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Space Tourism: Kann uns Blue Origin retten?

Katy Perry, Jeff Bezos, Elon Musk im All. Verschleudern sie da oben nur unsere Ressourcen oder sammeln sie vielleicht wichtige Daten, die die Menschheit voranbringen könnten? – Ein Kommentar von Phillipp Nazarenko.

Schlagzeilen, und ausnahmsweise mal nicht nur positive, hat kürzlich erst der Weltraumflug der Pop-Ikone Katy Perry gemacht. Ein paar Minuten im Weltraum (und 93 Tonnen CO2 später) feiern sich Katy Perry und ihre fünf Mitreisenden als feministische Ikonen. Der ethnisch diverse und durchweg weiblich besetzte Flug ins All erfolgte über die Raumfahrtfirma „Blue Origin“ („Blauer Ursprung“) des selbstlosen und feministischen Philanthropen und Amazon-Milliardärs Jeff Bezos.

Amazon: Verschwendung hat System

An dieser Stelle teilen sich die Passagierinnen des Flugs, generelle Kundschaft solcher Space-Unternehmen und ihre Besitzer:innen eines: ihre Stellung über der Gesellschaft. Raumfahrt ist ein teurer Spaß von Reichen für Reiche. Nicht nur Popsängerinnen, sondern Kapitalist:innen und wohlhabende Promis aus aller Welt liebäugeln bereits mit einer neuen Heimat, oder zumindest erstmal mit einem sündhaft teuren Pauschalurlaub außerhalb unseres Planeten. Die Crème-de-la-Crème der Multimilliardäre, Jeff Bezos und Elon Musk, arbeiten fleißig an einem entsprechenden Angebot für den Mikrokosmos der oberen Zehntausend.

Erst der Tourismus, dann die Ausbeutung – oder andersrum?

So oder so ähnlich lassen sich die von Elon Musk und Jeff Bezos formulierte „Visionen“ für den Ausbau ihrer kapitalistischen Imperien im Weltall zusammenfassen. Die private Raumfahrt straft das Märchen von einem Kapitalismus, der gesellschaftlichen Fortschritt begünstigt, Lügen. Wenn man Kapitalist:innen wie Bezos und Musk machen lässt, kommen keine Verbesserungen der Lebensqualität der breiten Massen dabei heraus.

Nein, hunderte Millionen gehen für Prestige-Projekte mit schweren ökologischen Folgen flöten. Und wo kommt das Geld her? Aus der Arbeit der Menschen bei Unternehmen wie Amazon und Tesla, die dort unter widrigsten Bedingungen arbeiten. Sicherlich, etwas Weltraumforschung und Datenerhebung springen natürlich auch bei rum. Aber die stehen nicht im Vordergrund dieser Voyage – und in keinem Verhältnis zu den Kosten.

Es wäre jedoch verkürzt, die riesigen Investitionen – wir sprechen hier von bis zu 100 Millionen US-Dollar pro Raketenflug – nur auf Größenwahn zurückzuführen. Ihr Handeln folgt einem kapitalistisch-rationalen Gedanken.

Einerseits ist da natürlich das Geschäft mit den Prominenten, die gerne mal ein paar Millionen für ein paar Minuten Schwerelosigkeit hinblättern, während um sie herum Menschen verhungern. Eine viel interessantere Perspektive eröffnet „Blue Origin“ jedoch bei seiner Selbstdarstellung. Auf der Website prahlt die Firma damit, wie in Zukunft die Ressourcen des Weltraums abgebaut werden könnten.

Ganz im Sinne von „wenn Bezos und Kolleg:innen die Erde abgewirtschaftet und ausgesogen haben, geht es im All munter weiter“. Die natürlichen Grenzen des katastrophalen kapitalistischen Wachstumsgesetzes einfach überwinden? Der Traum der Rettung des Kapitalismus in Zeiten seiner multiplen Krisen ist nicht nur den beiden größten Kapitalist:innen der Welt eigen.

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Während sie uns hier auf Erden für ihre Profite die Lebensgrundlage nehmen, phantasieren sie das Märchen einer heilen neuen Welt herauf. Diesmal nicht im nächsten Leben, sondern auf dem nächsten Planeten. Die Träume von der Eroberung des Weltraums sind und bleiben heute nur eines der vielen Luftschlösser, die uns die Kapitalist:innen vorführen, um uns die Hölle hier auf Erden vergessen zu machen. Deren Versuche werden immer verrückter.  

Phillipp Nazarenko
Phillipp Nazarenko
Sächsischer Perspektiveautor seit 2022 mit slawisch-jüdischem Migrationshintergrund. Geopolitik, deutsche Geschichte und der palästinensische Befreiungskampf Schwerpunkte, der Mops das Lieblingstier.

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