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Wirtschaftswachstum im Jahresvergleich, Rückgang im Quartal – Autobauer in der Krise

Die deutsche Wirtschaft und mit ihr die so wichtige Achse der Autoindustrie stecken ein weiteres Quartal fest. Die Auswege daraus sind vielfältig. Doch noch springt der Motor der deutschen Wirtschaft nicht an.

Die deutsche Wirtschaft steckt ein weiteres Quartal in der Krise. Das ist sichtbar an Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Im zweiten Quartal von 2025 ist das BIP zwar um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal (zweites Quartal 2024) gestiegen. Allerdings sank das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum ersten Quartal 2025 um 0,1 Prozent. Das leichte Minus für Deutschland im Frühjahr gehe laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auf Sonderfaktoren zurück.

So hätten die „späte Lage des Osterfestes“ sowie „zollbedingte Vorzieheffekte“ das erste Quartal begünstigt und das zweite Quartal entsprechend belastet. Für das kommende Jahr zeigt er sich wegen des Investitionsboosters verhalten optimistisch: „Für 2026 erwarten wir weiter ein recht starkes Wachstum von 1,4 Prozent.“

SPD will Steuerentlastungen für Unternehmen

Autoindustrie besonders betroffen

Das weiterhin größte Zugpferd für die deutsche Volkswirtschaft ist die Autoindustrie. Dort ist die Schwäche der deutschen Wirtschaft besonders spürbar. Das Geschäft von Mercedes-Benz leidet unter schleppenden Verkäufen und hohen Zöllen. Der Nettogewinn vom Autobauer Mercedes ist im ersten Halbjahr 2025 um mehr als die Hälfte von 6,1 auf 2,7 Milliarden Euro eingebrochen. Das entspricht einem Minus von 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Umsatz des Dax-Konzerns ging um fast neun Prozent auf 66,4 Milliarden Euro zurück.
Der VW-Konzern meldet ebenfalls Gewinneinbrüche um 38,5 Prozent. Das entspricht einem Gewinnrückgang von 4,5 Milliarden Euro. Die Autohersteller begründen ihre Gewinneinbrüche unter anderem mit den gestiegenen US-Zöllen auf deutsche Importwaren.
Audi (VW) gibt an, dadurch allein im Frühjahr mit 600 Millionen Euro zusätzlich belastet worden zu sein. Für den gesamten VW-Konzern wird die Summe auf 1,2 Milliarden Euro beziffert. Die Mehrkosten für Zölle gibt VW jedoch nicht an die Kund:innen weiter, sondern kommt dafür selbst auf. Für ein gewinnorientiertes Unternehmen kann das aber keine dauerhafte Lösung sein.

VW will eigenen Zoll-Deal mit den USA

Die Autobauer setzen aktuell auf eine Strategie des Abwartens auf ein Abkommen zwischen den USA und der Europäischen Union, um die Zölle bald wieder zu senken. Doch die Autobauer machen sich auch Hoffnungen auf ein eigenes Abkommen mit den USA. VW-Chef Oliver Blume etwa arbeitet derzeit an einem eigenen Deal mit der US-Regierung unter Donald Trump.

VW will zur Zollvermeidung massiv in den USA investieren. Anschließend soll für jeden investierten Dollar ein Dollar an Zöllen erlassen werden. Laut Medienberichten waren die ersten Resonanzen auf die Pläne im US-Handelsministerium „sehr positiv“.  „Auch sind unsere Ideen schon dem Präsidenten vorgestellt worden“, erklärte VW-Chef Blume. Jedoch müsse dafür zuerst ein Abkommen zwischen USA und EU über die Zollfrage abgeschlossen werden. Der Abschluss des Abkommens wurde zwar in dieser Woche vermeldet, droht aber kurz danach wieder zu platzen.

Die USA diktieren, die EU zahlt

Deutsche Autobauer sind abgehängt

Doch die US-Zölle sind bei weitem nicht der einzige Grund für die Schwäche der deutschen Wirtschaft und Autoindustrie. Deutsche Autobauer hängen der internationalen Konkurrenz seit vielen Jahren hinterher. Der Umstieg auf Elektromobilität wurde lange verschlafen. VW und Co. etwa versuchten, mit einer Manipulation von Abgaswerten konkurrenzfähig zu bleiben.

Die mangelnde Konkurrenzfähigkeit wird besonders sichtbar in China, wo lokale, preisgünstigere Hersteller von E-Autos wie BYD deutschen Autobauern ihr ehemaliges Kerngeschäft abgelaufen haben. Hinzu kommen die sinkende weltweite Nachfrage infolge von Wirtschaftskrisen und Inflation ab 2020 weltweit. Als Reaktion darauf führte die EU schon vor Donald Trump Strafzölle auf chinesische Autos ein.

Gewinnsteigerung auf Kosten von Arbeiter:innen

Neben Verhandlungen über die US-Zölle setzen deutsche Autobauer auf mehrere Auswege aus der Krise der deutschen Wirtschaft. Dazu gehören schlechtere Tarifabschlüsse bis hin zu Entlassungen von Mitarbeiter:innen. Im Dezember 2024 wurden etwa zwischen Betriebsrat und VW neben Reallohnverlusten die Streichung von 35.000 Stellen beschlossen. Mit dem Angriff auf den 8-Stunden-Tag und die Rente mit 67 biete die deutsche Bundesregierung der Autoindustrie und deutschen Wirtschaft weitere Optionen, um ihre Gewinne wieder zu steigern.

Auch der sogenannte „Investitionsbooster“ zählt als Steuergeschenk der aktuellen Bundesregierung an die deutsche Wirtschaft und ihre Unternehmen dazu. Zu den Maßnahmen gehören die Senkung der Körperschaftssteuer, die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie und eine höhere Pendlerpauschale.

Doch deutsche Unternehmen und die Autobauer setzen ihre Hoffnung auch in die Kehrtwende der Bundesregierung hinsichtlich der Schuldenpolitik. Die im Frühjahr 2025 beschlossene Grundgesetzänderung zu den Sondervermögen soll die deutsche Wirtschaft wieder ankurbeln.

Umstellung der Volkswirtschaft auf Rüstung

VW hat sich zudem bereits offen gezeigt, sich in eigenen Werken an der Rüstungsproduktion zu beteiligen. Ab 2027 könnte das den Standort Osnabrück betreffen, wo Rheinmetall-Chef Armin Pappberger bereits im März 2025 zu Gast war. Auch für viele Zulieferer der Autoindustrie ist das Umschwenken Deutschlands in Richtung Kriegswirtschaft ein Ausweg aus geringer werdenden Auftragsbüchern.

Hochburgen der Autoindustrie wie Baden-Württemberg mit Porsche und Mercedes-Benz müssen sich daher umorientieren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte er „war noch nie ein Pazifist“ und wolle als Bundesland Baden-Württemberg bei der deutschen milliardenschweren Aufrüstung „mitmischen“.

Aufrüstung in der deutschen Autoindustrie: Panzer-Produktion bei VW ab 2026

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