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„Das Album soll Kraft geben“ – RZ RAP über ihr Debüt „Grau zu Rot“

Vier Monate nach ihrer ersten Single „Krise“ bringen RZ RAP ihr erstes Album „Grau zu Rot“ heraus. Im Interview sprechen sie über ihre politische Haltung, musikalische Entwicklung und die Kraft, in grauen Zeiten Hoffnung zu schöpfen.

„Krise“ war euer Startschuss für politischen Rap – ein paar Monate später steht ihr mit einem ganzen Album da. Wie hat sich RZ RAP in dieser Zeit entwickelt?

Wir haben sehr viel gelernt und sind als Künstler:innen enger zusammengerückt. Durch gegenseitige Kritik konnten wir unsere Skills weiterentwickeln. Außerdem hatten wir erste größere Live-Auftritte, aus denen wir viel mitgenommen haben.

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Nach diesen ersten Auftritten – was habt ihr aus den Reaktionen mitgenommen? Gab es Momente, die euch besonders geprägt oder motiviert haben?

Die ersten Konzerte haben uns immer viel Mut und Kraft gegeben. Besonders schön ist, dass Menschen miteinander tanzen und gemeinsam mit uns unbeschwerte Momente erleben.

Ein besonders prägender Moment war für uns das Rheinmetall Entwaffnen Camp. An diesem Tag wurde das neue Wehrpflichtgesetz vom Kabinett verabschiedet. Direkt danach gingen über tausend Menschen vom Camp aus auf die Straße, und im Anschluss spielten wir zusammen mit anderen Künstler:innen unser Konzert. Die Stimmung war voller Energie und Hoffnung – ein sehr besonderer Moment, diesen kollektiven Augenblick zu erleben.

Perspektive Online, CC BY-NC-SA 4.0

Mit „Grau zu Rot“ erscheint nun euer erstes Album. Was steckt hinter dem Titel?

Wir leben in schweren Zeiten. Die Krisen des Systems, Kriege und der Klimawandel machen es jungen Menschen, wie auch uns, schwer, die Zukunft positiv zu sehen. Wir sind überzeugt, dass sich das nur durch revolutionäre Politik ändern lässt. „Grau zu Rot“ steht dafür, aus der grauen Zukunft eine rote, hoffnungsvolle Perspektive zu schaffen.

Wie zeigt sich diese Idee im Sound des Albums – ist „Grau zu Rot“ eher kämpferisch, eher nachdenklich oder beides zugleich?

Unser Album ist ein Mix aus verschiedensten Themen und Sounds. Wir haben Songs zu dritt, zu zweit oder alleine. Dementsprechend ist auch der Sound vielseitig. Es gibt sehr ruhige Momente, wie in den Songs „Esperanza“ oder „Zinnergasse“.

In Esperanza geht es um mentale Gesundheit, die viele von uns begleitet. „Proxima estación esperanza“ bedeutet, die nächste Haltestelle ist die Hoffnung. Weil wir es sind, die Hoffnung schaffen und so auch gegen unsere psychischen Probleme kämpfen. Das Lied Zinnergasse handelt von einer Abschiebung aus Wien und den Protest dagegen.

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Es gibt aber auch Songs voller Energie, wie „3 Streifen“, der sich gegen die aktuelle Politik, diesen Staat und die Bullen richtet. Oder „Bleiben hier“, der die Realität junger Menschen in Ostdeutschland handelt. Es zeigt die Realität auf, die junge Menschen im Osten erleben: Kampf gegen Nazis und das Gefühl, dass alle nur wegwollen, aber jemand auch dableiben muss, um vor Ort Politik zu machen.

Was wünscht ihr euch, dass Menschen fühlen oder denken, wenn sie euer Album hören?

Wir freuen uns, wenn Menschen sich in den Texten wiederfinden und die Emotionen spüren, die wir in die Lieder gelegt haben. Gleichzeitig soll das Album Kraft geben. Viele, die unsere Musik hören, leisten Tag für Tag wichtige politische Arbeit. Dafür brauchen wir Orte und Momente, aus denen wir Kraft und Hoffnung schöpfen – dazu möchten wir unseren Beitrag leisten.

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In einer Zeit, in der rechte Bewegungen stärker werden und Kriege eskalieren – welche Rolle kann politische Musik dabei spielen?

Wir verstehen uns als Künstler:innen, die einen Teil zu einer revolutionären Gegenkultur beitragen. Der rechte Kulturkampf ist auf dem Vormarsch – mit rechter Musik, rechten Influencer:innen und Medien. Wir müssen in allen Bereichen auch von links handeln und den Kulturkampf aktiv mitgestalten.

Wenn ihr an die nächsten Jahre denkt – wo wollt ihr mit RZ RAP hin?

Wir haben viele Ziele. Zunächst möchten wir weiter Musik machen, aber uns nicht auf uns selbst beschränken. Wir wollen gemeinsam mit anderen Menschen Musik schaffen, Wissen und Skills weitergeben, damit mehr Leute anfangen können, Musik zu machen. Auch ein inhaltlicher Beitrag ist uns wichtig.

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Wir möchten nicht nur Künstler:innen sein, deren politischer Output die Musik ist, sondern auch aktiv zu Diskussionen rund um revolutionäre Kultur beitragen.

Was steht als Nächstes an?

Dieses Jahr stehen noch einige Konzerte an. Danach wollen wir wieder in einen kreativen Prozess eintauchen, aus dem neue Musik entsteht. Dabei wollen wir uns als Künstler:innen weiterentwickeln, das erste Projekt selbstkritisch auswerten und daraus eine neue Qualität für kommende Projekte schaffen.

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