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„Generación Z“ gegen „Dina Asesina“ – Proteste in Peru halten an

In Peru strömen immer wieder Protestierende auf die Straßen, um ihrer Wut auf die Regierung Ausdruck zu verleihen. Bei den Demonstrationen, die sich gegen Korrpution und schlechte Lebensbedingungen richten, kommt es immer wieder zu Polizeigewalt.

Seit mehreren Wochen versammeln sich vor allem am Wochenende in den Straßen der peruanischen Hauptstadt Limas immer wieder hunderte Protestierende, um gegen die Regierung, Korruption und Repression zu demonstrieren. Jugendliche, die sich vor allem über soziale Medien als „Generación Z“ vernetzen, verbünden sich dabei mit Arbeiter:innen und Umweltaktivist:innen.

Die Wut der Demonstrierenden richtet sich gezielt gegen die Präsidentin Perus, Dina Boluarte, und den Kongress. Eine geplante Rentenreform, die vor allem junge Menschen in einer sich ohnehin stetig verschlechternden wirtschaftlichen Lage sehr belasten würde, steht in diesem Zusammenhang besonders im Fokus. Die Protestierenden fordern außerdem mehr Transparenz bei Regierungsentscheidungen sowie Gerechtigkeit für alle von der Regierung in den letzten Jahren ermordeten Demonstrant:innen.

Boluarte ist in der peruanischen Bevölkerung geradezu verhasst. Sie ließ größere Proteste rund um ihre Amtsübernahme 2022 und 2023 gewaltsam niederschlagen, 18 Demonstrierende wurden dabei allein beim Massaker von Juliaca von der Polizei erschossen. Die Präsidentin trägt seitdem den Beinamen „Dina Asesina“ – Dina, die Mörderin.

Boluarte, als parteilose Präsidentin, und der peruanische Kongress, in dem mehrere lockere Wahlbündnisse vor allem die Privilegien der Kongressmitglieder schützen wollen, stützen sich gegenseitig in ihren Versuchen, an der Macht zu bleiben. 2024 wurde außerdem bekannt, dass Boluarte bei mehreren öffentlichen Auftritten Luxusuhren trug, die sie als Geschenke für korrupte Deals mit Unternehmern und Politikern erhalten hatte.

Von Asien nach Afrika: Aufstand der Gen Z in Madagaskar

Bündnis von Gen Z und Arbeiter:innen

In der Hauptstadt Lima schließen sich für die Protestmärsche in Richtung des Kongressgebäudes Jugendliche und Arbeiter:innen zusammen. Seit Wochen legen außerdem Streiks von Busfahrer:innen immer wieder den Verkehr lahm, unter anderem auch die wirtschaftlich wichtigen Routen zu touristischen Attraktionen wie der alten Inkastadt Machu Picchu.

Von den Protestierenden werden dabei die gemeinsamen Gegner hervorgehoben – die gleiche Regierung, die die Polizei nicht gegen die seit Monaten anhaltende Gewaltwelle gegen Busfahrer:innen vorgehen lässt, setzt die Polizei zur Unterdrückung der Proteste gegen Korruption und die geplante Rentenreform ein.

Tatsächlich kommt es bei den Protesten immer wieder zu Verletzungen. Die Polizei setzt Gummigeschosse und Tränengas ein, um die Protestierenden am Erreichen des Kongressgebäudes zu hindern. Vor allem das Stürmen eines Einkaufszentrums, in das sich Demonstrierenden zurückgezogen hatte, löste vor zwei Wochen größere öffentliche Empörung aus und befeuerte die Proteste zusätzlich. Bei dem Angriff auf das Einkaufszentrum wurden auch zahlreiche Unbeteiligte Opfer der massiven Polizeigewalt.

Verbindung zu Protesten weltweit

Wie bei den Protesten in Marokko, Madagaskar oder Nepal, wo Jugendliche ihre Wut auf korrupte Regierungen und die immer schlechter werdenden Lebensbedingungen auf die Straße tragen, wird auch in Peru immer wieder die Flagge mit dem Totenkopf-Symbol aus der Anime-Serie „One Piece“ wehen gelassen. Mit dieser jugendkulturellen Anspielung auf den in der Serie hochgehaltenen Kampf gegen Ungerechtigkeit und für eine bessere Welt zeigen die peruanischen Gen Z ihre Verbundenheit mit den Aufständen der Jugendlichen in anderen Ländern.

One Piece – die Fahne der Jugend

In Peru sind die demonstrierenden der Gen Z dabei Teil einer länger anhaltenden Entwicklung, in der über das gesamte letzte halbe Jahr immer mehr Proteste aufkamen. Es ist zu erwarten, dass diese Proteste bis zu den Wahlen im nächsten Jahr weiterhin zunehmen werden. Dass eine der derzeit im Kongress vertretenen Parteien tatsächlich mehr Transparenz schaffen und den Kampf gegen die Korruption anführen wird, ist unwahrscheinlich.

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