In Brandenburg spitzt sich die Wasserkrise zu: Sinkende Pegel, steigender Verbrauch und wachsender Protest gegen Industrie und Politik. Fälle wie Tesla und Red Bull zeigen, wie dringend transparente und gerechte Wassernutzung gebraucht wird.
Die anhaltende Wasserknappheit in Brandenburg spitzt sich zu und bringt insbesondere die Rolle großer Industrieunternehmen in den Fokus öffentlicher Debatten. Die Landesregion gehört zu den niederschlagsärmsten Deutschlands, gleichzeitig wächst der Wasserbedarf durch Industrieansiedlungen, Landwirtschaft und privaten Konsum – mit teils gravierenden Auswirkungen auf den Naturhaushalt und die kommunale Infrastruktur.
Ein besonders drastisches Beispiel liefert der Straussee im Landkreis Märkisch-Oderland. In den vergangenen zehn Jahren ist der Wasserstand des grundwassergespeisten Sees um 1,8 Meter gesunken – eine Entwicklung, die sich ökologisch wie infrastrukturell bemerkbar macht. Die einst beliebte Badestelle ist seit Jahren geschlossen, Bäume am Ufer verlieren den Halt, Hausfassaden zeigen Risse. Ein Gutachten der TU Dresden sieht den Klimawandel, aber auch die regionale Grundwasserentnahme als Hauptursachen für den Pegelrückgang.
Tesla-Gigafactory: Enormer Wasserverbrauch und steigende Abwassergrenzwerte
Allein der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) entnimmt jährlich rund fünf Millionen Kubikmeter Grundwasser in der Region. Ein Teil davon wird an Industrieunternehmen wie Tesla geliefert, die 2025 nach langen Verhandlungen einen neuen Wasser- und Abwasservertrag mit dem WSE unterzeichneten. Im neuen Vertrag verzichtet Tesla zwar auf knapp 377.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, dafür beinhaltet er aber auch höhere Abwassergrenzwerte für das Werk in Grünheide – Ein Kompromiss der der brandenburgischen Umwelt also auf anderen Wegen schadet.
Ob dieser Verzicht allerdings angesichts des regionalen Wasserdefizits ausreicht, wird von Umweltverbänden bezweifelt. Sie kritisieren insbesondere die ursprüngliche Genehmigung der Wasserentnahme durch Tesla – bis zu 3,76 Millionen Kubikmeter jährlich – die auf veralteten Daten basiert und ohne ausreichende Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt sei.
Geheimverträge zwischen Baruth und Red Bull
Noch intransparenter ist die Lage in Baruth, wo Red Bull über seine Partnerfirma Rauch seit 2023 Energy-Drinks abfüllt. Mit einer Genehmigung zur Entnahme von über zwei Millionen Kubikmetern Grundwasser jährlich belastet die Anlage das Grundwasservorkommen enorm. Gleichzeitig plant Red Bull eine massive Erweiterung des Standorts, inklusive Dosenproduktion und neuem Logistikzentrum – teils im Wasserschutzgebiet. 17 Hektar Wald sollen dafür gerodet werden.
Die Verträge zwischen Stadt und Unternehmen bleiben bisher unter Verschluss. Ein 20 Jahre altes Gutachten diente als Grundlage der Wassernutzungsgenehmigung – trotz inzwischen häufiger Dürrejahre und sinkender Grundwasserneubildung. Bürger:innen und Umweltinitiativen wie das Ressourcenbündnis Baruth fordern daher mehr Transparenz und Mitspracherechte. Der Stadt wird vorgeworfen, wirtschaftliche Interessen über den Schutz der Ressource Wasser zu stellen.
Klimawandel und Ressourcenknappheit
Neben industrieller Nutzung bleibt auch der private Verbrauch ein relevanter Faktor: In der Region Strausberg-Erkner lag der Wasserverbrauch 2022 bei 175 Litern pro Person und Tag – deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 126 Litern. Besonders in den Sommermonaten fließen Millionen Kubikmeter Wasser in Gärten und Privatpools.
Politische und zivilgesellschaftliche Initiativen fordern daher tiefgreifende Reformen: Wasser als öffentliches Gut solle stärker geschützt, industrielle Nutzungsrechte transparenter geregelt und die Wiedereinleitung gereinigten Wassers zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts gefördert werden. Erste Vorschläge, wie die Nutzung von Grubenwasser aus dem Kriensee zur Stabilisierung des Straussees, werden derzeit geprüft – doch allein die nötige Infrastruktur würde über zehn Millionen Euro kosten.
Die Erfahrungen in Brandenburg zeigen: Die Klimakrise verschärft bestehende Nutzungskonflikte, und die wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne geraten zunehmend mit den Bedürfnissen von Mensch und Natur in Konflikt. Ohne strukturelle Veränderungen droht sich die Lage weiter zuzuspitzen.
Wüstenähnliche Vegetation: Klimawandel in Brandenburg besonders stark

