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Von Budapest bis in die Türkei: Hungerstreiks in Solidarität mit politischen Gefangenen

Nach der Repressionswelle gegen Sozialist:innen in der Türkei und der folgenden Folter in Isolationshaft haben sich diese in den Hungerstreik begeben. Ähnlich verhält es sich mit Antifaschist:in Maja T. aus Deutschland. Nun solidarisieren sich erneut Kräfte in Europa mit den Gefangenen und treten selbst in den Hungerstreik.

Seit Beginn des Jahres 2025 sind sozialistische Kräfte in der Türkei wie die Sozialistische Partei der Unterdrückten (ESP), die Sozialistischen Frauenräte (SKM) und die Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF) einer besonders harten Repressionswelle ausgesetzt. Dutzende Sozialist:innen wurden dabei allein am 24. Januar 2025 festgenommen und befinden sich nun in Isolationshaft.

Die Haftbedingungen sind dabei besonders erniedrigend: Tageslicht und frische Luft sind eine Seltenheit, während die Gefangenen gleichzeitig von der Außenwelt isoliert werden und ihnen nur ein kurzer Hofgang hinter hohen Mauern gewährt wird. Gegen diese Haftbedingungen begannen die dort inhaftierten Sozialist:innen einen Hungerstreik.

Mit ihnen solidarisierten sich in Deutschland Ende Mai der Europäische Dachverband der Arbeitsmigrant:innen (AVEG-KON), der Sozialistische Frauenbund (SKB), die sozialistische Jugendorganisation Young Struggle, und die Plattform Stimme der Gefangenen (TSP). Mehrere Aktivist:innen dieser Gruppen begaben sich selbst in einen dreitägigen Hungerstreik.

Europaweiter Hungerstreik in Solidarität mit politischen Gefangenen in der Türkei

Solidarität mit Maja T.

Auch die antifaschistische Person Maja T. aus Deutschland leidet seit etwa einem Jahr unter katastrophalen Haftbedingungen in Ungarn. Dorthin wurde sie im Juni vergangenen Jahres — aufgrund einer mutmaßlichen Beteiligung an Auseinandersetzungen mit militanten Neonazis im Februar 2023 zum faschistischen „Tag der Ehre“ in Budapest — rechtswidrig ausgeliefert.

„Ich kann die Haftbedingungen in Ungarn nicht weiter ertragen. Meine Zelle war über drei Monate rund um die Uhr videoüberwacht. […] Die baulichen Gegebenheiten verhindern, dass ich genügend Tageslicht sehe. Der winzige Hof besteht aus Beton und ist von einem Gitter überspannt. Die Temperatur des Duschwassers lässt sich nicht regulieren. Meine Zelle ist dauerhaft von Bettwanzen und Kakerlaken befallen. Es ist keine ausreichende Versorgung mit ausgewogenem und frischem Essen gegeben.“

Aus Protest gegen diese Haftbedingungen gab Maja am 5. Juni bekannt, in den Hungerstreik getreten zu sein.

Antifaschist:in Maja: Ein himmelschreiendes Unrecht

Am 8. Juni kündigten die vier Organisationen erneut einen Solidaritätshungerstreik in mehreren Städten Europas an: Unter der Losung „Nieder mit der Isolation von politischen Gefangenen in der Türkei! Freiheit für die SGDF! Freiheit für Maja!“, rufen sie „alle fortschrittlichen, antifaschistischen, demokratischen Organisationen und Personen auf, die Forderungen der SGDF und Maja zu unterstützen und sich dem Hungerstreik anzuschließen“.

Hungerstreik mit Begleitaktionen in mehreren Städten

Der dreitägige Hungerstreik wird in mehreren Städten durchgeführt:

  • Frankfurt: 09.06.-11.06.
  • Leipzig: 12.06.-14.06.
  • Ulm: 13.6.-15.06.
  • Brüssel: 15.06.-17.06.
  • Hamburg: 15.06.-17.06.
  • Berlin: 18.06.-20.06.
  • Basel: 20.06.-22.06.
  • London: 03.07.-05.07.

Dabei bleibt es vielerorts nicht nur bei den Hungerstreiks. Begleitende Aktionen wie Mahnwachen, Vorträge oder Briefeschreiben an die Gefangenen gibt es unter anderem in Frankfurt und in Leipzig. Damit sollen die Forderungen des Hungerstreiks einem möglichst breiten Publikum bekannt gemacht werden.

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