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Venezuela sucht Verbündete – Trump spielt altbekannte Spiele

In der Karibik verschärft sich die Lage zwischen den USA und Venezuela zunehmend. Seit August fahren die USA immer größere militärische sowie rhetorische Geschütze auf und bereiten einen Regime Change vor. Währenddessen rüstet Venezuela zum Krieg und fordert militärische Unterstützung aus Russland, China und dem Iran. – Ein Kommentar von Kurt Zimmermann.

Seit 3 Monaten geht das Säbelrasseln an der Karibik-Küste nun schon. Zuletzt hatten die USA ihre bereits stationierte Flotte mit dem größten Flugzeugträger der Welt aufgestockt. Außerdem sprach Trump von möglichen militärischen Operationen auf dem Festland Venezuelas, nachdem man im Meer nun die Kontrolle habe. Außerdem sei die CIA, der Auslandsgeheimdienst der USA, ab sofort in Venezuela aktiv.

US-Machtdemonstration vor Venezuela: Flugzeugträger und angedrohte Bodeninvasion

Trumps alte Strategie

Bei einem Gespräch zwischen Trump und Reporter:innen antwortete er auf Nachfrage, dass es nicht wahr sei, dass er Militärschläge im Inland Venezuelas in Betracht gezogen habe. Mitte Oktober hatte er noch erklärt: „Wir schauen jetzt auf jeden Fall auf das Land, weil wir das Meer unter Kontrolle haben.“ Kurz darauf sagten US-Beamte, dass Ziele für militärische Operationen in Venezuela ausgemacht wurden. Dazu gehören auch militärische Einrichtungen, die laut USA für Drogenschmuggel genutzt würden.

Jetzt negiert Trump dieses Vorhaben. Eine altbekannte Strategie – besonders von Trump. Im Juni sagte er, dass er zwei Wochen warten würde, bis er sich entscheide, militärische Operationen gegen den Iran durchzuführen. Zwei Tage später ordnete er dann Luftschläge gegen die Atom-Infrastruktur im Iran an.

Durch solche rhetorische Mittel versucht er der Öffentlichkeit gegenüber, klare Absichten zu verschleiern. Außerdem erzeugt er so einen Überraschungs-Moment, indem politische bzw. militärische Gegner keine Zeit haben, sich konkret vorzubereiten. Ob daraus nun geschlossen werden kann, dass militärische Operationen der USA in dem Karibik-Staat jetzt unmittelbar bevor stehen oder nicht, ist jedoch nicht klar zu sagen. Auf jeden Fall sollen die nächsten Schritte der USA nicht deutlich vorhersehbar sein.

Klar ist jedoch, dass die aktuelle Regierung Venezuelas den USA ein Dorn im Auge ist. Während Trump von Nicolás Maduro als Kartellführer und „flüchtig vor der amerikanischen Regierung“ spricht, zeigt sich eine enge Verstrickung mit der Oppositionspolitikerin María Corina Machado. Sie hatte zuletzt den Friedensnobelpreis verliehen bekommen und diesen auch Trump als wichtigstem Unterstützer gewidmet.

Friedensnobelpreis für Machado – eine Legitimation für den nächsten Putsch

Neben der günstigen geostrategischen Lage am südlichen Ende des Karibischen Meers, ist Venezuela für die USA vor allem wegen seiner großen Ölreserven interessant. Ein – wie US-Beamt:innen offen aussprechen – von außen herbeigeführter Regierungswechsel, würde hier also gelegen kommen, um sich diese unter den Nagel zu reißen oder zumindest günstigere Handelsbedingungen zu erzwingen.

Venezuela rüstet auf und setzt auf internationale Verbündete

Seit dem Aufzug der US-Truppen vor der Küste des Landes bereitet sich auch Venezuela auf einen Krieg vor. Die Bevölkerung wird mit den „Bolivarischen Milizen“ zum Militärdienst mobilisiert, im ganzen Land wird der Kriegsfall geübt und hochrangige Militärs, die nicht vollkommen loyal gegenüber dem venezolanischen Präsidenten Maduro sind, werden festgenommen.

Parallel dazu sucht die venezolanische Regierung Verbündete auf der ganzen Welt. So liefert der Iran militärische Ausrüstung und Drohnen. Außerdem plant der Verkehrsminister Venezuelas in der nächsten Zeit, den Staat in Westasien zu bereisen. An China habe Maduro einen Brief gesendet, in dem er um eine Erweiterung der militärischen Zusammenarbeit bittet, um der „militärischen Eskalation zwischen den USA und Venezuela“ entgegenzuwirken.

Besonders Radarsysteme, Raketen und Kampfflugzeuge scheint das Land den Anfragen zufolge zu brauchen. Laut Expert:innen sei das Equipment der venezolanischen Streitkräfte besonders in diesen Bereichen den USA meilenweit unterlegen und zum Teil gar nicht operationsfähig.

USA bereiten Militäroperation in Venezuela vor – und streben Regimewechsel an

Auch an Russland – genauer an den russischen Präsidenten Putin – soll Maduro einen Brief habe übermitteln lassen. Russland ist für Venezuela der wichtigste Partner in vielerlei Hinsicht: So stellt Maduro an Putin die wohl umfangreichste Anfrage wegen Militär-Equipments. Dem entgegen hält sich Russland in der gesamten Venezuela-Krise eher zurück. Bis auf ein vage formuliertes neues strategisches Abkommen und einige Bekenntnisse zur Souveränität und Unabhängigkeit Venezuelas gab es bisher nicht viel Unterstützung.

Die Zurückhaltung Russlands kann verschiedene Gründe haben: Einerseits ist das Land mit dem eigenen Krieg in der Ukraine seit über dreieinhalb Jahren direkt vor der Haustür beschäftigt. Auf der anderen Seite bindet das Säbelrasseln in der Karibik massive Kräfte der USA – eine willkommene Erleichterung.

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