Im Raum Stuttgart tötete die Polizei innerhalb von einer Woche zwei Menschen durch Schüsse. Auch bundesweit nimmt die Zahl der Tötungen durch Polizeibeamt:innen zu.
Im Raum Stuttgart tötete die Polizei letzten Donnerstag, den 26. Juni und letzten Dienstag, den 1. Juli jeweils morgens einen Menschen durch Schüsse. Am Donnerstag tötete die Polizei in Wangen, nähe Stuttgart, einen geflüchteten Mann aus Afghanistan nachdem dieser einen Polizisten durch ein Messer verletzt haben soll. Die Polizei wollte gegen ihn einen Haftbefehl vollstrecken.
Nachdem Medien morgens noch von einem Polizisten in Lebensgefahr berichtet hatten, stuften sie im Verlauf des Tages den Fall zu „schwer verletzt“ herunter. Der Polizist wurde nach einem Tag dann aus dem Krankenhaus entlassen. Die durch die Polizei mitgeführten Bodycams waren nach aktuellen Erkenntnissen ausgeschaltet.
Polizei erschießt flüchtenden 18-Jährigen in Stuttgart-Ost
Am Dienstag, den 1. Juli tötete die Polizei dann einen 18-Jährigen in Stuttgart-Ost. Dieser hatte nach einer Auseinandersetzung in einer Kneipe, bei der er einen 29-Jährigen durch einen scharfen Gegenstand verletzt habe, versucht zu flüchten. Nach einem Video, das dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg vorliegt, stellte ein Polizist den 18-Jährigen dann in einer Kleingartenanlage und forderte ihn auf, die Hände hinter den Rücken zu nehmen. Der 18-Jährige soll dann versucht haben über einen Zaun zu entkommen. Daraufhin schoss der Polizist und tötete den 18-Jährigen vermutlich durch Schüsse in den Rücken.
Mörder statt Helfer – die Polizei tötet zwei Menschen innerhalb einer Woche
Der Baden-Württembergische Innenminister Strobl hatte nach der Tötung des geflüchteten Mannes aus Afghanistan am Donnerstag noch erklärt: „Wer mit einem Messer einen Polizisten angreift, hat sich entschieden, nicht mehr zu leben, nicht mehr in diesem Land zu leben.“ Ministerpräsident Kretschmann erklärte am Dienstag nach der Tötung des 18-Jährigen, dass man die Schüsse durch die Polizei nicht verallgemeinern solle. Es könne nicht die Rede davon sein, dass Schusswaffen leichter gebraucht werden. Er sehe keine amerikanischen Verhältnisse.
Immer mehr Tötungen durch die Polizei
In den letzten Monaten kam es immer wieder zu breit diskutierten Morden durch Polizisten. So etwa beim Fall des 21-jährigen, schwarzen Lorenz A. in Oldenburg, der am Osterwochenende durch vier Schüsse in den Rücken durch einen Polizisten getötet wurde. Oder beim Fall von Qabel in Nürnberg, der ebenfalls bei der Vollstreckung eines Haftbefehls durch Polizisten getötet wurde. Auch der Fall von Mouhammed Dramé in Dortmund wird von Aktvist:innen als Polizeimord gewertet.
Der geflüchtete Senegalese befand sich am 8. August 2022 in einer psychischen Ausnahmesituation und drohte sich selbst zu verletzen. Hinzugerufene Beamte erschossen ihn dann mit Maschinenpistolen. Sie wurden im anschließenden Prozess freigesprochen. 2024 hat die Polizei in Deutschland 22 Menschen durch Schüsse getötet.