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Keine Waffenniederlegung: Indische Revolutionär:innen geben nicht auf

Eine Nachricht aus der Kommunistischen Partei Indiens (maoistisch), die Waffen niederzulegen, sorgte für Aufsehen. Doch das Zentralkomitee der Partei widerspricht der Nachricht. Der Volkskrieg werde fortgesetzt.

Am 17. September 2025 machte in den indischen Medien eine Nachricht die Runde, dass die vom indischen Staat verbotene Communist Party of India (Maoist), die CPI, den bewaffneten Widerstand beende und ihre Waffen niederlege. Ein Mitglied des Politbüros namens Sonu hatte eine Audiodatei verbreitet unter dem Namen „Abhay“ mit dem Titel „Appell an das revolutionäre Volk“.

In dieser Meldung verkündete er die angebliche Entscheidung der CPI (Maoist), der Forderung des indischen Staats nachzukommen und die Waffen niederzulegen. Als Grund führte er internationale sowie nationale Entwicklungen an. Auch sollen die Aufforderungen des Premierministers, des Innenministers und des obersten Polizeibeamten, die Waffen niederzulegen und fortan ein bürgerliches Leben in Amnestie zu führen, zu diesem Beschluss beigetragen haben.

Allerdings war dieses Statement offenbar nicht mit der Partei abgesprochen: Nur drei Tage später, am 20. September, veröffentlichte die CPI (Maoist) eine Stellungnahme, in der sie feststellte, dass Sonu nur seine persönliche Meinung kundgetan habe, der bewaffnete Widerstand von der CPI (Maoist) aber weitergehe.

CPI (Maoist) im Visier des Staates

Die maoistische Partei steht schon seit geraumer Zeit zunehmend unter Druck. Seit dem Verbot der Partei im Jahr 2009 wird vom Staat eine militärische Aktion namens Green Hunt durchgeführt, die zum Ziel hat, den Guerillakampf der CPI (Maoist) zu beenden. Vor allem die militante Resistenz gegen die Abholzungs- und Vertreibungspläne der hindu-nationalen Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi, die in bewaldeten Gebieten Sonderwirtschaftszonen für das Kapital errichten möchte, ist dem Staat ein Dorn im Auge.

Seit Anfang 2024 weitete das indische Militär seine Angriffe mit der Operation Kahaar nochmals massiv aus: Bis April 2025 wurden circa 400 Menschen aufgrund dieses Sondereinsatzes getötet. Bereits damals stellten die Maoist:innen einen Waffenstillstand in den Raum. Doch die indische Regierung ging nicht auf den Vorstoß ein, da sie sich in der Lage sah, den Widerstand vollends zu beenden.

Innenminister Amit Shah (BJP) prophezeite, dass Indien bis zum 31. März 2026 „frei von Naxaliten“ sein werde. Naxaliten ist die gängige Bezeichnung für die indischen Maoist:innen. Dieser Name ist auf den niedergeschlagenen Bauernaufstand von Naxalbari in Westbengalen im Jahr 1967 zurückzuführen. Die Rede hielt der Innenminister m Mai 2025 im Zuge der Information über die Ermordung von insgesamt 27 CPI (Maoist)-Revolutionär:innen, darunter auch deren Generalsekretär Basavaraju.

Generalsekretär der CPI (Maoist) in Indien getötet

Der Volkskrieg geht weiter

Nun gab es also aus eigenen Kreisen den Versuch, die revolutionäre Arbeit der CPI (Maoist) zu torpedieren. Doch das Zentralkomitee antwortete darauf entschlossen. Die ZK-Mitglieder begannen ihr Statement damit, dass sie nicht ihr Volk verraten könnten, indem sie ihre Waffen dem Feind übergeben würden. Ihre Pflicht sei es, den Volkskrieg fortzusetzen, um für eine bessere soziale Lage der Menschen Indiens zu kämpfen.

Sie widersprechen ihrem Genossen Sonu nicht in der Hinsicht, dass sich internationale und nationale Umstände geändert hätten. Aber dies sei für sie kein Grund aufzugeben, sondern erst recht weiterzukämpfen. Sie argumentieren, dass in Indien wie in der ganzen Welt der grassierende Faschismus und Imperialismus die Völker unterdrücke. Die Kapitalistenklasse beute die Arbeiter:innen- und Mittelschicht in allen gesellschaftlichen Bereichen sukzessive aus und rechtfertige dies mit notwendigen „Sparmaßnahmen“. Um diesen Missständen etwas entgegenzusetzen, seien legaler sowie illegaler Widerstand unerlässlich.

Maoist:innen wollen sich von Sonu nicht spalten lassen

Sonu wollte, seinem Statement zufolge, die Abrüstungspläne des ermordeten Basavaraju weiterführen und Friedensgespräche initiieren, da die indische Revolutionsbewegung besiegt sei. Dem widerspricht die Parteiführung vehement. Zwar gab es im Mai 2025 Diskussionen über Abrüstung, doch wurden diese schnell begraben, da die indische Regierung nicht zu Gesprächen bereit war. Stattdessen rief Basavaraju die People’s Liberation Guerrilla Army (PLGA) als bewaffneten Arm der CPI (Maoist) und alle revolutionären Kräfte zum Widerstand gegen die Operation Kahaar auf.

Das Zentralkomitee bezichtigt Sonu demnach der Lüge und des Versuchs, die Partei spalten zu wollen. Es ruft die Parteigenoss:innen dazu auf, nicht dem Appell Sonus zu folgen. Bei Zuwiderhandlungen weise die Partei der PLGA an, ihnen die Waffen abzunehmen. Die CPI (Maoist) habe weiterhin das erklärte Ziel, der Theorie des Marxismus-Leninismus-Maoismus folgend die Staatsmacht zu erobern und die Unterdrückten zu befreien. Nichtsdestotrotz erklären sie sich weiterhin zu Friedensgesprächen mit der indischen Regierung bereit.

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