`
Donnerstag, April 18, 2024
More

    Hansa Rostock-Fans hissen ein Banner, welches das rassistische Pogrom in Lichtenhagen feiert

    Teilen

    Beim sonntäglichen Zweitligaspiel zwischen St. Pauli und Hansa Rostock hissten Rostock-Fans ein Banner, auf dem das Wort “Lichtenhagen” sowie eine Sonnenblume zu sehen waren. Dies soll auf das Pogrom in Rostock Lichtenhagen 1992 anspielen, bei dem Faschisten das Sonnenblumenhaus, ein Asylbewerberheim, angriffen und in Brand steckten. Es ist nicht das erste Mal, dass Hansa Rostock durch rechte Aussagen auffällt.

    Auf dem großen Banner steht “Lichtenhagen” in Frakuturschrift – dazwischen die bekannte Sonnenblume. Damit waren die Häuser bemalt, die am 22.8.1993 von Neonazis und einem faschistisch aufgestachelten Mob angegriffen wurden.

    Das Banner, welches Hansa-Rostock Fans anbrachten, sollte wohl unter anderem die traditionell linken Fans von St. Pauli provozieren. Der Konflikt zwischen den Vereinen währt schon lange und geht in das Jahr 1993 zurück, bei dem etwa 400 Neonazis aus Rostock versuchten, den Fanblock von St. Pauli zu stürmen. Seitdem kam es bei Spielen zwischen den Vereinen regelmäßig zu Ausschreitungen.

    Das Banner ist dabei mehr als nur eine zufällige Provokation. Nach dem Pogrom in Rostock Lichtenhagen, das als die schwerste rassistische Ausschreitung der Nachkriegsgeschichte gilt und sich nunmehr zum 30. Mal jährt, beteiligten sich viele St. Pauli-Fans an Solidaritätskundgebungen mit dem Sonnenblumenhaus.

    Trotz dieser Vorgeschichte leugnen Fans des Hansa-Vereins auf Social Media, dass das Banner eine politische Bedeutung hätte. Man habe mit dem Banner und der für den Fußball ungewöhnlichen Sonnenblumensymbolik einfach nur Hansa-Fans in Lichtenhagen grüßen wollen. Menschen, die damit ein Problem hätten, “wären wohl besser auf dem CSD als im Stadion aufgehoben”.

    25 Jahre Rostock-Lichtenhagen – Wer waren die Täter? Teil I

    Hansa Rostock hat ein Nazi- Problem – und der Verein ist Teil davon

    Es ist dies nicht das erste Mal, dass Hansa Rostock durch seine faschistischen Fans auffällt. So feierte 2019 der Rostocker Fanclub “Wolgastä” sein 20-jähriges Bestehen mit einer Choreographie und einem Banner, auf dem der Slogan “außer Rand und Band für Verein und Vaterland” sowie der Reichsadler zu sehen waren.

    Ein anderes Banner benutzte das in rechten Gruppierungen bekannte Schlagwort “multikriminell” und zeigte einen Totenkopf im Lorbeerkranz. Der Fanclub ist in Szene-Kreisen als faschistisch bekannt, dennoch erlaubte der Vorstand von Hansa Rostock damals die Aktion, ein Aufsichtsratsmitglied soll laut sportbuzzer.de sogar an der Planung beteiligt gewesen sein.

    Die Polizei hatte ebenfalls im Vorfeld ihr okay gegeben. Vorstandsvorsitzender Robert Marien meinte dazu, dass es nur “wenige Kontras” zu der Aktion gegeben habe.

    Auch im Nachhinein verteidigte Hansa die Choreographie. Pressesprecherin Marit Scholz sagte, “dass ein demokratischer Verein” so etwas “tolerieren” müsse. Tatsächlich ist so eine Haltung für Vereine im Profifußball eher ungewöhnlich. Klubs sind meistens sehr darauf bedacht, die Kontrolle über jegliche Fan-Aktionen zu behalten, um Unruhe und Geldstrafen vorzubeugen. Scholz sagte damals, dass sie wegen der Aktion mit einer “Geldstrafe von 15.000 bis 20.000 Euro” für das Abbrennen von Pyrotechnik rechne. Eine Summe, die dem Verein die Aktion wohl wert war.

    Die Beteiligung Hansa Rostocks an vereinzelten antirassistischen Initiativen wirkt im Kontext von Ereignissen wie diesem kaum anders als eine unaufrichtige Öffentlichkeitsarbeit. Ist es doch gerade die Unterstützung von Seiten des Vereins, die es Faschist:innen erleichtert, ihre jahrzehntelange Vormachtstellung unter den Hansa-Fans aufrecht zu erhalten. Obwohl sich viele Fans des Vereins in den letzten Jahren vermehrt gegen eine Vereinnahmung durch Rechte wehrten, zeigen Aktionen wie die gestrige, dass das Problem noch lange nicht gelöst ist.

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News