Hohe Beteiligung an der ersten Betriebs- und Gewerkschaftskonferenz vom Roten Gewerkschaftstreffen in Ludwigsburg. Der Austausch über Erfahrungen in der Betriebsarbeit wurde dabei mit aktuellen politischen und ökonomischen Entwicklungen in Verbindung gebracht.
Unter der Teilnahme von vielen revolutionären marxistischen Organisationen und Arbeiter:innen aus Deutschland und der Schweiz begann am Samstag die erste „Rote Betriebs- und Gewerkschaftskonferenz“, veranstaltet vom Roten Gewerkschaftstreffen in Ludwigsburg in der Region Stuttgart. Dort ist besonders der Maschinenbau für den Industriestandort im Rems-Murr-Kreis von großer Bedeutung. Unter anderem prägen die Konzerne Bosch und Daimler die lokale Betriebsarbeit.
„Ziel der Konferenz war es, über politische Organisationsgrenzen hinweg Genoss:innen zusammenzubringen, die im Betrieb gegen ‚ihren‘ Kapitalisten und für die Revolution kämpfen, diesen Kampf beginnen wollen oder einfach nur Interesse daran haben, wie so etwas gehen kann“, berichten die Veranstalter:innen.
Großer Andrang aus der revolutionären Bewegung
Das Interesse war weit größer als erwartet: „Dass die Zahl der Anmeldungen unerwartet auf über 180 Genoss:innen anstieg und wir leider sogar einigen, die gerne teilgenommen hätten, absagen mussten, bestätigt uns in der Einschätzung, dass es in der radikalen Linken eine gravierende Leerstelle gibt: den politischen Kampf im Betrieb – und wie die Kommunist:innen dem Proletariat das politische Bewusstsein bringen können, um es zur sozialen Revolution zu führen.“
Auf dem ersten Podium des Tages berichteten zwei Arbeiter von ihren Erfahrungen in Betriebskämpfen, die sie zu Beginn ihrer Politisierung als Kommunisten in den 1990er- und 2000er-Jahren geführt hatten. Gegen „Gutsherren-Chefs“, gelbe Betriebsräte und eine streikunfähige Belegschaft galt es anzukämpfen und eine eigene Praxis zu entwickeln. Rückblickend, so die Genossen, hätte ihnen eine Konferenz wie diese bei der Entwicklung ihrer Arbeit sehr geholfen.
Von Beginn an war ein zentraler Appell der Redner:innen, die Arbeiter:innen dort abzuholen, wo sie stehen – sei es durch systematische Kontaktarbeit, die Verbreitung politischer Texte im Betrieb – die auch auf der Toilette statt der Bild-Zeitung gelesen werden können – oder durch das Anstoßen von Tageskämpfen. Denn das Erfolgsgefühl des ersten Streiks ist ein besonderes – an dieses kann angeknüpft werden.
Mehr ökonomische Kämpfe, kein Ökonomismus und die DGB-Frage
In Bezug auf die aktuelle Betriebsarbeit wurde außerdem dazu aufgerufen, nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch über aktuelle Themen zu sprechen. Denn Aufrüstung, Sozialkürzungen und Stellenabbau stehen miteinander in Zusammenhang. Auch in den Betrieben lassen sich diese Widersprüche anschaulich nachvollziehen.
Rechtsruck und Faschismus im Betrieb waren ebenfalls Themen auf der Konferenz. Arbeiter:innen, Gewerkschafter:innen und Sozialist:innen müssen in ihren Betrieben regelmäßig dagegen ankämpfen: Arbeiter:innen, die während des Kampfes für ihren Betrieb mit Kommunist:innen zusammenarbeiten, werden als „rotes Gesindel“ beschimpft. Das rechte Betriebsprojekt „Zentrum Automobil“ bei Daimler spaltet die Belegschaft, indem es rassistische Hetze gegen migrantische Arbeiter:innen schürt.
Verschiedene politische Organisationen waren vertreten und diskutierten den Tag über ihre Strategien und Taktiken in der Betriebsarbeit. Besonders in der großen Abschlussdiskussion wurden die unterschiedlichen Positionen und Ansätze deutlich. Vor allem aber kam es zu einem Austausch von Erfahrungsberichten, die – unabhängig von verschiedenen politischen Linien – einen qualitativen Beitrag für alle anwesenden Genoss:innen darstellten. Kritische Auswertungen, Erfolgsmomente und aktuelle Herausforderungen wurden kollektiviert.
Abschließend bewertet das Rote Gewerkschaftstreffen die Veranstaltung folgendermaßen: „Einigkeit bestand darüber, dass wir sowohl gegen die Angriffe des Kapitals als auch gegen die sozialpartnerschaftliche Lähmung der Gewerkschaften vorgehen müssen. Über das ‚Wie‘ und welches Gewicht die betrieblichen Kämpfe haben sollten, wurde intensiv diskutiert. Die gemeinsame und solidarische Debatte über die Themen der Konferenz ist noch lange nicht zu Ende – aber ein erfreulicher Anfang ist gemacht.“

