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„Made for Germany“ – Deutsche Großkonzerne wollen gemeinsam 300 Milliarden Euro investieren

30 der größten deutschen Konzerne planen gemeinsam eine historische „Investitionsoffensive“. Mit rund 300 Milliarden Euro über die nächsten drei Jahre wollen sie sich Wettbewerbsvorteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz sichern.

Nach Angaben des Handelsblatts haben die deutschen Monopole Siemens und Deutsche Bank zusammen mit dem Beratungsunternehmen FGS Global unter dem Namen „Made for Germany“ eine sogenannte Allianz für die deutsche Wirtschaft orchestriert.

Mehr als 30 weitere der größten deutschen Unternehmen sollen sich der Allianz angeschlossen haben, darunter Rheinmetall, RWE, SAP, der Springer-Verlag, Mercedes, BMW, VW, die Deutsche Börse und die Commerzbank. Es wird erwartet, dass sich in den kommenden Wochen noch weitere Großkonzerne anschließen.

Bisher lehnten alle Unternehmen Stellungnahmen zu der geplanten Offensive ab. Öffentlich vorgestellt werden sollen die Pläne am 21. Juli. An diesem Tag ist ein Gipfeltreffen der Investitionsallianz im Kanzleramt geplant. Dort sollen sie mit den höchsten Vertreter der Politik wie Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) zusammenkommen.

Die Investitionen sollen zum Teil durch den Staatsapparat gelenkt werden, damit sie den Unternehmen bestmöglich zugutekommen können. Die regierenden Politiker haben ihrerseits ein Eigeninteresse daran, schließlich können sie das Geld sehr gut gebrauchen. Eine starke deutsche Wirtschaft ermöglicht es ihnen, mit Wahlgeschenken ihre Wähler:innen zufrieden zu stellen und somit ihre Staatsposten zu sichern. Ihre Diäten könnten dadurch ebenfalls weiter steigen.

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Unternehmen erhoffen sich Vorteile

Wie das Handelsblatt berichtet, sollen die Investitionen in neue Werke, die Modernisierung bestehender Anlagen und die Entwicklung neuer Produkte fließen. Generell sei das Ziel der Initiative, Optimismus und gute Stimmung am Standort Deutschland zu fördern und damit das Vertrauen ausländischer Investoren zu stärken. Siemens untermauere sein Vorhaben beispielsweise mit dem Bau eines weiteren Zugwerks in München.

Die Offensive spiegelt jedoch auch die Erwartungen der Unternehmen an die Bundesregierung wider. Die Investitionen gelten als Vertrauensvorschuss und sind mit der Erwartung wirtschaftspolitischer Reformen gegenüber der Bundesregierung verbunden. Diese solle im Gegenzug weiter kapitalfreundliche Politik betreiben. Dies umfasst unter anderem eine Senkung der Körperschaftsteuer, erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten, niedrigere Energiepreise für Unternehmen und einen Bürokratieabbau. Das Ziel dahinter: mehr Gewinne, weniger Auflagen.

Deutsche Monopole im Konkurrenzkampf

Deutschen Großkonzernen und der Bundesregierung ist klar: Sie sind aufeinander angewiesen. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können und wieder eine Spitzenposition einzunehmen, müssen neue Maßnahmen ergriffen werden. Aktuell behaupten sich die USA und ihre Großkonzerne sehr erfolgreich an der Spitze der Weltwirtschaft, trotz – oder möglicherweise gerade wegen – Donald Trump als Präsidenten.

US-Konzerne profitieren seit Monaten von Trumps Finanzpolitik: EU-Zölle, steuerliche Erleichterungen durch die „One Big Beautiful Bill“ und Ausnahmen von der globalen Mindeststeuer (GloBE) sollen dort für Vorteile sorgen. Die Verlierer dieser Politik sind derweil die amerikanischen Arbeiter:innen. Beispielsweise wird erwartet, dass infolge der Mittelkürzungen aus der genannten Gesetzesvorlage rund 12 Millionen Amerikaner:innen ihre Krankenversicherung verlieren.

Auch in Deutschland werden derzeit Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse geplant. Währenddessen schließen sich die Großkapitalist:innen aus Industrie und Banken mit den führenden Politiker:innen im Staatsapparat am 21. Juli zusammen, um darüber zu entscheiden, wo 300 Milliarden Euro hinfließen sollen.

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