Die Lage in Gaza und bleibt weiterhin kritisch. Es werden weiterhin täglich dutzende Palästinenser:innen getötet – viele bei der Ausgabe von Hilfsgütern. Auch die Lage im Westjordanland verschärft sich immer weiter.
Die GHF (Gaza Humanitarian Foundation) existiert seit dem Mai dieses Jahres. Sie wird von US-amerikanischen Ex-Soldat:innen und Geheimdienstler:innen geführt und genießt Unterstützung sowohl aus Israel und aus den Vereinigten Staaten. Die Organisation, die namentlich für humanitäre Hilfe in Gaza steht, verteilt seit diesem Jahr Lebensmittel im Gazastreifen – doch genau bei diesen Verteilungen werden immer wieder Palästinenser:innen getötet.
Erst am vergangenen Samstag wurden 34 Menschen ermordet, während sie im Süden Rafahs auf Nahrungsmittel der GHF warteten. Zeug:innen berichten, dass die israelischen Kräfte ohne Vorwarnung das Feuer eröffneten und direkt auf die Palästinenser:innen schossen. Ein Überlebender dieses Angriffs, Samir Shaat, berichtet, dass es an dem GHF-Standort in al-Shakoush/Rafah, regelrechte „Blutbäder” gab.
„Die Taschen, die eigentlich mit Lebensmitteln gefüllt werden sollten, wurden zu Leichentüchern”, erklärte Shaat gegenüber der Nachrichtenagentur Al Jazeera. Unter den Opfern des letzten Samstags ist ebenfalls einer von Samirs Freunden: „Ich schwöre bei Gott, es ist nichts als eine Todesfalle” – Zu dieser Einschätzung der GHF-Standorte kamen ebenso die Vereinten Nationen (UN) und diverse Menschenrechtsorganisationen.
Ein anderer Zeuge, Mohammad Barbakh, beschreibt, wie die Opfer von israelischen Scharfschützen getötet wurden: „Sie täuschten uns, indem sie uns kommen lassen, um Hilfe zu erhalten. Sie lassen uns die Taschen tragen und fangen dann an, auf uns zu schießen – als wären wir Enten, die gejagt werden”.
Humanitäre Lage immer dramatischer
Es gibt in ganz Rafah lediglich einen intakten Standort für humanitäre Hilfe. Dieser Umstand zwingt tausende Palästinenser:innen, in den Süden Gazas zu gehen, um Grundnahrungsmittel zu erhalten.
Ebenfalls existiert weiterhin ein akuter Mangel an Wasser in Gaza. Zu allem Übel hat nun die IDF (Israel Defense Forces) einen Wasserverteilungsstandort in Gaza bombardiert. Bei dem Angriff im Flüchtlingscamp Nuseirat sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, sechs davon Kinder. 16 weitere wurden verletzt.
Insgesamt tötete die IDF am Sonntag mindestens 92 Palästinenser:innen, 52 allein in Gaza-Stadt. Auch am Montag ging der Genozid weiter, es wurden bereits mindestens 28 Menschen ermordet.
Gazas Krankenhäuser sehen sich derweil einem akuten Mangel an Blut gegenüber und können viele Verletzungen nicht behandeln. Lieferungen von Blutspenden werden von Israel blockiert, und viele Gaza-Bewohner:innen sind aufgrund der chronischen Unterernährung nicht mehr in der Lage, Blut zu spenden – ihnen fehlt es schlicht an zu vielen Nährstoffen.
Siedlergewalt im Westjordanland
Auch im Westjordanland verbessert sich die Lage nicht. Auch hier ist die Grundversorgung der Menschen mit dem Nötigsten nicht gewährleistet. Issa Amro, ein Menschenrechtsaktivist, sagt, dass das Leben in Hebron, einer Stadt 30 km entfernt von Jerusalem, sehr schwierig sei. Er sagt auch, dass man ohne ein gutes Verhältnis zur IDF keine gute Versorgung mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern bekommen würde.
Die Siedlergewalt steigt ebenfalls rapide an. Ein weiteres deutliches Beispiel hierfür ist der Tod eines US-amerikanischen Staatsbürgers am vergangenen Freitag: Der 20 Jahre alte Sayfollah Musallet wurde durch die israelischen Siedler zu Tode geschlagen. Er wollte lediglich seine Familie besuchen, um sich zu vergewissern, ob diese noch am Leben sind.
Die US-amerikanische Regierung sagt, dass sie um dieses Ausmaß an Siedlergewalt wisse. Eine konkrete Gegenmaßnahme lässt jedoch auf sich warten: Aus „Respekt vor der Familie und den Liebsten” des Opfers würden darüber keine weiteren Kommentare gegeben.
Die UN und andere Menschenrechtsorganisationen stufen die israelische Siedlungspolitik und die Besetzung des Westjordanlands als eine Verletzung von international geltendem Recht ein.
Verhandlungen zur Waffenruhe
Die wohl weiter andauernden, indirekten Verhandlungen über eine 60-tägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas stocken weiterhin. Der zentrale Streitpunkt sei der Aufenthaltsort der IDF während einer solchen Waffenruhe: Die Forderung Israels besteht darin, dass die israelische Armee während einer potenziellen Waffenruhe in einem Areal im Süden des Gazastreifens verbleiben solle und nicht abgezogen werde – die Hamas hält das für inakzeptabel.
Beide Seiten machen sich also gegenseitig für den fehlenden Fortschritt in diesen Aushandlungen verantwortlich. Weitere Ziele dieser Verhandlungen sind die Freilassung von 10 noch lebenden Geiseln der Hamas im Gegenzug zur Übergabe von Leichen mehrerer IDF-Soldat:innen.

