Scheinbar hat der Chiphersteller Nexperia eine Verlagerung der Produktion nach Peking geplant. Infolgedessen übernahm die niederländische Regierung die Kontrolle über den Konzern, welcher hauptsächlich in chinesischer Hand liegt. China antwortet mit einem Exportstopp von Chips nach Europa.
Vor einer Woche hat die niederländische Regierung dem dortigen Wirtschaftsministerium zufolge die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia übernommen. Begründet wird diese Maßnahme mit Sicherheitsbedenken seitens der Regierung gegenüber dem Inhaber des Unternehmens, der chinesische Wingtech Konzern. Dessen Börsenanteile gehören zum Teil chinesischen Institutionen und Konzernen. Die niederländische Regierung hatte sich zu diesem Schritt entschieden, da sie verhindern wollen, dass Vermögenswerte und industrielles Wissen durch den Ex-CEO nach China übergeben werden.
Nexperia spaltete sich 2017 von dem niederländischen Chiphersteller NXP ab und wurde 2019 von Wingtech übernommen. Der Konzern stellt einfache Chips her, die für die europäische Auto- und Maschinenbauindustrie wichtig sind. Nexperia gehört eigentlich nicht zu den großen Unternehmen auf dem Chipmarkt – was den Konzern aber abhebt gegenüber den restlichen Herstellern, ist der große Produktionsschwerpunkt in Europa, genauer gesagt in Hamburg.
China hat derweil mit einem Exportstopp von Nexperia-Chips, die in China produziert werden, nach Europa geantwortet. Mittlerweile ist darüber hinaus auch bekannt, dass Wingtech im Geheimen plante, die Produktion sogenannter Wafer nach Peking zu verlagern – was die Entlassung von etlichen Nexperia-Angestellten zur Folge gehabt hätte. Ein Entwicklungszentrum mit etwa 300 Arbeiter:innen in München sollte gar komplett geschlossen werden.
Chinesischer Exportstopp – die Autoindustrie ist besorgt
Laut einer Analyse des österreichischen Unternehmens Prewave kaufen viele der führenden europäischen Konzerne aus den Branchen Maschinenbau, Medizintechnik, Luftfahrt und Verteidigung und KFZ-Herstellung Chips von Nexperia. Diese müssen nun durch den Exportstopp durch China um den Nachschub der Chips und damit um die uneingeschränkte Weiterführung ihrer Produktion bangen. Denn durch die nur schwach aufgestellte Produktion in Europa ist die europäische Industrie vom Export Chinas abhängig.
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Im Maschinenbau sei es durch vorhandene Lagerbestände und einem relativ geringen Bedarf noch möglich, den Exportstopp zumindest kurzfristig abzufedern, so die Geschäftsführung des Maschinenbauverbands VDMA. In der deutschen Autoindustrie sieht die Lage anders aus, hier reichen die Lagerbestände bei VW laut dem europäischen Branchenverband Acea zum Beispiel wohl nur noch für einige Wochen. Von Seiten Mercedes kommen eher schwammige Äußerungen, ein Sprecher sagte, dass dank „guter partnerschaftlicher Beziehungen mit unseren Lieferanten“ der Nachschub für den Konzern erst mal abgesichert sei.
Handelskrieg und Machtkampf
Die sich zuspitzende Situation auf dem Chipmarkt und die sich verschlechternden Beziehungen zu China bei anhaltender Abhängigkeit wird den Druck auf die so schon schwächelnde Autoindustrie in Deutschland noch einmal erhöhen.
Die Entscheidung der Niederländer zeigt die Zwickmühle auf, in der besonders die EU steckt, seitdem die USA ihren harten wirtschaftlichen Kurs gegen China immer weiter ausbauen. Der chinesische Staat holt gleichzeitig im Handelskrieg immer öfter zum Schlag aus, was die Europäische Union immer mehr in Handlungsnot bringt, möchte sie in den sich zuspitzenden globalen Verhältnissen nicht in die Abhängigkeit eines anderen Blockes abrutschen. Der Schritt der niederländischen Regierung lässt sich genau hier verordnen, auch die europäischen Staaten werden immer schlagkräftiger im Handelskrieg gegen China.

