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„Antifa bleibt notwendig“ – Tausende Antifaschist:innen in Jena

Am Samstag fanden sich über 6.000 Personen in Jena zusammen, um in Solidarität mit den inhaftierten und verfolgten Antifaschist:innen zu demonstrieren. Thematischer Schwerpunkt war dabei vor allem der Kampf der Antifaschist:in Maja – Maja befindet sich seit dem 5. Juni im Hungerstreik in ungarischer Isolationshaft.

Im Verlauf der letzten Jahre gab es eine Reihe an Verhaftungen und Repressionen gegenüber Antifaschist:innen, sei es im Rahmen des Antifa-Ost-Verfahrens oder des sogenannten Budapest-Komplexes. Der deutsche Staat reagierte selbst auf vermeintliche Angriffe von Antifaschist:innen auf Faschist:innen mit starker Repression. Beispielhaft wären hierbei die Personen Maja und Lina zu nennen.

b4mmel, CC BY-NC-SA 2.0

Lina wurde im Rahmen des Antifa-Ost-Verfahrens wegen vorgeblicher Angriffe auf Faschist:innen zu 5 Jahren Haft verurteilt. Maja T.  trifft es sogar noch härter: In einer Nacht- und Nebelaktion wurde Maja von den deutschen Repressionsbehörden nach Ungarn ausgeliefert. Dabei wurde auch aktiv die Entscheidungsgewalt des Bundesverfassungsgerichts übergangen, um potenzielle Solidaritätsaktionen und rechtliche Verfahren zu umgehen. Dies passierte in solch einem Eiltempo, dass Maja schon in Ungarn angekommen war, nachdem das Bundesverfassungsgericht diese Maßnahme als rechtswidrig erklärte.

Seit dem 28. Juni letzten Jahres sitzt die nicht-binäre antifaschistische Person nun in Ungarn in Haft und befindet sich aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen seit dem 5. Juni 2025 in einem Hungerstreik. Erst vergangenen Freitag meldete sich Maja in einer emotionalen Videobotschaft und richtete solidarische Grüße an die Teilnehmer:innen der Demo in Jena: „Herzliche Grüße und eine kraftvolle Demo!“.

Antifaschist:in Maja: Ein himmelschreiendes Unrecht

Großer antifaschistischer Protest in Jena

Aufgrund all dieser Entwicklungen entschieden sich am 14. Juni über 6.000 Antifaschist:innen, für eine bundesweit organisierte antifaschistische Demonstration nach Jena zu reisen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage stand hierbei besonders der Hungerstreik von Maja mitsamt der Forderungen im Vordergrund. Auch die im Antifa-Ost-Verfahren beschuldigte Lina E. sandte aus ihrer Haft Grußworte der Solidarität in Richtung Maja.

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Sie beschreibt dabei die Situation der Antifaschist:innen in den deutschen Gefängnissen als harsch, dennoch betont sie, dass Maja aktuell in Ungarn in einer viel schwierigeren Situation sei. Auch Lina hofft, dass Maja bald wieder nach Deutschland zurückkehren kann.

Bundesweite Demo in Jena: „Antifa, jetzt erst recht!“

Majas Vater spricht – Pyro und Rauch auf der Demo

Redebeiträge in Solidarität mit Maja und den verurteilten und untergetauchten Antifaschist:innen gab es auf der Kundgebung viele. Einer der vielleicht berührendsten Ansprachen kam dabei von Majas Vater selbst, der die Haftbedingungen von Maja noch einmal genauer beschreiben konnte: Der Hungerstreik mache Maja sehr zu schaffen und könne durchaus auch langfristigste Gesundheitsschäden nach sich ziehen.

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Obendrein wurde von ihm die Folter der Isolationshaft angeprangert, die für die betroffenen Personen bedeute, über Tage und Wochen hinweg ohne soziale Kontakte auszukommen und „dazu zwingt, 24 Stunden am Tag nur die Wände und die Decke anzustarren“.

Die Demonstration selbst fand trotz 32 Grad Hitze ohne größere Komplikationen statt. So war vermutlich auch die eher schwach aufgestellte Polizei überwältigt von dem Aufgebot mehrerer tausend Antifaschist:innen. Damit wurde die Demonstration sehr kämpferisch durchgeführt. Dies wurde vor allem  durch die leidenschaftlichen Parolen, die Banner und Pyrotechnik innerhalb und außerhalb der Demo deutlich.

Eigenes Bild

Auch nach Jena: der Kampf geht weiter

Aufgrund des Hungerstreiks von Maja wurde von verschiedenen Organisationen für das kommende Wochenende vom 20.-22. zu bundesweiten Aktionstagen aufgerufen. Andere Organisation haben darüber hinaus einen Hungerstreik in Solidarität mit Maja und anderen Antifaschist:innen in der Türkei angekündigt.

In Ungarn geht der Prozess von Maja derweil weiter: der Richter stellt dabei offen den Hungerstreik von Maja infrage, auch Gefängniswärter:innen und weiteres Personal machen sich lustig über die Situation der gefangenen Person. Dabei drohen Maja bis zu 24 Jahre Haft in Ungarn. Deshalb ist abzusehen, dass auch nach Jena und den Aktionstagen der Kampf in Solidarität mit Maja und allen Antifaschist:innen in Haft weitergehen wird.

Von Budapest bis in die Türkei: Hungerstreiks in Solidarität mit politischen Gefangenen

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