Zeitung für Solidarität und Widerstand

Fußball-Bundesliga: Rüstungskonzerne auf PR-Feldzug

Nach Rheinmetall beim BVB ist nun auch das Rüstungsunternehmen Saab beim 1. FC Nürnberg als Sponsor eingestiegen. Die Konzerne verfolgen ein klares Ziel: Krieg gesellschaftsfähig zu machen. Das muss von den Fans mit Widerstand beantwortet werden. – Ein Kommentar von Felix Zinke.

Am 3. Juli gab der 1. FC Nürnberg einen neuen Sponsorenvertrag bekannt, den der Verein mit der Rüstungs- und Technologiefirma Saab geschlossen hat. Zum Sortiment dieses Waffenherstellers gehören unter anderem die durch den Ukraine-Krieg bekannt gewordenen Waffensysteme IRIS-T und die Taurus-Rakete. Das Portfolio ist jedoch noch weitaus größer.

Der 1. FCN begründet die Partnerschaft mit „gemeinsamen Werten“. Allerdings scheinen die gemeinsamen „Werte” der Vereinsführung und eines Waffenherstellers vor allem finanzieller Natur zu sein. Für den 1. FCN bedeutet der Deal eine finanzielle Spritze, während Saab, das nun Premium-Sponsor des Vereins ist, eine Imagekampagne betreibt.

Durch Karriere-Talks und die Normalisierung innerhalb der Fan-Gemeinschaft erhofft sich Saab, neue Arbeitskräfte für die steigende Produktion gewinnen zu können.

Die Super League – „Und ihr macht unseren Sport kaputt!“

Rheinmetall-Sponsorings in Dortmund, Düsseldorf und Region

Zuvor wurde schon im vergangenen Jahr von Borussia Dortmund bekannt gegeben, dass Rheinmetall – einer der größten Rüstungskonzerne Deutschlands – der neue „Premium Partner“ des Vereins wird. Das wurde zum damaligen Zeitpunkt mit wenig Gegenliebe seitens der Fans beantwortet. Die Vereinsführung war gezwungen, sich gegenüber ihren Fans zu erklären. Trotz „schlafloser Nächte“ hat sie den Deal jedoch verteidigt und beibehalten.

Rheinmetall und der BVB: Mit der „Zeitenwende“ im Fußball zur Militarisierung der Gesellschaft

Neben dem BVB hat Rheinmetall allerdings noch weitere Sponsoren-Deals im Spitzensport verhandelt: so zum Beispiel beim Gründungsmitglied der Deutschen Eishockey Liga (DEL), der Düsseldorfer EG, aber auch beim Handball-Bundesligisten Bergischer HC oder dem Tischtennis-Bundesligisten Borussia Düsseldorf. Der Großteil dieser Sponsoren-Deals wurde zudem erst nach 2022 gemacht – ein Symptom der „Zeitenwende“.

„Sportwashing” für den Krieg

Dass ausgerechnet jetzt – während der größten Aufrüstungskampagne Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg – zahlreiche Sponsoring-Deals zwischen Rüstungsfirmen und Sportvereinen zustande kommen, ist kein Zufall. Für die steigende Produktion benötigen diese Konzerne immer mehr Arbeitskräfte.

Eines ihrer größten Probleme ist ihr zu Recht schlechter Ruf. Über die Sponsorenverträge versuchen sie daher, dem Bau von Raketen, Panzern und Drohnen ein „normales” Image zu verpassen. Mit diesem Marketing-Coup soll – ähnlich wie bei der Bundeswehr – das Töten, oder in diesem Fall die Produktion von Waffen, als attraktiv dargestellt werden.

Der Versuch, das Image über den Spitzensport aufzupolieren, nennt sich „Sportwashing“ und ist eine weitverbreitete Praxis. Bereits 1936 nutzten die Nationalsozialisten die Olympischen Spiele in Berlin, um den Hitler-Faschismus international in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.

Militärische Aufrüstung: Alle gegen alle?!

Widerstand gegen die Zeitenwende im Sport

Fans, die ihren Vereinen teils seit Jahrzehnten treu sind, mussten in den letzten Jahren – besonders im Fußball – zuschauen, wie ihr Sport immer weiter kommerzialisiert wurde. Die nächste Stufe dieser Entwicklung ist der Ausverkauf der Vereine an Rüstungskonzerne für schnelles Geld. Und die Vereinsführungen bemühen sich nach Kräften, diese Deals schönzureden.

Die Antwort der Fans muss Widerstand gegen diesen Ausverkauf sein – und das über Vereins- und Sportgrenzen hinweg! Denn nicht nur der BVB, der 1. FCN oder die DEG verkaufen den Sport an den Höchstbietenden, sondern praktisch alle Verantwortlichen im Spitzensport.

Wie an anderen Orten auch wird man bei der Fangemeinde sicher nicht nur auf Zuspruch treffen: „Sei es der Hinweis auf die Naivität des Protests oder auf die Notwendigkeit, sich gegen Russland nun doch verteidigen zu müssen. Oder es kommt die Kritik, dass die Frage von Aufrüstung und Werbung im Stadion erst einmal zwei getrennte Paar Schuh seien“, erzählte Lars Winkert vom Solidaritätsnetzwerk, als sie 2024 die Kampagne „Echte Kriege statt echte Liebe?!“ organisierten und regelmäßig in Stadionnähe protestierten.

„Echte Kriege statt echte Liebe?!” – Protest gegen Rheinmetall-Deal beim BVB

Doch die Aktivist:innen des Solidaritätsnetzwerks machten auch positive Erfahrungen: Es gab „einiges an Zuspruch und auch an konkreter Unterstützung, in Form von persönlichem Engagement bei den und für die Protestaktionen“, so Winkert. Auch von gekündigten Dauerkarten und Fernseh-Abos berichtet er. Mit großen Bannern und weiteren Aktionen sorgten zudem Teile der Ultra-Szene im Stadion für Gegenwind.

Im gleichen Jahr protestierten Fans massiv gegen den geplanten Investoren‑Einstieg in die Deutsche Fußball Liga (DFL). Es kam zu symbolischen Aktionen wie dem Werfen von Tennisbällen oder Schoko-Talern auf das Spielfeld und Stimmungsboykotts. Die DFL reagierte angesichts des Drucks schließlich mit dem Stopp der Verhandlungen, was von Fangruppierungen als Erfolg gefeiert wurde. Dieser Fall zeigt, wie Fan‑Protest auch große Wirkung erzielen kann.

Proteste gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL): Ein Sieg, der Hoffnung macht

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