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Sparmaßnahmen bei der Deutschen Bahn enthüllt

Am Freitag wurden interne Sparpläne der Deutschen Bahn öffentlich. Sie sind die Antwort auf die Krise der Sparte DB Fernverkehr. Doch die Probleme löst das nicht – erst recht nicht die der Reisenden.

Die Liste der zu verkaufenden Werte und anderen Sparmaßnahmen, die dem Spiegel aus internen Dokumenten der Deutschen Bahn zugespielt wurde, ist lang. Die Maßnahmen sollen ein Ziel verfolgen: Die angeschlagene Sparte DB Fernverkehr zu verschlanken und durch den Verkauf von Werten Geld zu erwirtschaften. Mit 1,8 Milliarden Euro Verlust beendete der Staatskonzern das Geschäftsjahr 2024.

Dass der Mutterkonzern mit roten Zahlen abschloss liegt wohl auch am Verkauf der lukrativen Logistiktochter DB Schenker an den dänischen Wettbewerber DSV. Dieser hatte trotz vergangener Schwierigkeiten anderer Konzernteile das Ergebnis aufgebessert. Mit dem Erlös des Verkaufs von 14,3 Milliarden will die Bahn den Abbau seines Schuldenberges, der aktuell über 32 Milliarden Euro beträgt, vorantreiben.

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Um weitere Sparziele zu erreichen wird nun hart durchgegriffen. Die Folgen der weitreichenden Maßnahmen sind noch nicht voll abzusehen. Die Zeichen stehen jedoch gegen einen Ausbau des Angebots beim Fernverkehr – auch in Zukunft.

Die Sparmaßnahmen im Überblick

Bis 2036 soll die Zahl der verfügbaren Sitzplätze im Fernverkehr von 265.000 auf 244.000 reduziert werden. Das entspricht einem Rückgang von 8 Prozent. Betroffen sind vor allem die Intercity-Züge, bei denen 23.000 der 55.000 Sitzplätze wegfallen sollen, also rund 42 Prozent. Bei ICE-Zügen bleibt die Zahl der Plätze stabil mit einem Plus von 2000 Sitzplätzen (entspricht 1 Prozent).

Alle ICE3-Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h sollen verkauft werden. Alle ICE-T-Züge mit Neigetechnik sollen verkauft, oder zerlegt werden. Gegenüber dem Spiegel sprechen Mitarbeitende der Werke von einer „Wegwerfmentalität“.

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Die Auslieferung von 32 neuen ICE3-Neo-Zügen soll verzögert werden. Eine Bestellung von 19 neuen Zügen des Typ ICE-L soll storniert werden. Alle älteren mehrsystemfähigen Züge des ICE3 sollen verkauft werden. Auch 27 Doppelstockzüge ICE2 werden verkauft.

Was wie ein Kahlschlag klingt, soll jedoch nicht so drastisch sein. So soll es sich bei den Sitzplatzzahlen um den Bestand handeln und nicht um die täglich verfügbaren Sitzplätze für Kund:innen. Trotzdem: „Wir werden nicht mehr überall so stark wachsen, wie wir das ursprünglich angenommen haben“, merkt Anja Schöllmann, die Produktionsvorständin der DB Fernverkehr, bei der Anfrage des Spiegel an.

Die von der Ampelregierung vor vier Jahren versprochene Verdoppelung der Verkehrsleistung im Personenverkehr bis 2030 rückt in immer weitere Ferne. Die Flucht nach Vorne möchte man jedoch nicht wagen, sondern zurück zu altbekannten Sparplänen, an deren Ende die Not nicht kleiner wurde.

Reisende leiden

Bemerkbar wird die Sparpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte besonders für die Reisenden. Pünktliche Züge sind mittlerweile schon fast die Ausnahme. „Das Halbjahr werden wir voraussichtlich bei knapp 64 Prozent abschließen“, erklärt Bahn-Chef Lutz gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Mehr als ein Drittel der Züge kamen also mit mehr als 6 Minuten Verspätung am Ziel an.

Zwar gibt es immer wieder Aktionen der Bahn, bei denen sie mit günstigen Preisen bei Sparangeboten locken wollen. Doch grundsätzlich schießen die Preise in die Höhe. Zum 15. Dezember 2024 wurden die Flextickets um durchschnittlich 5,9 Prozent teurer. Ebenso stieg der Preis der Bahncard100 um 6,6 Prozent und auch die Ermäßigung bei der Familienreservierung wurde gestrichen.

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