Die Linke Literaturmesse in diesem Jahr ist gefüllt – voller Verlage, Organisationen, Besucher:innen und Programm. Von Vorträgen über Gewerkschaften bis hin zu den Bauernkriegen, von Klassikern bis hin zu brandneuen Texten ist alles dabei. Ein Bericht von Marlon Glaiß über ein vielseitiges Wochenende.
Es ist Freitag Nachmittag gegen 14 Uhr, dutzende Leute schleppen Kisten voller Bücher, Aufsteller und Tische in das Gebäude der Kunsthalle Nürnberg. Zwei Treppen geht es hoch in die Veranstaltungsräume der diesjährigen Linken Literaturmesse, bei der verschiedene Strömungen der linken und revolutionären Bewegung in Deutschland zusammenkommen. Stundenlang wird hier fleißig aufgebaut, Tische und Bänke müssen eng hin und her geschoben werden, weil so viele Veranstalter:innen vor Ort sind, dass der Platz aufs engste koordiniert werden muss.
Um 19 Uhr geht es dann los mit dem ersten Tag der Messe, bei dem bereits einige interessierte Nürnberger:innen durch die errichteten Stände schmökern. Noch nicht einmal alle Verlage und Organisationen sind an diesem Freitag Abend bereits angereist und trotzdem sind die drei Räume schon gut gefüllt.
Podiumsdiskussion über Militarismus und Repression
Um 20 Uhr beginnt die Eröffnungsveranstaltung. Bei dieser diskutieren verschiedene Organisationen, wie die Rote Hilfe, das Bündnis Rheinmetall Entwaffnen oder die Tageszeitung Neues Deutschland miteinander. Es geht um die ansteigende Repression gegen fortschrittliche und revolutionäre Kräfte und Militarismus.
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Dabei wird insbesondere über das Rheinmetall Entwaffnen Camp in Köln Ende August gesprochen, bei dem hunderte Antimilitarist:innen stundenlang von der Polizei in einem brutalen Polizeikessel gehalten wurden. Auch die Montagsproteste vom faschistischen „Team Menschenrechte“ in Nürnberg und die antifaschistischen Gegenproteste zu diesen sind ein brennendes Thema der Veranstaltung.
Das Podium endet mit einer offenen Diskussion aller Zuhörer:innen, bei der ein interessanter Diskurs mit verschiedensten Eindrücken zustande kam. Um 22 Uhr neigt sich dann der erste Abend der Messe seinem Ende zu, über die Stände werden vereinzelt Decken gelegt und die letzten Gäste verlassen das Gebäude.
Hoher Andrang am Samstag
Am Samstag füllen im Verlaufe des Tages nochmal deutlich mehr Menschen die Säle, auch die restlichen Veranstalter:innen sind eingetroffen. Drei Räume, davon ein Hauptraum und zwei kleinere Räume, ausgefüllt mit Ständen und interessierten Besucher:innen sind das Bild, das sich hier ergibt. Banner mit der Aufschrift „Nürnberg gegen Krieg“ oder „Frieden fordert Revolution, alles andere ist Illusion“ schmücken die Hallen. Immer wieder werden durch ein Mikrophon Durchsagen für gleich beginnende spannende Veranstaltungen gemacht.
Eine dieser Veranstaltungen ist der Vortrag „Pressefreiheit in Zeiten der Militarisierung und medialer Mobilmachung“. Mit über 100 Anwesenden ist der Raum brechend voll. Hauptthema des Vortrages ist der Fall des Mitgründers von redmedia, Hüseyin Doğru, der vor allem über Palästina-Demonstrationen berichtet hatte.
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Der Journalist wird nun mit heftigen Sanktionen belegt, unter anderem wurden seine Konten eingefroren. Zu diesem starken Eingriff in die Pressefreheit schweigt die bürgerliche Presse, die sich vor 20 Jahren noch mit solchen Fällen solidarisierte. Trotz des schwierigen Themas verpackt der Vortragende die Inhalte gelassen und mit einer Prise Humor.
Auf die Frage hin, warum sie sich entschieden haben in diesem Jahr die Linke Literaturmesse zu besuchen antworten zwei jugendliche Besucher:innen: „Wir sind vor allem hier für Vorträge und um zu schauen was die linke Bewegung so treibt. Außerdem ist es ein schönes Zusammenkommen mit denen, die man sonst nur aus dem Internet kennt.“
Ein Vertreter des Ceylan Verlages haben wir gefragt, warum sie hier auf der Messe sind. Es sei „eine gute Möglichkeit um Diskussionen zu führen, andere Organisationen kennen zu lernen, sich als Verlag vorzustellen aber auch zu erfahren, was andere Verlage so machen.“
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Im Verlaufe des Tages gibt es noch viele weitere spannende Veranstaltungen, mitunter einen Vortrag des Medienkollektivs Klassenbildung mit dem Titel „Gegenmacht – eine strategische Sackgasse“. Auch bei diesem Vortrag ist der Raum so gefüllt, dass nicht alle hineinpassen. Es ist die letzte Veranstaltungen an diesem Samstag Abend und trotzdem sind noch viele Gäste anwesend.
Inhaltlich geht es um das Konzept der Gegenmacht in verschiedenen politischen Kontexten, wie der Sozialdemokratie, der autonomen oder der kommunistischen Bewegung. Auch hier kommt es am Ende zu einer angeregten Diskussion, unter anderem über die begriffliche Abgrenzung des Gegenmachtkonzepts.
Historische Einblicke am Sonntag
Der Sonntag ist der letzte Tag der linken Literaturmesse 2025. Auch an diesem kommen nochmal viele Besucher:innen aus der ganzen Region zusammen, entdecken neue Bücher und tauschen sich aus.
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In einem der letzten Vorträge an diesem Tag mit dem Titel „Das ist unser Haus“, veranstaltet vom Arbeitskreis Erneuerbare Gesellschaft, geht es um die Hausbesetzerszene in Nürnberg. Diese wird auch mit vielen Tonaufnahmen und Berichten aus erster Hand eindrücklich vermittelt. Erzählt wird unter anderem wie hier im Dezember 1980 rund 30 Leute ein Haus besetzten und damit die längste Besetzung in ganz Bayern begann, auf die anschließend Massenverhaftungen folgten.
Um 15 Uhr kommt die Literaturmesse dann zum Ende. Beim Abbau packen alle so fleißig mit an wie auch am Freitag. Ein paar letzte Gespräche über interessante Veranstaltungen werden geführt, die letzten Einkäufe getätigt, der letzte Schluck Kaffee getrunken. Damit endet die Linke Literaturmesse 2025 und es kann auf ein Wochenende voller Solidarität, spannenden Debatten und natürlich in erster Linie voller Literatur zurückgeblickt werden.

