Am Freitagmorgen griff Israel Militärbasen, Atomanlagen und Wohngebäude im Iran an. Dabei töteten die israelischen Angriffe drei hochrangige Militärs und mindestens sechs Wissenschaftler. Der Iran wertet die israelischen Angriffe als Kriegserklärung.
Das israelische Militär griff am Freitag in den frühen Morgenstunden mehrere Ziele im Iran an und setzte dafür nach eigenen Angaben 200 Kampfjets ein. Zu den Zielen gehörten sechs Militärbasen, mehrere Atomanlagen sowie militärische und zivile Wohngebäude. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte, die Angriffe würden viele Tage andauern.
Noch am selben Morgen reagierte der Iran mit einem Gegenschlag. Die rund hundert iranischen Drohnen wurden anscheinend alle abgefangen. Am Nachmittag sollen auch an der israelisch-libanesischen Grenze Geschosse abgefangen worden sein.
Angriff auf Irans Atomprogramm
Das israelische Militär begründet den Großangriff auf den Iran mit dessen voranschreitenden Nuklearprogramm. Nach Geheimdienstinformationen hätte der Iran kurz vor einem entscheidenden Schritt zur Entwicklung einer Atombombe gestanden – Belege liefert das israelische Militär dafür nicht.
Nach israelischen Militärangaben wurden die unterirdischen Bereiche der Uran-Anreicherungsanlage in Natans erheblich beschädigt. Im unterirdischen Bereich befände sich wichtige Infrastruktur für die Anlage. Von dieser soll auch radioaktive Strahlung innerhalb der Anlage freigesetzt worden sein.
Es gibt außerdem Berichte über Explosionen nahe eines Kernforschungszentrums in Tabriz. Rafael Grossi, der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), bezeichnete die Entwicklungen als „sehr besorgniserregend“ und betonte, dass Atomanlagen „niemals angegriffen werden dürfen“.
Führende Nuklearwissenschaftler und hochrangige Militärs getötet
Neben den Atomanlagen zielte der israelische Großangriff auch auf Personen, die für das iranische Atomprogramm bedeutsam sind. Die sechs getöteten Wissenschaftler und Professoren waren führend in den Bereichen Nuklear und Physik. Sie wurden bei nächtlichen Angriffen auf ihre Wohnungen in Teheran getötet.
Außerdem tötete Israel hochrangige Militärs. Darunter befinden sich der höchste iranische Militärbeamte, Generalmajor Mohammed Bagheri, der Kommandeur der Revolutionsgarde, Hussein Salami, und der stellvertretende Oberbefehlshaber des Militärs, Gholamali Rashid.
Nach iranischen Medienberichten wurden mindestens 50 Menschen bei den Angriffen verletzt, darunter 35 Frauen und Kinder.
USA über geplanten Angriff informiert
Bereits am Mittwoch genehmigte die US-Regierung den Abzug aller nicht essentiellen Botschaftsmitarbeitenden im Irak, Bahrain und Kuwait. Auch die „freiwillige Abreise“ aller Familienangehörigen in Militäreinrichtungen in Westasien wurde veranlasst. Als Grund für diese Sicherheitsmaßnahme wurde ein möglicher israelischer Militärschlag gegen den Iran und dessen atomare Einrichtungen genannt.
Nach dem erfolgten israelischen Angriff sagte US-Präsident Donald Trump, er sei zuvor über den Angriff informiert worden, die USA seien aber nicht Teil des Angriffs gewesen. Im Falle iranischer „Vergeltungsschläge“ seien die USA bereit, sich und Israel zu verteidigen.
Aufrufe zur Deeskalation
Bundeskanzler Friedrich Merz lud zu einer Sitzung des Sicherheitskabinetts der Bundesregierung ein, nachdem er am Freitagmorgen mit Israels Premierminister Netanjahu telefoniert hatte. Aus der Mitteilung der Bundesregierung geht nicht hervor, ob dieses Gespräch vor oder nach dem israelischen Angriff stattfand. Laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel habe Netanjahu kurz vor Beginn der Angriffe Kontakt mit Merz aufgenommen.
Obwohl es sich um einen geplanten Militärschlag durch Israel auf den Iran handelte, betonte die Bundesregierung das Recht Israels, „seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen“.
Der NATO-Generalsekretär Mark Rutte sprach sich dafür aus, auf eine Deeskalation in Westasien hinzuwirken. Dabei benannte er den Angriff als „einseitige Aktion Israels“. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderten diplomatische Lösungen und die Vermeidung weiterer Eskalationen.
Das chinesische Außenministerium verurteilte den israelischen Angriff, ebenso taten es die russische und die pakistanische Regierung. Die iranische Regierung wertet den israelischen Militärschlag als Kriegserklärung und forderte den UN-Sicherheitsrat zum sofortigen Handeln auf.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die militärische Eskalation in Westasien könnte weltweite ökonomische Folgen nach sich ziehen. Infolge des Angriffs sind die Rohölpreise bereits sprunghaft um bis zu 14 Prozent angestiegen. Weitere Auswirkungen auf den Markt sind möglich.
Der Iran hatte schon öfter gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren. Über diese Meerenge werden täglich 20 Prozent des weltweit gehandelten Erdöls verschifft.
Gleichzeitig profitieren Rüstungsunternehmen erneut von der Eskalation. Die Rheinmetall-Aktie, die im Juni um 7 Prozent gesunken war, stieg seit den israelischen Angriffen um 3 Prozent an.