In mehreren Städten stellten sich am Wochenende wieder Antifaschist:innen den Aufmärschen von Neonazis und reaktionären Bündnissen in den Weg. Während die Demonstrationen der Faschist:innen zum Teil erfolgreich gestört werden konnten, griffen Neonazis in Berlin und Dortmund linke Zentren an.
Unter dem Namen Gemeinsam für Deutschland (GfD) hatten faschistische und reaktionäre Gruppen für den 31. Mai wie schon in den beiden Monaten zuvor im ganzen Land zu Aktionen aufgerufen. Bei den Demonstrationen versammeln sich gemäßigt auftretende Rechte mit Forderungen nach Frieden mit Russland genauso wie offen auftretende Neonazis mit unverhohlen rassistischen und LGBTI+-feindlichen Parolen. Im Vorfeld hatten deswegen antifaschistische Bündnisse und Organisationen erneut Gegenprotest und Blockaden angekündigt.
Von Berlin bis Stuttgart: Faschistische Aufmärsche treffen auf antifaschistischen Widerstand
Blockaden verzögern rechte Demos
In Frankfurt hinderte eine größere antifaschistische Sitzblockade etwa 120 GfD-Demonstrant:innen über eine Stunde lang erfolgreich am Laufen. Trotz Versuchen der Polizei, die antifaschistische Blockade zu räumen, mussten die Faschist:innen zum Ort ihrer Anfangskundgebung zurücklaufen und konnten ihren geplanten Demonstrationszug nicht durchführen. Die Polizei kesselte anschließend antifaschistische Aktivist:innen ein, um ihre Personalien festzustellen.
Im westfälischen Münster mobilisierte ein bürgerliches Bündnis, zu dem auch städtische und kirchliche Institutionen aufriefen, 2.000 Demonstrierende. Diese stellten sich über die ganze Innenstadt verteilt in mindestens fünf Kundgebungen den rund 100 Rechten der GfD-Aktion entgegen. Aus diesen heraus entstanden auch immer wieder Sitzblockaden. Die Polizei, die auch aus anderen Städten Kräfte zusammengezogen hatte, führte die Gemeinsam für Deutschland-Demonstration auf einem alternativen Weg durch Münster.
Antifaschistischer Protest: Rechte Demos wieder erfolgreich gestört
In Reutlingen versammelten sich laut Reutlinger General-Anzeiger 500 Teilnehmer:innen bei der Gegendemonstration. Von einem breiten Bündnis des DGB, den Omas gegen Rechts und der Seebrücke war dazu aufgerufen worden. Rund 150 Antifaschist:innen blockierten hier, wie schon einen Monat zuvor, Verkehrsknotenpunkte in der Reutlinger Innenstadt.
Währenddessen forderten die bürgerlichen Kräfte des Bündnisses, zum Beispiel ein ver.di-Bezirksgeschäftsführer und eine Linken-Bundestagsabgeordnete, die Blockaden zu beenden und verhinderten so die breite Unterstützung für die antifaschistischen Aktivist:innen. Durch die Mitwirkung eines massiven Polizeiaufgebots – unter anderem mit einer Reiterstaffel – konnte die GfD-Demonstration letztendlich mit laut Polizeiangaben 700 Teilnehmenden durch Reutlingen laufen. Auf der Demo waren auch offen auftretende Faschist:innen von Unitas Germanica und Deutsche Jugend Voran vertreten.
In Heilbronn demonstrierte außerdem ein breites Bündnis gegen den AfD-Landesparteitag. Bis zu 1.000 Demonstrierende zogen hier in einem Zug durch die Heilbronner Innenstadt und machten deutlich, dass die AfD als parlamentarische Vertretung des Faschismus keinen Platz hat. In Berlin ist außerdem für den heutigen Sonntag eine größere Demonstration gegen den Aufmarsch faschistischer Gruppen geplant.
Weitere Angriffe durch Faschist:innen
Parallel zur Mobilisierung durch das GfD-Bündnis ist es in Berlin und Dortmund zu faschistischen Angriffen auf linke Zentren gekommen. In Berlin versuchten mindestens acht junge, mit Hammern und Schlagstöcken bewaffnete Faschist:innen bereits am Donnerstag, die linke Kneipe Fischladen in der Rigaer Straße zu stürmen. Ein Eindringen der Faschist:innen in die Kneipe selbst konnte aber von Gästen verhindert werden. Verantwortlich für den Angriff könnte laut der unabhängigen Rechercheplattform Aus dem Weg die faschistische Organisation Der Dritte Weg sein.
Am Freitag versuchten sechs vermummte Faschist:innen ein Offenes Antifaschistisches Treffen im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen zu stürmen. Zwar flüchteten die Faschist:innen, nachdem sich ihnen Antifaschist:innen in den Weg gestellt hatten. Doch wenig später rückte die Polizei an und forderte, die Räumlichkeiten, in denen das antifaschistische Treffen stattfand, zu durchsuchen. Sie hatte dafür aber keinen richterlichen Beschluss und zog nach anderthalb Stunden wieder ab.
In Dortmund griff in der Nacht von Freitag zu Samstag ein rund 20-köpfiger faschistischer Mob mit Verbindung zur Gruppe Störtrupp die linke Kneipe Hirsch-Q an. Dort versuchten sie, Gäste im Außenbereich zu attackieren und warfen eine Sitzbank durch die verglaste Eingangstür der Kneipe. Die Faschist:innen hatten kurz vorher im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld eine Veranstaltung der vormals als NPD bekannten Partei Die Heimat besucht.