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Protest gegen Kriegspropaganda auf der Kieler Woche

Bei der Kieler Woche können bei Bratwurst und Kinderschminken Kriegsschiffe der Bundeswehr besichtigt werden. Direkt zu Beginn der Veranstaltungstage kam es zu Protesten.

Vom 21. bis 26. Juni findet die Kieler Woche statt. In deren Rahmen wird das sogenannte „Open Ship“ veranstaltet. Dabei werden verschiedene Kriegsschiffe präsentiert, die teilweise auch betreten werden können. Organisiert wird die Veranstaltung von der Bundeswehr, der Bundespolizei und dem Zoll auf dem Marinestützpunkt Kiel.

Das „Open Ship“ dient vor allem als Werbe- und Imageplattform, insbesondere für die Marine und die Bundeswehr insgesamt. Einige Schiffe konnten in diesem Jahr aufgrund aktueller militärischer Einsätze nicht teilnehmen.

Die Veranstaltung ist als familienfreundlicher Ausflug konzipiert: Es gibt gastronomische Angebote sowie spezielle Aktivitäten für Kinder. Besonders intensiv richtet sich die Werbung an Jugendliche und junge Erwachsene. Das Camp „Marine“ versucht gezielt Schüler:innen aber der 8. Klasse zu erreichen und anzuwerben. Eine kritische Auseinandersetzung mit Krieg und der Bundeswehr findet nicht statt und ist nicht gewollt.

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Für die Bundeswehr ist das „Open Ship“ eine wichtige Werbeveranstaltung. Außerdem kann hier der Flottenverband des NATO-Manövers „Baltic Operations“ (BALTOPS) besichtigt werden, der zur Kieler Woche einläuft. Themenschwerpunkte sind „sicherheits- und wirtschaftspolitische“ Fragen, die Stärkung der Bundeswehr und die Einführung der Wehrpflicht.

Proteste gegen die Militarisierung

Zum Start am Samstag ist es bereits zu antimilitaristischen Aktionen gekommen. So wurden direkt zu Beginn der Großveranstaltung von Antimilitarist:innen und Klimaaktivist:innen Bäume am Eingang der Veranstaltung besetzt. Dazwischen wurde Seile gespannt, an welchen Banner angebracht wurden. Darauf waren politische Forderungen wie „Keine Profite mit dem Tod“ zu lesen, die von vielen Besuchern nicht ungelesen blieben.

No Peace. No Climate Justice

Der Protest setzte sich dann auf dem Wasser fort. Mit Hilfe von Kanus wurde auf Bannern weiterhin auf die Militarisierung aufmerksam gemacht und stattdessen eine Strategie für eine Klimagerechte Zukunft gefordert. Die Fregatte „Bayern“ wurde zudem mit Farbe markiert.

No Peace. No Climate Justice

„Es ist völlig absurd, dass hier gefeiert wird als wäre nichts. Aufgrund der zahllosen, weltweiten Konflikte haben dieses Jahr mehr als die Hälfte der angekündigten Schiffe abgesagt. Einige sind direkt auf dem Weg in Kriegsregionen, andere unterstützen aus der Ferne, lenken Waffen oder teilen Informationen, während sie hier friedlich im Hafen zu liegen scheinen“, erklärte der Aktivist Tom F. von der Gruppe „No Peace. No Climate Justice“.

Kinder früh fürs schießen begeistern?

Dieses Jahr liegt ein großer Fokus auf die Darstellung der Bundeswehr und das Erreichen der Jugend. Mit dem „Open Ship“ versucht die Bundeswehr sich als attraktiven Arbeitgeber dazustellen. Mit dem „Camp Marine“ wurde einen extra Bereich auf dem Gelände für die Anwerbung von Schüler:innen geschaffen.

Die Wehrpflicht wurde bereits mehrfach seitens verschiedener Politiker:innen gefordert. Das Ziel der Bundeswehr ist es über Veranstaltungen wie dem „Open Ship“ dazu beizutragen, eine gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen.

„Die Bundeswehr weitet ihre Werbekampagnen für Kinder und Jugendliche immer weiter aus und in rasantem Tempo droht die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht. Wir sollen dazu gezwungen werden, mit der Waffe andere Menschen zu bedrohen, verletzen und zu töten. Das macht mir große Angst“, meint Aktivist Tom F.

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