen müssen. In diesem Epochenbruch steht Rheinmetall fest zu seiner Verantwortung.“
Für 2025 erwartet der Konzern ein Umsatzwachstum von 25–30 Prozent. Sollten sich geopolitische Spannungen weiter zuspitzen und neue Rüstungsaufträge konkretisieren, könnte die Prognose nach oben angepasst werden.
Kriegsprofiteure machen Freudensprünge
Wie also die Zahlen von Rheinmetall zeigen, sorgt die derzeitige politische Lage für große Freude bei Waffenherstellern. Imperialistische Kriege brechen auf der ganzen Welt aus, und wir bewegen uns in einem halsbrecherischen Tempo auf einen dritten Weltkrieg zu. Für die einen mag das Zerstörung, Leid und Elend bedeuten, bei Rheinmetall und Co. wiederum lässt es die Kassen klingeln.
Dass am Krieg immer jemand reich wird, kann zwar schnell zur Binsenweisheit werden und Politiker:innen und Medien betonen gerne laut und scheinheilig, dass es ja um den Kampf für Freiheit und demokratische Werte ginge. Dass Rheinmetall und anderen Kriegsprofiteuren aber vollkommen egal ist, weshalb Krieg ausbricht und für was gekämpft wird, zeigt ein Blick in die Unternehmensgeschichte.
Zwangsarbeit und NSDAP-Mitgliedschaft: Rheinmetall während des Hitler-Faschismus
Der Rüstungskonzern war bis 2004 ein Familienbetrieb: 73 Prozent der stimmberechtigten Aktien lagen in den Händen der Familie Röchling, die danach an 75 Investor:innen verkauft wurden. Die Röchling SE & Co. KG, Familienkonzern der Röchling-Familie, kaufte 1956 die Rheinmetall Berlin AG, welche von nun an die Bundeswehr aufrüstete.
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Während des Hitler-Faschismus trat das „Familienoberhaupt“ der Röchling-Familie, Hermann Röchling, in die NSDAP ein (1935), wurde Rüstungsbeiratsmitglied des Reichswehrministeriums, im Jahr 1938 dann zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und 1942 zum „Reichsbeauftragten für Eisen und Stahl in den besetzten Gebieten“ berufen.
In dieser Zeit verrichteten vor allen Dingen „Frauen und Zwangsarbeiter“ die Waffenproduktion, weshalb Hermann und Ernst Röchling nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu zehn und fünf Jahren Haft verurteilt wurden. Neben der wirtschaftlichen Ausplünderung der besetzten Länder wurden sie für schuldig befunden, die Misshandlung ausländischer Zwangsarbeiter in ihren Unternehmen zumindest toleriert zu haben.
Die Verurteilung von Hermann und Ernst Röchling ist ein Fakt, der sich nicht in der Unternehmenschronologie auf der Website Rheinmetall findet – dafür beschwert sich das Unternehmen zunächst einmal über die Bürokratie des Hitler-Faschismus: „Selbst die für den immer noch erhofften ‚Endsieg’ notwendige Waffenfertigung wurde durch sie [Bürokratie] immer wieder ausgebremst. Das betraf sowohl die Beschaffung von Arbeitskräften – selbst die von Zwangsarbeitern –, als auch die Verlegung von Betrieben.“ So sieht also die kritische Auswertung des Nationalsozialismus durch den Konzern aus.
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75 Jahre später ist das Großunternehmen erneut fest mit der deutschen Kriegsmaschinerie verwoben und fährt auf Kosten derjenigen, die unter den weltweiten Kriegen leiden, Rekordgewinne ein. Es bereitet sich Vorstandsmitglied Papperger zufolge auf eine „neue Ära“ vor, in der sich das Unternehmen „mit aller Kraft der Bedrohung unserer freiheitlichen Werte entgegenstellen“ möchte.