Das Statistische Bundesamt hat mitgeteilt, dass letztes Jahr 6,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus finanziellen Gründen nicht ausreichend heizen konnten. Ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, der dieses Jahr durch steigende Gaspreise wieder zunichte gemacht werden könnte.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat die Debatte um Heizkosten und Energiepreise Ruhe gefunden in der deutschen und europäischen Politik. Aber auch im Jahr 2025 ist die Energiekrise nicht vorbei – die Preise haben sich nicht wieder auf den Stand vor 2022 zurückentwickelt.
Für das Jahr 2024 attestiert das Statistische Bundesamt – auf Grundlage der europäischen Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen – eine leichte Erholung bei den Zahlen der von den Heizkosten am stärksten Betroffenen. Im Jahr 2023 hatten 8,2 Prozent der Deutschen angegeben, aus finanziellen Gründen ihre Wohnung nicht heizen zu können. Der neue Wert für 2024 liegt mit 6,3 Prozent klar darunter.
Er liegt damit auch deutlich unter dem europäischen Durchschnittswert von 9,2 Prozent. In Bulgarien und Griechenland betrifft dieses Problem sogar doppelt so viele Arbeiter:innen: knapp jede:r Fünfte war dort betroffen.
6,3 Prozent bedeuten aber trotzdem, dass im vergangenen Jahr 5,3 Millionen Menschen in Deutschland nicht adäquat heizen konnten, weil es für sie zu teuer war. Ebenfalls ist festzuhalten, dass sich die Heizkosten auch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau bewegen, auch wenn sie im Jahresvergleich 2023/24 gefallen sind:
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Energieträger |
2023 |
2024 |
Veränderung |
Veränderung |
Prognose 2025 |
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Erdgas |
1220€ |
1030€ |
-190€ |
-16% |
1180€ |
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Heizöl |
1045€ |
1030€ |
-15€ |
-1% |
1055 |
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Fernwärme |
1210€ |
1225€ |
15€ |
1% |
1245€ |
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Wärmepumpe |
835€ |
680€ |
-155€ |
-19% |
715€ |
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Holzpellets |
770€ |
615€ |
-155€ |
-20% |
740€ |
Diese Daten erhebt heizspiegel.de aus mehr 90.000 Energierechnungen und Heizkostenabrechnungen in Verbindung mit zusätzlichen Informationen, die Verbraucher:innen angeben. Die Kostenrechnungen gehen von einer durchschnittlichen 70 Quadratmeter großen Wohnung aus und gelten für ein Jahr.
Leicht steigende Reallöhne – kein Zeichen für neuen Aufschwung
Zukunft der Heizkosten ungewiss
Tatsächlich sehen die Preisindizes für Haushaltsenergie bis September 2025 im Vergleich zur Situation in 2024 gut aus: Zu Beginn der Heizperiode sind einige Preise sogar niedriger als im Vorjahresmonat. Für Verbraucher:innen ist das aber kein Anlass zum Verschnaufen – Strom- und Heizkosten sind stark von der weltpolitischen Lage abhängig und haben in den vergangen Jahren immer wieder gezeigt, dass sie in der Lage sind, sehr schnell in die Höhe zu schießen.
Nicht zuletzt deshalb wird auch die nicht vollständige Füllung der Gasspeicher kritisiert, die gegenwärtig nur zu circa 76 Prozent beträgt. Immerhin ist Erdgas seit 2020 ganze 94 Prozent teurer geworden.
Teuerungen halten an
Während die Energiepreise bis jetzt zwar relativ stabil erscheinen, ist die Inflation hingegen ungebrochen: Weitere 2,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat lagen die Verbraucherpreise im Durchschnitt im September, der zweite Monat in Folge mit steigender Inflation.
Dabei waren die Lebensmittelpreise – ein Bereich, der die ärmsten Teile der Gesellschaft besonders betrifft – mit 2,9 Prozent noch deutlich teurer als im Jahr zuvor. Selbst die Kerninflation, die Nahrungsmittel und Energie zum Beispiel auslässt, stieg leicht auf 2,8 Prozent an.
Ob man nun das Geld für Essen ausgibt, anstatt zu heizen, ist trotzdem eine Frage, die sich zum Glück noch nicht alle Menschen in Deutschland und Europa stellen müssen. Dennoch bleibt die Angst vor dem Winter und vor der Frage, was schwankende Energiepreise noch mit sich bringen könnten.

