Zeitung für Solidarität und Widerstand

„Rücknahme der Erhöhungen, mehr Transparenz, echte Mitbestimmung“ – ermutigender Mietkampf in Dortmund

Die Mieten in Dortmund steigen – doch nicht ohne Protest seitens der Bewohner:innen. So organisierte das Solidaritätsnetzwerk vergangenen Montag eine kämpferische Kundgebung gegen Mieterhöhung und Armut. Über 150 Menschen schlossen sich dem Aufruf an.

Dortmund, 23. Juni 2025 – Über 150 Menschen haben sich vergangenen Montag an einer lautstarken und entschlossenen Kundgebung unter dem Titel „Spar und Bau – +15% Mieterhöhung stoppen“ gegen die Mieterhöhungen des Spar- und Bauvereins beteiligt. Dazu aufgerufen hatte das Solidaritätsnetzwerk Dortmund, das gemeinsam mit betroffenen Anwohner:innen die Veranstaltung organisierte. Die Protestaktion fand direkt vor der Hauptstelle der Genossenschaft statt und wurde zu einem eindrucksvollen Zeichen des Widerstands gegen die steigende finanzielle Belastung durch Wohnkosten.

Mieterhöhung stößt auf massiven Widerstand

Ausgangspunkt der Kritik ist die kürzlich erfolgte Mieterhöhung von rund 15 Prozent – das gesetzlich erlaubte Maximum. Diese Entscheidung des Spar- und Bauvereins wird von vielen Bewohner:innen als nicht nachvollziehbar und existenzbedrohend empfunden. Die Erhöhungen treffen insbesondere Menschen mit mittlerem oder geringem Einkommen und verschärfen die ohnehin angespannte Situation auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt. Trotz der Tatsache, dass Genossenschaften wie Spar und Bau sich traditionell als soziale Alternative zu profitorientierten Immobilienunternehmen positionieren, empfinden viele Mitglieder diese Entwicklung als Abkehr von genossenschaftlichen Grundwerten.

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Kritik an Intransparenz und Prioritätensetzung

In mehreren Redebeiträgen während der Kundgebung wurde deutlich, dass sich die Unzufriedenheit nicht nur auf die aktuelle Mieterhöhung beschränkt. Angehörige des Solidaritätsnetzwerks sowie betroffene Bewohner:innen sprachen von einem zunehmend unsolidarischen Umgang der Genossenschaft mit ihren Mitgliedern, mangelnder Transparenz bei Entscheidungsprozessen und einer fragwürdigen Prioritätensetzung bei Investitionen. So stießen Prestigeprojekte der Genossenschaft auf Unverständnis, während zugleich Serviceleistungen abgebaut und soziale Härten ignoriert würden.

Bemängelt wurde zudem der Umgang mit dem Offenen Brief der Nachbarschaft vom 26. Mai 2025. Dieser war mit zahlreichen konkreten Fragen und Kritikpunkten an den Vorstand gerichtet – eine inhaltliche Antwort steht bis heute aus. Auch der Wunsch, die Jahreshauptversammlung online zu übertragen, um allen Mitgliedern eine Teilnahme zu ermöglichen, wurde ohne Begründung abgelehnt. Dies wurde von vielen Redner:innen als Ausdruck eines demokratischen Defizits gewertet.

Großer Rückhalt in der Nachbarschaft

Am Montagabend kamen so über 150 Menschen zur Kundgebung – darunter Familien mit Kindern, Rentner:innen, junge Berufstätige und solidarische Unterstützer:innen aus anderen Stadtteilen. Die hohe Beteiligung zeigt: Die Entscheidung des Spar- und Bauvereins wird nicht stillschweigend hingenommen. Viele Anwohner:innen fühlen sich von der Genossenschaft im Stich gelassen und suchten in der Aktion nach einem kollektiven Ausdruck ihrer Sorgen und Forderungen.

Die Kundgebung bot neben Redebeiträgen auch Raum für persönlichen Austausch. In offenen Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmenden über mögliche nächste Schritte, über rechtliche Fragen sowie über die Zukunft des Wohnens in Dortmund. Auch kreative Elemente wie Transparente, Plakate und Musik trugen zur lebendigen Atmosphäre der Versammlung bei.

Forderung: Mieterhöhungen zurücknehmen – Genossenschaft demokratisieren

Das Solidaritätsnetzwerk Dortmund macht deutlich: Die Mieterhöhungen sind keine zwingende Notwendigkeit, sondern eine politische Entscheidung – und sie können rückgängig gemacht werden. Die Genossenschaft verfügt über hohe Rücklagen (über 71 Millionen Euro), und sollte sich ihrem sozialen Auftrag verpflichtet fühlen, bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern – nicht Gewinn zu maximieren.

„Wenn selbst in Genossenschaften die Mieten auf dem Rücken der Bewohner:innen erhöht werden, um dem Markt hinterherzulaufen, dann wird es höchste Zeit für eine Debatte über den Sinn und die Zukunft solcher Wohnformen“, erklärte eine Sprecherin des Netzwerks auf der Kundgebung. „Wir fordern eine Rücknahme der Erhöhungen, mehr Transparenz, echte Mitbestimmung und einen klaren Bruch mit marktwirtschaftlichen Prinzipien im sozialen Wohnungsbau.“

Wohnraum für Menschen statt steigender Profite

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