Nachdem bereits zahlreiches Kriegsgerät der USA vor die Küsten Venezuelas verlegt wurde, senkt nun auch der größte Flugzeugträger der Welt in der Karibik seinen Anker. Derweil ist der amerikanische Geheimdienst bereits in Venezuela aktiv und Trump spielt mit dem Gedanken von Bodenoperationen.
Nach mehreren Luftanschlägen des US-Militärs auf vermeintliche Schmugglerboote von venezolanischen Drogenkartellen setzt sich der Trend eines militärischen Aufgebots der USA in der karibischen Küste und im Pazifik fort.
Zu den rund neun Kriegsschiffen, mehreren Tarnkappenflugzeugen und Drohnen in Puerto Rico, zwei B-52-Bombern und einem atomaren U-Boot, gesellt sich auf Befehl des amerikanischen Kriegsministers Pete Hegseth seit Neuestem der Flugzeugträger „Gerald R. Ford“ hinzu. Dieser gilt als der größte Flugzeugträger der Welt und beherbergt rund 4.500 Soldat:innen und Platz für ca. 90 Kampfjets. Die Verlegung des Flugzeugträgers steht dabei nicht für sich. Stattdessen ist dieser Teil eines kontinuierlichen Aufbaus amerikanischer Militärpräsenz vor der Küste Venezuelas.
Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus letzten Donnerstag hielt sich US-Präsident Donald Trump zudem künftige Bodenoperationen als Option frei. Derartige Kriegsoperationen hat der Präsident bisher jedoch nicht genehmigt.
Die Lüge des Drogenhandels
Das Militäraufgebot der USA rechtfertigt die Trump-Administration und das Kriegsministerium derweil mit dem „Kampf gegen den Drogenhandel“. Laut Trump würde „jedes Boot, das zerstört wird, 25.000 amerikanische Leben [retten]“. Und das, obwohl Venezuela im internationalen Drogenschmuggel gar keine führende Rolle spielt. Zudem verlaufen die wichtigsten Schmugglerrouten für Drogen in die USA nicht über Venezuela, diese seien mengenmäßig unbedeutend. Die meisten in die USA geschmuggelten Drogen stammen nämlich aus Laboren in Mexiko, zumindest laut der US-Drogenbekämpfungsbehörde und des US-Justizministeriums.
Noch absurder wird die vermeintliche Entschlossenheit Trumps, dem Drogenhandel den Kampf anzusagen, wenn man auf die historische Zusammenarbeit von US-Geheimdiensten und venezolanischen Regierungsbehörden beim Schmuggel von Kokain blickt. So organisierten beide Länder in den 80/90er Jahren den Transport von 22 Tonnen Kokain über venezolanisches Territorium direkt in die USA.
Der venezolanische Politologe William Serafino beschreibt das Vorgehen der USA unter dem Deckmantel des „Kampfes gegen den Drogenhandel“ deswegen auch als lateinamerikanisches Äquivalent zu den „imaginären Massenvernichtungswaffen, mit denen die blutige Invasion des Iraks gerechtfertigt wurde“. Sie soll also dazu dienen, die Stationierung des eigenen Militärs und potenzielle weitere Eskalationen unter dem Vorwand „gutgemeinter Absichten“ zu rechtfertigen.
Venezuela: USA bombardieren vermeintliches Drogenschmuggler-Boot
Eine vermeintliche Bekämpfung des Drogenhandels scheint dabei aber vor allem ein vorgeschobenes Argument zu sein, um kriegerische Handlungen zu legitimieren. Denn nicht zuletzt bleibt Venezuela ein wichtiger Partner des russischen und chinesischen Staates und verfügt darüber hinaus über massive Ölvorkommen.
Steht ein Krieg bevor?
Ob die USA wirklich eine militärische Eskalation in Erwägung ziehen oder doch hoffen, durch ihre Militärpräsenz, die Bombardierung von Booten an der venezolanischen Küste und reißerische Kriegsrhetorik so viel Druck auf die venezolanische Regierung unter Präsident Nicolas Maduro und seinen politischen Vertrautenkreis auszuüben und damit einen „Regimewechsel“ zu erzwingen, bleibt abzuwarten. Eine klassische Landinvasion wäre höchstwahrscheinlich kostspieliger als die gezielte Ausschaltung Maduros durch präzise Attentate oder den Sturz der Regierung durch geheimdienstliche Inlandseinsätze. Dass die USA in der Lage sind, ganze Regierungen zu ihren Gunsten umzugestalten, ohne in sie einmarschieren zu müssen, hat sie historisch immer wieder bewiesen.
Laut US-Expertin Cathyrn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann Stiftung arbeite die CIA – nachdem Trump der Behörde vor zwei Wochen die Befugnis gegeben hat, Inlandsoperationen durchzuführen – innerhalb Venezuelas bereits daran, die politische Lage im Land zu analysieren.
Während die Demokraten Trump die Verletzung des Völkerrechts vorwerfen, äußern sich bekannte Rechtskonservative und Trumpanhänger sorgsam über die wachsenden Spannungen an der karibischen Küste. Immerhin hatte Trump in seinem Wahlkampf ein Ende „endloser Kriege“ wie im Irak oder Afghanistan versprochen. Laut einer Umfrage von YouGov lehnen circa 62% der amerikanischen Bevölkerung eine Invasion Venezuelas ab.

